Geek-Mekka Brüssel – Teil 2

 

Zurück zu Teil 1

Im ersten Teil unseres Geek Trips in Brüssel haben wir die Comics und Funko Pops des “Multi BD” besichtigt. Im zweiten Teil werfen wir einen genauen Blick auf das frankophone Manga-Angebot.

Bei einem derart gut sortierten und umfangreichen Comic-Fundus erwartet man vermutlich eine eher kleine Manga-Nische. Tatsächlich: Räumlich betrachtet ist der Platz für Mangas im “Multi BD” eher gering, doch die Masse an Titeln wirkt zunächst erschlagend. Besonders präsent zum Zeitpunkts unseres Besuchs: One Punch-Man und My Hero Academia. Die Werbung für beide Titel ist kaum zu übersehen.

Ähnlich wie in Japan sind hier nahezu alle Mangas mit einem Schutzumschlag ausgestattet. Die Preise variieren allerdings sehr stark: Der Einzelband (Tankobon) beginnt bei 5,80 Euro. Preislich liegen die meisten Titel mit ihren 6,- Euro sehr günstig im direkten Vergleich mit den deutschen Manga-Preisen. Dass dies daran liegt, dass der französische Markt ein weitaus flächendeckenderer ist, erklärt sich von selbst. Immerhin werden die Titel nicht nur für Frankreich, sondern auch die Nachbarländer in BeNeLux übersetzt, wo die Käufer der Sprache mächtig sind.

Auslaufbände wie Zetman sind bereits ab 5,- Euro zu erwerben.

Positiv fällt uns auf, dass viele ältere Titel in Neuauflagen erscheinen, die optisch viel her machen. So stoßen wir in der Ecke mit japanischer Literatur beispielsweise auf eine telefonbuchstarke Gesamtedition von PLANETES.

 

Auch in Deutschland vergriffene Titel wie 20th Century Boys und Monster sind hier spielend einfach zu erwerben. Die schicken Sammelbände, die auch im Regal ein Blickfang sind, stechen sofort ins Auge und lassen so manchen deutschen Mangaleser neidisch werden.

Auch Fans von Pokémon dürfen sich über eine liebevolle Aufmachung der dicken Bände freuen.

Hinzu kommen ansehnliche Gesamtboxen für erfolgreiche Titel wie Orange, welches preislich wiederum mit dem deutschen Markt vergleichbar ist.

Ein weiterer Aspekt, der sich merklich vom deutschen Manga-Markt unterscheidet: Schwierige Stoffe scheinen kein Problem zu sein für französische Manga-Publisher. Die Titel erscheinen anders als in Deutschland nicht in Folie eingeschweißt und mit Altersempfehlung, sondern liegen offen im Laden aus. Unabhängig des Alters kann sich somit jeder selbst einen Eindruck vom Inhalt verschaffen. In der Mitte der Manga-Ecke liegen auf einem Tisch besonders aus dem Rahmen fallende Titel aus, wie z.B. Pygmalion oder Dead Tube, deren explizite Darstellung uns in Erinnerung bleiben wird.

Weitere Titel lassen uns über Tabuthemen wie sexuellen Missbrauch oder Verstümmelung von Figuren stoßen, für die der frankophone Markt augenscheinlich auch einen Absatzmarkt darstellt. Dazu zählen auch völlig aus dem Rahmen fallende Mangas wie etwa der trashige Titel Ladyboy vs. Yakuzas.

Insgesamt fällt uns vor allem auf, dass der breitgefächerte Markt insbesondere für erwachsene Leser viele Mangas bietet. Titel, die sich nicht unbedingt nur durch ihre Darstellung auszeichnen, sondern auch mit komplexeren Inhalten aufwarten, gibt es in Hülle und Fülle.

