#DRCL – Midnight Children
Shin’ichi Sakamoto ist durch seinen Titel Innocent kein Unbekannter mehr im deutschsprachigen Raum. Vor allem sein wunderschöner und ästhetischer Zeichenstil wird dem einen oder anderen Leser im Gedächtnis geblieben sein. Nun veröffentlicht der Carlsen Verlag mit seinem Label Hayabusa seit Ende September 2023 sein neuestes Werk #DRCL – Midnight Children, welches eine Neuinterpretation von Bram Stoker’s Dracula darstellt.
Eine Fracht mit spezieller und vor allem geruchsintensiver Erde wird einer Schiffscrew zum Verhängnis, denn in den Kisten, die sie nach England transportieren, verbergen ein Monster. Dieses wird durch ein paar Blutstropfen bei der Kontrolle erweckt und während der Überfahrt tötet es alle Besatzungsmitglieder nach und nach. Dennoch segelt das Schiff unbeirrt zu seinem Bestimmungsort. Währenddessen spielen in der britischen Hafenstadt Whitby die vier Jungen Arthur, Joe, Luke und Quincey dem rothaarigen Mädchen Mina einen gemeinen Streich. Doch schon bald wird sich das Leben der fünf Jugendlichen drastisch ändern, denn das besagte Schiff legt ausgerechnet in ihrer Stadt an und das Monster fällt bereits kurze Zeit später Luke an.
Luke oder Lucy?
Originaltitel | #DRCL – Midnight Children |
Jahr | 2021 |
Genre | Drama, Horror, Mystery |
Band | 1 / ? |
Mangaka | Shin’ichi Sakamoto |
Verlag | Carlsen (Hayabusa) |
Veröffentlichung: 26. September 2023 |
Der Dreh- und Angelpunkt von Mina, Arthur, Joe und Quincey ist eindeutig Luke. Der feminine Junge zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich und das schon lange vor dem Angriff dieses Monsters, welches wohl niemand anderes als Graf Dracula sein wird. Die Jungen hegen alle Gefühle für Luke und auch Mina scheint Interesse zu haben. Allerdings hat sie noch eine andere Beziehung zu ihm. Denn Luke ist ein Schlafwandler und wird dann zum Mädchen Lucy, welches Mina wohl schon öfters aufgesucht hat. Doch nach dem Angriff benimmt sich Lucy sehr merkwürdig. Sie läuft nackt herum, bittet Mina, sie hereinzulassen, obwohl die Tür nicht abgeschlossen ist und beißt dann das rothaarige Mädchen auch noch.
Viele Fragen müssen geklärt werden
Es tauchen bereits im ersten Band viele Fragen auf. Da wäre der Junge(?) Renfield im Nonnenkostüm, der einige seltsame Vorlieben hat wie mit einer aus unterschiedlichen Tieren zusammen geflickten Marionette, ganz nach Frankensteins Art, oder auch das Essen von Fliegen. Weiterhin ist noch nicht klar, was Dracula an diesem Ort will oder wer ihn geholt hat. Was es mit Luke und Lucy auf sich hat, ist ebenso noch zu klären, immerhin kann sich Luke an nichts in der Nacht erinnern. Es kommt noch hinzu, dass der Erzählstil nicht linear ist und so immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt wird. Dadurch ist es manchmal schwierig, zeitlich etwas einzuordnen, vor allem, da Episode 0 am Ende des Bandes noch einmal für Verwirrung sorgt.
Erster Eindruck
Der erste Band von #DRCL – Midnight Children liest sich etwas schwieriger, da sehr oft zwischen den Zeiten gewechselt wird. Der Übergang von der unheimlichen Atmosphäre auf dem Schiff zum Schabernack der Schüler folgt auch recht abrupt. Was man aber besonders hervorheben muss, ist dieser überragende, sehr filigrane Zeichenstil, besonders die doppelseitigen Panels haben etwas von einem Gemälde. Insgesamt betrachtet ist es ein guter Auftakt für eine Geschichte, die viele Fragen aufwirft und somit Interesse für die weiteren Bände schürt. Die Beziehungen der Jungen mag allerdings nicht nach jedermanns Geschmack sein, da hier Homosexualität angedeutet wird. Allerdings erinnert mich die ganze Darstellung eher an die allerersten Boys Love-Titel aus den 1970ern wie The Heart of Thomas. Das finde ich wiederum eher erfrischend, diese zarte Eindeutigkeit, die doch recht vage bleibt.
© Hayabusa
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