Like a Dragon
Videospielverfilmungen haben nicht den besten Ruf. Es ist einfach sehr schwierig teilweise zig Stunden lange Spiele in komfortablen 90 bis 120 Minuten zu adaptieren. Yakuza Kiwami erschien am 29. August 2017 für die PlayStation 4 und ist ein Remake des PlayStation 2-Klassikers Yakuza. Und eben jener bekam bereits 2007 eine Filmadaption von Regisseur Takashi Miike (13 Assassins, Ace Attorney) spendiert. Lohnt es sich für Fans und Newcomer die Geschichte in Filmform nacherzählen zu lassen oder sollte man doch lieber bei den Spielen bleiben?
Eine Hitzewelle hat Tokio fest im Griff. In einer der heißesten Nächte des Jahres überschlagen sich in Kamurocho, angelehnt an den realen Stadtteil Kabukichō, die Ereignisse. Kazuma Kiryū (Kazuki Kitamura) wird nach 10 Jahren Gefängnis endlich wieder freigelassen. Was der Ex-Yakuza angestellt hat spielt keine Rolle, doch dass er Nachts mit Haruka (Natsuo), einem jungen Mädchen, durch das gefährliche Kamurocho zieht, weckt die Aufmerksamkeit von Detective Date (Yutaka Matsushige). Die Polizei hat diese Nacht nämlich schon genug zu tun, denn zwei Bankräuber sitzen in einer leeren Bank fest. Wie die Angestellten ihnen mitteilen, wurden am Vormittag 10 Milliarden Yen auf einmal abgehoben. Von wem und wofür wissen sie nicht. Aber da es sich dabei um Geld der Yakuza handelt, sind diese wenig davon begeistert. So ist es auch kein Wunder, dass mehr Gangster durch die Straßen wandern als üblich, alle auf der Suche nach der Kohle. Und wer liegt als Verdächtiger näher als Kazuma? Einer der Yakuza-Bosse, Gorō Majima (Gorō Kishitani), hat noch eine Rechnung mit ihm offen und begibt sich daher ebenfalls auf die Jagd. Dabei versucht Kazuma eigentlich nur Haruka dabei zu helfen ihre Mutter zu finden, welche sich irgendwo in Kamurocho aufhalten soll.Und als wäre das noch nicht genug, zieht ein junges Paar durch die belebten Straßen und raubt ein Geschäft nach dem anderen aus. Als sich die beiden eine Schusswaffe besorgen wollen, treffen sie auf Park (Yoo Gong), einen koreanischen Auftragskiller, welcher den Politiker Jingu ausschalten soll. Die Wege aller Figuren kreuzen sich gelegentlich, doch da beginnen bereits die Probleme…
In medias res
Wieso sucht Haruka ausgerechnet mit einem Ex-Yakuza nach ihrer Mutter? Warum ist das junge Pärchen auf Raubzug? Weshalb muss Jingu ausgeschaltet werden? Diese und weitere Fragen kommen schnell. Man wird mitten ins Geschehen geworfen und der Film hört genauso verwirrend auf, wie er angefangen hat. Figuren wie Jingu werden höchstens mal in einem Nebensatz erwähnt, ehe sie kurz vor Schluss überhaupt gezeigt werden und dann ebenso schnell wieder verschwinden. In den weniger als zwei Stunden Laufzeit des Films stiften zu viele Figuren Chaos und nur die wenigsten haben überhaupt genug Screentime um einen Ansatz von Charakterisierung zu bekommen. Park und das Räuberpärchen, sowie die beiden Bankräubern fressen zu viel Zeit und sind letztendlich für die Gesamthandlung irrelevant.
Für diese Handlungsstränge geht Zeit drauf, die besser in die Beziehung zwischen Kazuma und Haruka gesteckt hätte werden sollen, denn die beiden haben keinerlei Chemie und Haruka rennt Kazuma auch mehr hinterher als er tatsächlich versucht ihre Mutter zu finden. Alle 15 Minuten bekommt er einen Hinweis welcher sie zum nächsten Schauplatz lotst, nur um dann wieder von den beiden wegzuschneiden um mehr Zeit mit belanglosen Nebengeschichten zu verschwenden. Viele Plotpunkte bleiben daher ungeklärt, finden zu spät Erwähnung oder werden wenn überhaupt nur kurz behandelt. So bleiben am Ende selbst für Kenner der Spielreihe etliche Fragen offen.