Wir verlassen das “Multi BD” ein wenig neidisch und mangels ausgeprägten Kenntnissen der französischen Sprache ohne Einkäufe, aber mit einem positiven Eindruck.
Im dritten Teil der Reihe verschaffen wir uns einen Eindruck des Anime- und Figurenmarkts der Boulevard Anspach.

Weiter zum letzten Teil

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Alva Sangai
Redakteur
27. September 2017 0:31

Ein echtes Manga-Paradies. Unglaublich wie schnell Fire Punch bei denen erscheint, während man in DE noch hoffen muss. Devil’s Line und Zetman auch noch entdeckt. Sind Titel, die ich alle sehr gerne hätte. Ich hoffe immer noch das jemand Monster als Perfect Edition rausbringt. Hatte an Carlsen gedacht, da sie Billy Bat und Pluto haben. Habe zwar die englische Ausgabe, aber ich finde Monster liest sich am besten in deutsch. Ist ein komplett anderes Feeling, da es in DE spielt.

Taria
Redakteur
Antwort an  Ayres
27. September 2017 19:51

Ich würde sagen, dass Nachholbedarf nur bei manchen Genres vorliegt, aber nicht generell im Bereich der erwachseneren Titel. Denn hier haben wir in den letzten Jahren ordentlich zugelegt. Die Verlage haben halt auch nur bestimmte Kapazitäten und können nicht ihre Programme ständig vergrößern. Besonders wenn noch mehr Verlage auf dem Mangamarkt mitmischen wollen. Manga Cult will ja auch erst nur erwachsenere Titel bringen.

Alva Sangai
Redakteur
Antwort an  Ayres
30. September 2017 15:45

Lustigerweise wurde Fire Punch in der Animania angekündigt. Kommt bei Kaze Manga raus. Freue mich schon.

Taria
Redakteur
Antwort an  Ayres
30. September 2017 18:38

Wie gesagt, in manchen Bereichen ja, aber nicht im Generellen. Da sind wir inzwischen bei 25% Seinen-Titel, die jährlich veröffentlicht werden, Tendenz stetig steigend. Der französische Markt bringt aber von allem wirklich mehr und auch außergewöhnlichere Titel in allen Zielgruppen. Zudem dürfte der monatliche Ausstoß an Titeln verlagsübergreifend höher liegen als bei uns. Was sich jetzt mit den neuen Verlagen zwar ändern kann, aber es kann auch dazu führen, dass andere wieder weniger bringen. Die Kunden haben ja auch nur beschränkt Geld zum Ausgeben. Ich bin allerdings gespannt, welche Ausrichtung Jo Kaps neuer Verlag haben wird.
Dass Fire Punch lizenziert wurde, wundert mich gar nicht. Das war wirklich nur noch eine Frage von wann und nicht ob. Dennoch schön, dass es kommt. Ist ein interessanter Shounen.

Taria
Redakteur
Antwort an  Ayres
3. Oktober 2017 16:28

Es ist vor allem interessant, wenn man es mit 2009 vergleicht. Da lag der Seinen-Anteil noch bei knapp 13,5%. Man sieht daran gut, wie sich ein Markt über die Zeit hinweg verändert. Wenn ich die vollständigen Zahlen für 2017 habe, kann ich mich mal an einem Artikel versuchen.

Taria
Redakteur
Antwort an  Ayres
3. Oktober 2017 19:40

Ja, die Leser altern zwar, aber scheinbar wohl nur die Männer. Denn im Bereich Josei gibt es keine derartig starke Tendenz, da gibt es zwar auch Wachstum, aber von Jahr zu Jahr schwankt es.

Ayla
Redakteur
Antwort an  Ayres
3. Oktober 2017 19:47

Stimmt, wobei ich denke, dass da auch genug junger Nachwuchs hinterherkommt. Aber es wird sicherlich mehr ältere Leser als vor vielleicht zehn Jahren geben. Zumal viele Seinen-Titel ja so konzipiert sind, dass sie auch für viele Jugendliche interessant sind.