Meine ganz besondere Hochzeit
Das Glück, in eine liebevolle Familie hineingeboren zu werden, kann das schönste Geschenk für ein Kind sein. Doch das Schicksal meint es nicht mit jedem Nachwuchs gut, denn Kinder aus lieblosen Ehen müssen oft feststellen, dass sie nur eine Last sind. Dies gilt auch für die Protagonistin Miyo Saimori aus der Manga-Serie Meine ganz besondere Hochzeit, die keine außergewöhnliche magische Gabe geerbt hat und von ihrer Familie schikaniert wird. Seit Jahren zur Bediensteten in Aschenputtel-Manier degradiert, erlebt sie Tag für Tag die Hölle. Welche Wende Miyos trauriges Leben schlagartig nimmt, kann die Leserschaft seit Juli 2022 verfolgen, denn Altraverse brachte den ersten Band des vielversprechenden Werks in die hiesigen Bücherregale. Dabei wird in dem Manga von Rito Kohsaka (Tasogare no Niwa) die Light Novel-Vorlage von Akumi Agitogi adaptiert. Fans der Serie können sich zudem auf eine Anime-Umsetzung freuen, die von dem Studio Kinema Citrus (Made in Abyss) angekündigt wurde.
Miyo Saimori kann sich nicht gerade als glücklich bezeichnen, denn sie wurde als Resultat einer Zweckehe geboren und muss seit der Kindheit mit der Ablehnung ihres Vaters zurecht kommen. Zudem besitzt Miyo keine magische Fähigkeit, die in der Blutlinie üblich ist und von der Familie erhofft wurde. Als dann ihre Mutter früh stirbt und ihr Vater seine Geliebte heiratet, muss sie ihr Leben fortan als Bedienstete fristen. So wird sie von ihrer Stiefmutter und ihrer Halbschwester Kaya ständig schikaniert, während der Vater sie ignoriert. Mit der Zeit will die Familie Miyo endgültig loswerden und eine Heirat mit dem Fürsten Kiyoka Kudo wird arrangiert. Das Oberhaupt der Familie Kudo genießt jedoch nicht den besten Ruf, denn er soll so kalt wie ein Fisch sein. Alle seine bisherigen Verlobten hielten es nicht lange mit ihm aus und machten sich nach weniger als drei Tagen aus dem Staub. Nun liegt es an Miyo, das Herz ihres zukünftigen Mannes zu gewinnen, denn ein Zuhause, zu dem sie zurückkehren könnte, hat sie nicht …
Das Leid einer jungen Frau
Originaltitel | Watashi no Shiawase na Kekkon |
Jahr | 2018 |
Band | 1 / ? |
Genre | Drama, Romanze, Supernatural |
Autorin | Akumi Agitogi |
Mangaka | Rito Kohsaka |
Verlag | Altraverse (2022) |
Veröffentlichung: 18. Juli 2022 |
Zunächst wird der Leserschaft die ruhige Protagonistin Miyo Saimori vorgestellt, die in ihrer Familie keinerlei Liebe und Anerkennung erhält. Dabei lebt sie in schwierigen Umständen und muss alle Arbeiten ausführen, die normalerweise die Bediensteten verrichten. Dadurch lernt sie nicht die Dinge, die in ihrer Stellung üblich sind. So beherrscht sie weder die Teezeremonie noch Ikebana. Wenn das noch nicht genug wäre, ist sie den Schikanen ihrer Stiefmutter und ihrer Halbschwester ausgesetzt, wodurch sie die Angewohnheit hat, sich immer sofort für alles zu entschuldigen, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Niemand ist da, um ihr zu helfen, denn sogar die Bediensteten schauen weg, aus der Angst heraus, dass sie entlassen werden könnten. Nach und nach wird ersichtlich, was für eine verletzte Seele in Miyos Körper wohnt. Ihre geheime Hoffnung zumindest ihren Kindheitsfreund Koji heiraten zu dürfen, wird dann auch noch zunichte gemacht. Koji wird nämlich mit ihrer begabten Halbschwester Kaya verlobt und schafft es aus Nettigkeit und Feigheit nicht, sich dagegen aufzulehnen. Als dann im Anschluss Miyos Heirat mit Fürst Kiyoka angekündigt wird, hat sich das Ganze endgültig erledigt. Miyo ahnt, dass ihre Familie sie aus Bösartigkeit mit dem unbarmherzigen Mann verheiraten will, da er sie sicherlich fortjagen würde und sie dann nicht mehr in das Anwesen der Saimori-Familie zurückkehren könnte. Die Furcht, dass Kiyoka sie genauso schlecht behandeln wird, wie ihre Familie, verfolgt sie. Und auch die Angst, dass er sie hinauswerfen wird.