Doch es gibt eine Figur die all dem trotzt und es schafft bei dem gewaltigen Cast einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Gorō Majima ist wahnsinnig und brutal, lebt aber nach seinem ganz eigenen Ehrenkodex. Gorō Kishitani gibt der Figur die nötige Ausstrahlung und bringt die Spielfigur nahezu perfekt auf die Leinwand – nur die Augenklappe trägt er aus unerklärlichen Gründen auf dem falschen Auge. Er bringt auch Humor in den Film. Glücklicherweise nimmt sich dieser nämlich nicht allzu ernst und wird immer wieder durch gut platzierte Comedyeinlagen aufgelockert.
Lasset die Fäuste sprechen
Originaltitel | Ryu Ga Gotoku: Gekijouban |
Erscheinungsjahr | 2008 |
Land | Japan |
Genre | Action, Drama |
Regisseur | Takashi Miike |
Cast | Kazuma Kiryu: Kazuki Kitamura Haruka Sawamura: Natsuo Goro Kishitani: Goro Majima Makoto Date: Yutaka Matsushige Claude Maki: Akira Nishikiyama |
Laufzeit | 106 Minuten |
FSK |
In den Yakuza-Spielen wird sich ordentlich geprügelt und so dürfen große Schlägereien in der dazugehörigen Filmadaption natürlich nicht fehlen. Doch auch wenn hier oft die Fäuste geschwungen werden, sind die zum Großteil toll choreografierten Kämpfe zu schnell vorüber. Auch hat man versucht die Spezialattacken aus den Spielen zu implementieren, was dazu führt, dass Kazuma und seine Gegenspieler gelegentlich computergenerierte Flammen auf den Schultern haben, was beim normalen Zuschauer nur für noch mehr Verwirrung sorgt. Wenn es um die Action geht wird in dem Streifen lieber zur Schusswaffe gegriffen, weshalb in der kurzen Laufzeit mehr geschossen wird als in den Spielen selbst. Überall wo Majima auftaucht wird geballert, die einzelnen Sets werden dabei schön auseinandergenommen.
Generell trumpft der Film visuell auf, denn mit den Neonfassaden Kamurochos bei Nacht gebündelt mit dem Feuerwerk der Waffen und den bunten Kostümen der Charaktere, bekommt man hier ein wahres Farbenspiel geboten. Und auch wenn der Soundtrack definitiv einige Ohrwürmer mit sich bringt, so ist die Synchro ein zweischneidiges Schwert. Viele der Hauptfiguren wie Kazuma oder Majima sind gut besetzt und vertont. Hingegen erscheint die Sprecherwahl bei anderen Figuren wie ein Witz. Da ist von schrill bis monoton alles vertreten. Das mündet darin, dass man sich bei Haruka nicht sicher ist es ob das flache Schauspiel oder das Desinteresse der Sprecherin ist, welches die Figur so belanglos wirken lässt.
Ich habe Like a Dragon geschaut, nachdem ich den ersten Yakuza–Teil auf der PlayStation 2 wahrlich verschlungen hatte. Da die meisten Meinungen auch recht positiv sind, bin ich guter Dinge an den Film gegangen, doch raus kam ich nur verwundert und fühlte mich ein wenig hintergangen. Klar, hier und da erkennt man bekannte Szenen wieder. Die Detailarbeit ist ebenso gelungen, hat man etwa Schilder von Geschäften mit den fiktiven Namen aus den Spielen ausgetauscht. Aber dann denke ich an den Plot und die Charaktere und da verliere ich allen guten Willen. Verwirrung pur ist angesagt und ich denke wenn ich gewisse Plotpunkte nicht aus den Spielen herleiten könnte, wäre dieses Gefühl noch um ein vielfaches gesteigert. Auch die Faustkämpfe kommen leider viel zu kurz und der Film schafft es einfach nicht die Figuren interessant zu machen. Kaum eine davon zeigt echte Motivation und die extra für den Film geschriebenen Charaktere sind am Ende des Tages keine wirkliche Bereicherung. Eher hindern sie den Filmfluss und das ruiniert letztlich das gesamte Schauerlebnis. Wären da nicht der tolle Hintergrund von Kabukichō und das von Majima gestiftete Chaos, so bliebe nach dem Film nichts erinnerungswürdiges übrig. Doch dafür allein lohnen sich die fast zwei Stunden Laufzeit leider nicht.
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Lang, lang ist es her das ich den Film sah, doch wenn ich so die Kritik lese kommen mir doch gleich wieder dieselben Nachteile des Filmes in den Sinn die auch der redakteur ansprach. Man wird ohne große erklärung in die Handlung geworfen, die Special Moves sind für den Nichtspieler der Reihe verwirrend und das Gaunerpärchen war zwar sympatisch, doch rückte zu sehr in den Vordergrund. Trotzdem würde ich Like a Dragon noch immer als eine der besseren VIdeospielumsetzungen ansehen, die auch zum Teil den Flair der Reihe gut einfing.