Just Because (Folge 4)

Das vierte Kapitel von Just Because bringt die vermeintlichen Pärchen beim Besuch des Shinto-Schreins in der Neujahrsnacht zusammen – und sorgt für den dringend benötigten Schwung in der Handlung des Liebesdramas.

Nach drei Folgen der Exposition und der Charakterisierung kennt der Zuschauer die Sorgen der Hauptfiguren. Auch Nebenfiguren wie Hazukis Freundin Noriko oder die schnippische Mayuko wissen mittlerweile Bescheid über deren Gefühle füreinander – eben alle bis auf die Betreffenden selbst. Eine Prämisse wie gemacht für Romantik-Komödien voller irrwitziger Missverständnisse, aber eben auch für gähnend langweilige Melodramen, bei denen in Episode 12 überraschend und völlig forciert die Liebe obsiegt, nach elf Folgen überspitzter Gefühlsduselei entlang belangloser Handlungsstränge. Damit Just Because nicht zu einem solchen verkommt, muss sich das Beziehungsdrama also endlich entfalten, dürfen die Konflikte nicht länger nur im Hintergrund schwelen. Der erste Teil der Folge, Harutos „Hunde-Gewöhnungs-Training“ und die Gespräche zwischen Ena und Eita sowie Haruto und Natsume erwecken zunächst nicht den Anschein, als würde sich das ändern. Im zweiten Teil aber geraten die vier in eine Situation, in der es für sie immer schwieriger wird, ihre Gefühle noch länger zu unterdrücken. Zu zweit allein an einem Ort, der in der Welt der Anime für Sommerfeste, Wunschäußerungen und Emotionen aller Art steht – und das Drama nimmt endlich seinen Lauf…

Zwischen den Zeilen

Der Unterhaltungswert der Folge wird, wie so oft in diesem Anime, gesteigert durch Elemente zwischen den Dialogzeilen. Dieses Mal ist es vor allem der Schnitt: so springt die Erzählung in der zweiten Hälfte konstant zwischen den Treffen von Hazuki und Haruto sowie Natsume und Eita hin und her, was die ganze Sache um einiges spannender gestaltet. Eingeblendet werden zusätzliche Szenen mit Ena, die beim Betrachten der Bilder von Eita ins Grübeln über ihre eigenen Gefühle  kommt.

Der Joker

Nach vier Folgen ist die quirlige Fotografie-Enthusiastin nicht nur zum Publikumsliebling geworden, sondern zu einer eindeutigen Stärke des Anime. Weit entfernt davon, das fünfte Rad am Wagen zu sein, kann sich der Zuschauer bei dem ganzen Herzschmerz und Kummer der anderen Hauptfiguren auf ihre Heiterkeit, Zielstrebigkeit und Durchsetzungskraft stützen – selbst Eita, der eher wenig für sie übrig zu haben scheint, würdigt sie mit dem Ausdruck „powerful“. Dabei hat ihr Charakter Tiefgang, der ihre Rolle in der Geschichte weiterhin zur heiß diskutierbaren Frage macht: Lassen die Meinungen anderer die wegen ihrer Art gemiedene Außenseiterin wirklich so kalt, wie sie vorgibt? Und wie steht es um ihre eigenen Gefühle für andere, vor allem für ihr Lieblings-Fotomotiv?

Auch für mich ist Ena in dieser Folge so ein Anker im Sturm der Gefühle. Eine Liebesgeschichte tut gut daran, beim Fokus auf all das Emotionale die Welt drum herum nicht außer acht zu lassen. Denn in der findet das Drama statt, ohne sie wirkt es dagegen gekünstelt. Das vierte Kapitel des Anime stellt für mich aber generell eine eindeutige Wende zum positiven dar. Die Hauptfiguren im ersten Drittel der Serie bereits auf die Reise in der Achterbahn der Gefühle zu schicken, das war eine glänzende Idee der Autoren. Szenisch gut umgesetzt, wirkt das Drama echt, aber nicht überspitzt oder forciert.

 

Zweite Meinung:

Es wirkt nicht überhastet, auch wenn es in Episode 4 schon früh dran ist: Die Gefühle kommen auf den Tisch. Damit meine ich nicht unbedingt Haruto, da habe ich schon damit gerechnet, dass er sich ein Herz fasst, nachdem seine Freunde ihn und Morikawa rücksichtsvollerweise allein zum Schrein haben gehen lassen. Aber dass Eita sich hat hinreißen lassen, Natsume gegenüber so offen zu reden, das hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erwartet. Es muss hinter seiner emotionslosen Fassade ordentlich brodeln, und wie es aussieht, wurde Natsumes selbstzentriertes Denken gerade doch ein wenig aus seiner Bahn geschubst. Ich bin gespannt, ob sie Eitas halbgare Aussage richtig interpretieren wird – und möchte. Gespannt bin ich auch, wie es mit Morikawa weitergehen wird. Dass sie Harutos Antrag ablehnen würde, hatte ich schon fast geahnt, in ihre Pläne passt momentan kein Freund, sie hat ja sogar ihre geliebte Musik der Zukunft geopfert. Aber einen Menschen kann man nicht einfach so in eine Ecke stellen, im Gegensatz zu einem Musikinstrument hat der nämlich Gefühle. Die einzige Konstellation, die ich ehrlich im Umgang miteinander finde, ist die von Eita und Ena. Ungehemmt kann Eita Ena sagen, wie er sie findet, da hindern keine Freund- oder Liebschaften seine klaren Worte. Anders herum findet Ena für Eita ebenfalls klare Worte, die sie ohne Rücksicht darauf, verletzt zu werden, äußert. Ob sie aber nicht doch mehr empfindet, das wird sich zeigen. Auf jeden Fall tut sie Eita gut, auch wenn er von ihr genervt ist. Ich bin definitiv ein Fan von Ena!

Zu Folge 3

Zu Folge 5

nightfury

nightfury liebt Geschichte(n), gibt aber auch gerne seinen eigenen Senf dazu: er verkriecht sich für seine Doktorarbeit in staubige Archive und philosophiert viel zu lange über das Werk, das er konsumiert hat. Leider mag er auch Sprachen und ist ein Grammatik-Freak, weshalb kein Text vor seinem Pedantismus sicher ist. Wenn er mit seiner Besserwisserei dann endlich am Ende ist, hört er auch gern mal den Anderen zu oder spielt ihnen mit seiner Westerngitarre Lieder von Johnny Cash vor.

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