Der Fürst ist besser als sein Ruf
Auf der anderen Seite wird der 27-jährige Fürst Kiyoka vorgestellt, der aus der hoch angesehnen Kudo-Familie mit Adelstitel entstammt und für seine außergewöhnliche Schönheit bekannt ist. Er ist Befehlshaber einer Armee und zugleich für den Anti-Mysteriensondereinsatztrupp verantwortlich, der sich mit Mysterien befasst, die im Land auftreten. Zudem wird angedeutet das Kiyoka scheinbar die magische Fähigkeit des Feuers beherrscht und dadurch im Gegensatz zu Miyo eine besondere Gabe besitzt. Obwohl es Kiyokas hoher Rang vermuten lassen würde, hält er im Gegensatz zu seiner Mutter nicht viel von einem luxuriösen Leben. Daher lebt er eher bescheiden, denn er besitzt ein einfaches Haus ohne viel Prunk. Doch gerade dieser einfache Lebensstil missfiel manchen seiner Verlobten. Hinzu kann Kiyoka Frauen nicht ausstehen, die sich selbst für wichtig nehmen und nur ihren eigenen Willen durchsetzen wollen. Im Verlauf muss Kiyoka sich eingestehen, dass Miyo Saimori ganz anders ist, als alle seine bisherigen Verlobten. Zwar äußert er sich zu Beginn gegenüber Miyo grob, aber mit der Zeit findet er immer mehr Interesse an ihr und wird gleichzeitig höflicher. Zumal sein Hausmädchen Yurie, welches ihn schon seit seiner Kindheit kennt, ebenfalls Miyo ins Herz geschlossen hat. Doch Miyo brachte nicht viel Hab und Gut in ihr neues Zuhause mit, denn sie hatte schlichtweg kaum welches. Kiyoka und Yurie entgeht nicht, dass etwas mit der Braut nicht stimmt. Denn da sind Miyos ständige Entschuldigungen, ihr glanzloses Haar, ihre zerschlissene Kleidung, ihr abgemagerter Körper und ihr fehlendes Lächeln. Daneben führt sie Tätigkeiten aus, die für ihre Stellung unüblich sind, wie Kochen und dem Nähen ihrer abgetragenen Kleidung. Kiyoka lässt die Sache nicht los und er beginnt Nachforschungen über seine Braut anzustellen.
Ein berührender wie überzeugender Auftakt
Der Shojo-Titel Meine ganz besondere Hochzeit sticht schon dadurch hervor, dass er zusätzlich übernatürliche Elemente enthält, da einige Figuren magische Fähigkeiten besitzen. Diese besonderen Gaben rücken allerdings im ersten Band noch nicht so stark in den Fokus, da die aufkeimende Beziehung zwischen Miyo und Kiyoka im Vordergrund steht. Dabei bleibt es spannend, ob Miyo tatsächlich keine Fähigkeit geerbt hat oder weitaus mehr dahinter steckt, als bisher bekannt ist. Einige Andeutungen lassen zumindest darauf schließen, dass da noch interessante Entwicklungen und Intrigen zu erwarten sind. Die Hauptfiguren Miyo und Kiyoka werden sympathisch dargestellt und ihre Interaktionen sind im Handlungsverlauf interessant zu verfolgen. Gerade, als Kiyoka das gekochte Essen von Miyo lobt, beschert es der Serie einen entzückenden sowie emotionalen Moment. Eine große Stärke der berührenden Geschichte sind zudem die Gedankengänge, die die Figuren mit Leben füllen und greifbarer machen. So hat es die Leserschaft hierin nicht mit blassen Hüllen oder gar dümmlichen Charaktertypen zutun. Es lässt sich in Folge dessen problemlos mit den Figuren mitfühlen. Dabei wird sich nicht nur auf Miyo als Protagonistin fokussiert, denn auch das Innenleben von Kiyoka wird mit der Zeit preisgegeben. Insgesamt nimmt sich der Manga also genügend Zeit, um die Hauptfiguren richtig auszubauen, aber auch gleichzeitig eine fesselnde Geschichte zu Papier zu bringen. Dies ist den Schöpfern eindeutig geglückt. In Sachen Optik kann die in der Meiji-Zeit angesiedelte Serie ebenfalls überzeugen, denn die Zeichnungen von Mangaka Rito Kohsaka hinterlassen einen positiven sowie bezaubernden Eindruck. Neben sieben Kapiteln beinhaltet der erste Band noch einen Auszug aus der Light Novel, der sich als guter Abschluss erweist.
Erster Eindruck
Der Titel “Meine ganz besondere Hochzeit” klingt auf dem ersten Blick nicht unbedingt spektakulär und eben typisch nach Shojo. Allerdings verbirgt sich dahinter eine großartige Geschichte, die die Lesenden schon innerhalb der ersten Kapitel in ihren Bann zieht. Was unter anderem daran liegt, dass die Schöpfer gut darin sind, das Innenleben und die Emotionen der Charaktere darzustellen. Miyo und Kiyoka als Hauptfiguren sind angenehm, sympathisch und interessant genug, um die Geschichte weiterverfolgen zu wollen. Mit Miyo lässt es sich leicht mitfühlen, da sie ein schweres Leben hinter sich hat und eine wirklich liebenswerte Protagonistin ist, die sich nach Menschen sehnt, die sie wertschätzen. So ist es traurig zu sehen, wenn sie nach Nähzeug fragen muss, um dann heimlich ihre zerissene Kleidung zu flicken, da sie kaum etwas eigenes besitzt. Doch umso mehr wünscht man ihr, dass sie mit Kiyoka glücklich werden kann. Immerhin verschönert Kiyoka Miyos Leben mit kleinen Gesten und es zeigt sich, dass er kein schlechter Mensch ist. Ansonsten besticht das Werk mit einem historischen Setting und übernatürlichen Elementen, was die Neugier auf den weiteren Handlungsverlauf deutlich weckt. Mich hat der Start der Serie voll und ganz überzeugt und ich sehe mit Freude dem nächsten Band entgegen. Ich kann den Titel allen empfehlen, die fesselnde historische Romanzen mögen und von öden Schulsettings genug haben.
© Altraverse
Veröffentlichung: 18. Juli 2022