Innocent
Seit April 2017 veröffentlicht Tokyopop dieses bildgewaltige und ausdrucksstarke Werk. In Japan wurde der Manga für den 18. Tezuka Osamu Kulturpreis 2014 sowie beim achten Manga Taisho Award 2015 nominiert.
Es ist Paris 1753, die ersten Vorboten der Französischen Revolution zeichnen sich bereits ab. Inmitten dieser turbulenten Zeit lebt Charles-Henri Sanson, der Sohn des Scharfrichters von Paris. Er versucht erst seinem grauenvollen Schicksal zu entkommen, doch das Blut Unzähliger, das an den Händen seiner Familie klebt, lässt das nicht zu. Überall wohin er geht, wird er verachtet und gemieden, auch der Druck seitens seines Vaters die Nachfolge anzutreten war immens. So bleibt dem sensiblen jungen Mann nichts anderes übrig als in die Fußstapfen seiner Familie zu treten und einen grausamen Pfad des Todes zu beschreiten.
Originaltitel | Innocent |
Jahr | 2013 |
Bände | 2 / 9 erschienen |
Autor | Shinichi Sakamoto |
Verlag (D) | Tokyopop (2016) |
Genre | Adult, Historical, Psychological |
Verachtung, Folterung und Intrigen
Nachdem der Vater eines Mitschülers sich gegen Charles-Henri aussprach, wird dieser der Schule verwiesen. Auch keine Schule in Paris will den 14-Jährigen mehr aufnehmen. In Toulouse gäbe es eine, die ihn aufnehmen würde, aber für wie lange? Denn niemand möchte in der Nähe eines Sansons sein. Wenn sie gehen, dann wird Wasser hinter ihnen über den Boden geschüttet oder alle Fenster geöffnet. Das macht dem jungen Charles schwer zu schaffen. Obendrein bestrafte sein Vater ihn mit einer Folterungsmethode bis der Junge nachgab und sich bereit erklärte, die Nachfolge anzutreten. Seine erste Hinrichtung war auch alles andere als leicht. Durch eine Intrige wurde Jean de Chartois, der sich mit Charles angefreundet hatte, zum Tode wegen Hochverrats verurteilt. Daher war Charles einfach zu aufgewühlt und verfehlte die Stelle, die einen schnellen Tod verursacht. Stattdessen gab es ein wahres Blutbad auf dem Schafott und das Opfer litt unnötige Qualen, man konnte den Kopf von Jean nicht mal unverhüllt der Öffentlichkeit preisgeben. Charles wurde für diese Blamage zu Hause gezüchtigt und sein Vater will schnell einen neuen Erben zeugen, da er von seinem Erstgeborenen komplett enttäuscht ist. Letzteres bekommt Charles mit und er fasst daraufhin einen Beschluss: Er wird der nächste Monsieur de Paris, aber er wird niemals eine Frau lieben und Kinder in die Welt setzen. Damit dieses verfluchte Geschlecht endlich aussterben mag.
Interessante Perspektive und realitätsnahe Umsetzung des historischen Themas
Die Serie erzählt von die Unfähigkeit sein eigenes Leben frei zu gestalten, das Erwachsenwerden, aufeinanderprallende Moralvorstellungen, Familienbande, die Abgründe der menschlichen Natur und natürlich die Aufgaben eines Nachfolgers in diesem schwierigen Beruf. Ebenso kommt die Grausamkeit dieses Zeitalters gut zur Geltung, von den Schaulustigen, zu den Folterungen und selbstredend Exekutionen, die von Hängen, Rädern, Enthauptung bis hin zur Vierteilung gehen. Die dargestellte Gewalt dient dabei nicht zu Unterhaltungszwecken, sondern vermittelt in ausdrucksstarken Bildern die Qualen der Verurteilten und des Henkers an die Leser. Shin’ichi Sakamoto zeigt in seinem Werk eine gänzlich andere Seite des Geschehens und man merkt, dass er sich ausführlich mit dem Thema befasst hat.
Die beiden ersten Bände von Innocent beeindrucken mich immer wieder, egal wie oft ich sie lese. Charles tut mir sehr leid, er muss sich seinem Schicksal fügen und dabei ist er ein so sensibler Junge, dem es eigentlich gar nicht liegt Leute zu töten. Der Manga fasziniert mich zudem sehr, da man bei den Exekutionen und all dem Leid zwar eigentlich wegsehen möchte, aber gleichzeitig kann man es irgendwie doch nicht. Ich bin niemand, der zartbesaitet ist und lese so manch brutales Werk. Allerdings musste ich hier doch öfters schlucken, die Gewalt wirkt hier anders, da sie nicht nur auf physischer Ebene stattfindet, sondern ebenso auf psychischer. Auch schafft es der Zeichner, dies in beeindruckend realistischen Bildern darzustellen und nimmt hierfür oft metaphorische Elemente hinzu, die es aber in meinen Augen sogar noch schlimmer wirken lassen. Ich kann das neunbändige Werk allen empfehlen, die Ausschau nach schwerer Kost halten oder sich für Geschichtliches interessieren, aber nicht empfindlich gegenüber Gewalt und Missbrauch sind. Es gibt noch das Sequel Innocent Rouge in Japan, welches nahtlos an die Vorgängerserie anknüpft.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Innocent gerade anfangs oft zur Seite legen musste. Ich mag keine heile Welt und seichtes, aber Puh, das war wirklich hart. So richtig dran gewöhnen konnte ich mich nie, habe jedoch die Kapitel schon vor der deutschen lizenzierung verschlungen. Brutal ehrlich und ohne Verschönerung.
Innocent Rouge bleibt dem Ursprungsmanga treu. Top
Ja, Innocent ist schon etwas Besonderes und so gar nicht massentauglich. Daher war ich bezüglich der Lizenzierung schon etwas überrascht. Ich hoffe natürlich, dass Tokyopop Innocent Rouge ebenso veröffentlicht.
Klingt alles ziemlich interessant und ich bin noch dabei, meinen Manga-Dealer zu bearbeiten, sich den Titel zuzulegen, damit ich ihn mal Probe lesen kann 😉
Tue das. Ich rate jedem, dass er vorher mal reinliest, bevor er sich diesen Manga kauft. Immerhin kostet er knapp 10€ und die schonungslose Brutalität wird den einen oder anderen definitiv auf das Gemüt schlagen.