Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern
Geschwister können Segen und Fluch zugleich sein. Ist der Lieblingspudding aus dem Kühlschrank verschwunden, dann vor allem letzteres, ist da plötzlich eine helfende Hand beim Putzen, ist die Freude hingegen groß. In Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern von Xia Da (Chang Ge Xing) steht ein Zwillingspaar vor großen Herausforderungen. Im Kaiserreich sind dämonische Machenschaften am Werk und noch dazu müssen sich der Junge Quchen und das Mädchen Ating erst einmal richtig kennenlernen. Nach der Geburt wurden die beiden nämlich gleich getrennt. Der Verlag Chinabooks entführt uns seit dem 22. April 2022 in diese fantastische Welt und das komplett in Farbe. Ob uns nicht nur der filigrane Zeichenstil in seinen Bann schlug, verraten wir in einem ausführlichen First Look.
Der Kaiser und seine erste Nebenfrau erwarten Nachwuchs. Doch während alle himmlischen Zeichen ein gutes Omen prophezeien, werden Zwillinge geboren. Der Junge Quchen ist mit einem Muttermal genau auf der Stirn und seinem ruhigen Wesen nicht das Problem, doch seine Schwester Ating kommt mit sechs Fingern auf die Welt. Für ihre Mutter sofort ein Grund, sie zu leugnen. Sie befiehlt, das Kind vom Hof zu schaffen, jedoch hat das Mädchen Glück im Unglück, denn ein alter Kampfkunstmeister findet das kleine Wesen und nimmt es bei sich auf. Allerdings erwartet Quchen auch kein Leben am Kaiserhof. Magiermeister Phönixbaum schwatzt dem Kaiser den Jungen ab, da dieser zu etwas noch Besserem bestimmt ist. Somit wachsen die Kinder kaum unterschiedlicher auf, bleiben aber trotzdem verbunden. Das ist ein Glück, denn dunkle Mächte ziehen am Horizont auf.
Reisebeginn in eine bunte Welt
Originaltitel | Bu Tian Ge (Song oft he Sky Pacers) |
Jahr | 2019 |
Bände | 1 / ? |
Genre | Fantasy, Abenteuer, Drama |
Autor | Xia Da |
Verlag | Chinabooks (2022) |
Veröffentlichung: 22. April 2022 |
Schon im ersten Band erweckt Xia Dia in ihrem Manhua (chinesischer Comic) Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern eine vielschichtige Welt voller Götter, Unsterblicher und Dämonen. Unsere Reise beginnt dabei am Kaiserhof, doch schnell lernen wir auch andere Ecken des Reiches kennen. Dadurch bekommen wir ein gutes Gefühl für die Welt, in der wir wandeln, kratzen aber erst einmal nur an der Oberfläche. Eher langsam geht es vonstatten, doch fühlt sich dies genau richtig an. Schließlich braut sich da etwas Gewaltiges zusammen, dessen Ausmaß wir noch nicht verstehen, das aber auf jeden Fall neugierig macht. Die Mischung aus daoistischen, buddhistischen, mythologischen und fantastischen Elementen fühlt sich dabei wie aus einem Schwertschmiede-Guss an. Bei all den für die chinesische Leserschaft bekannten Begriffen liefert zum Glück Übersetzer Marc Hermann wissenswerte Anekdoten. Dankbarkeit liegt schnell in der Luft, wenn so zum Beispiel klar wird, was es mit dem Penglai genau auf sich hat.
Ying und Yang in voller Pracht
Eine angenehme Überraschung wartet bei den Zwillingen auf, die vor unseren Augen durch die Jahreszeiten wandern. Eines aber vorneweg, der attraktive Quchen erreicht noch nicht das Alter, welches er schon auf dem Cover präsentiert. Zum Glück, denn erst einmal müssen die beiden in jungen Jahren ihre ersten Erfahrungen machen. Da lässt die Autorin schon tief blicken. So ist zwar der Junge ein regelrechtes Genie, aber in erster Linie auch einsam, da ihn sein Meister viel alleine lässt. Im Gegenzug zieht Schwertmeister Chen das kleine Mädchen wie sein eigen Fleisch und Blut auf und es wundert daher nicht, dass Ating sich wie ein Wirbelwind in die Herzen kämpft. Damit steht ein aufgewecktes, fröhliches, freches Mädchen einem ruhigen, schlauen, höflichen Jungen gegenüber. Da ist die Frage natürlich groß, ob die beiden sich bei den aufkommenden Problemen ergänzen werden oder es im Chaos endet.
Alles muss im Einklang sein
Neben den Zwillingen bevölkern natürlich noch weitere Charaktere die Geschichte. Jedoch bleiben Quchens Meister, der Eisschwert schwingende Junge Yuchi oder die anderen jungen Lernenden des Heiligen Berges erst einmal noch recht blass. Da der Band aber so schon viel bietet, wäre die Balance aus Handlung und Figuren mit noch weiteren ausführlichen Charaktervorstellungen aus dem Ruder gelaufen. Schließlich hält Xia Da in Sachen Story einen spannenden, ersten großen emotionalen Höhepunkt bereit, bei dem eine Figur ihr wahres Gesicht zeigt. Da dürfen sich Kampfkunstfans freuen, denn der kurze, aber heftige Konflikt weiß zu begeistern. Zudem folgen ja noch weitere Bände, weswegen die Vorfreude da ist, dass sich auch die anderen Figuren noch mehr vorstellen.
Malerische Zeichnungen in voller Farbe
Dass Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern nicht Xia Das erste Reihe ist, merkt man sofort. Die Panelaufteilung sorgt für einen klaren Sehverlauf, ausdrucksstarke Mimik für eine eindeutige Botschaft der Emotionen – auch wenn es bei dem oft ruhigen Quchen etwas schwieriger ist – und die detaillierten Hintergründe wissen zu gefallen. Allen voran sind es aber die perfekt aufeinander abgestimmten Farben, die zum Staunen bringen. Gerade die unterschiedlichen Jahreszeiten sind mit ihren typischen Merkmalen vertreten und sorgen so für viel Abwechslung. Wirklich jede Seite gestaltete die Künstlerin mit viel Liebe. Da passt es, dass sich der Verlag für ein sehr hochwertiges Papier und einen stabileren Schutzumschlag entschied, wodurch der erste Band optisch und haptisch viel hermacht.
Erster Eindruck
Der Auftaktband von der Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern überzeugt in vielen Punkten. Neben einer interessanten Welt führt uns die Autorin das unterschiedliche Leben ihrer Protagonisten vor Augen und überrascht mit einer heftigen Wendung. Da hat es jemand perfekt geschafft, Neugier zu wecken! Gerade in puncto Entwicklung der Zwillinge stehen alle Wege noch offen, schließlich müssen die beiden erst einmal zu einem Team zusammenwachsen, was nicht einfach wird. Welche Rolle die anderen interessanten Figuren einnehmen werden, steht auch noch in den weissagenden Sternen. Doch bis dahin können wir uns an den schönen Zeichnungen sattsehen. Denn ob ausgearbeitete Hintergründe, schicke Outfits oder dynamisch dargestellte Zauber – die Künstlerin hat für alles ein begabtes Händchen. Das Warten auf den nächsten Band wird folglich zur Geduldsprobe. Nun gut, auch die Chinesische Mauer wurde nicht an einem Tag errichtet.
© Chinabooks
Veröffentlichung: 22. April 2022