Naked
Netflix’ Eigenproduktionen begeistern im Serienbereich viele Zuschauer. In Sachen Filmproduktionen herrscht noch Nachholbedarf, doch auch hier werden munter neue Stoffe umgesetzt. Mit Naked schickte der Konzern am 11. August 2017 eine Zeitschleifenkomödie um die beiden Scary Movie-Stars Marvin Wayans und Regina Hall ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. Gar keine so einfache Thematik, denn ein repetivitites Konzept läuft auch ebenso schnell Gefahr, den Zuschauer zu langweilen…
Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben einer jeden Braut werden. Pech, wenn man einen Verlobten wie Megan (Regina Hall) hat: Rob (Marvin Wayans) beherrscht weder den Hochzeitstanz, noch hat er an die Ringe gedacht oder geht seinen Pflichten in irgendeiner Form nach. Stattdessen verbringt er den Vorabend mit seinem Trauzeugen (Jonathan Todd Jackson). Das böse Erwachen folgt am nächsten Tag: Splitternackt erwacht Rob im Fahrstuhl eines Hotels und stellt fest, dass bis zur kirchlichen Trauung nur noch 60 Minuten bleiben. Um es rechtzeitig zur Kirche zu schaffen, muss er einige Hindernisse überwinden. Doch kaum angelangt, dreht sich die Zeit wieder zurück – und Rob erwacht erneut im Fahrstuhl.
Und täglich grüßt der Nackte aus dem Aufzug
Originaltitel | Naked |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Genre | Comedy |
Regisseur | Michael Tiddes |
Cast | Rob Anderson: Marlon Wayans Megan: Regina Hall |
Laufzeit | 96 Minuten |
FSK |
Um Vergleiche zu Und täglich grüßt das Murmeltier kommt Naked genrebedingt einfach nicht herum. Naturgemäß führen Zeitschleifen den Zuschauer immer wieder durch dieselben Szenarien. Hierbei kommt es darauf an, entweder möglichst spritzige Variationen bereits erlebter Momente oder aber besondere Erkenntnisse aus den jeweiligen Situationen zu ziehen um der Lösung einen Schritt nähr zu kommen. Naked setzt dabei zunächst auf beide Möglichkeiten, entscheidet sich jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt dafür, es bei komischen Szenen zu belassen. Während Robs anfänglicher Weg zur Kirche noch aufregend ist und er seine persönliche Musterlösung gefunden hat (
In der falschen Epoche erwacht
Naked fühlt sich vor allem auch unwahrscheinlich altbacken an, als sei der Film einfach zwei Dekaden zu spät veröffentlicht worden. Das kommt nicht von ungefährt, denn hierbei handelt es sich um ein Remake des schwedischen Films Naken aus dem Jahr 2000. Die Bemühungen, den Film zeitgemäß zu adaptieren, tendieren gen null. Der Soundtrack möchte seinen Zeitgeist am allerwenigsten verbergen und outet den Film als den eigentlich Zeitreisenden. Das erklärt auch, weshalb ausgerechnet “Gonna Make You Sweat (Everybody Dance Now)” von C&C Music Factory der schmissigste Titel der musikalischen Untermalung ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Humor, der zeitgenössisch weit in der Vergangenheit liegt. Eine originellere Adaption, die stärker auf die heutigen Sehgewohnheiten zugeschnitten ist, wäre wünschenswert gewesen.
Selbst für mich als Fan von Zeitschleifen, der über viele Logikschwächen hinwegsehen kann, wenn der Unterhaltungswert stimmt, kommt Naked einem Totalausfall nahe. Dabei ist Marlon Wayans eigentlich die Top-Besetzung für eine solche Rolle. Umso erstaunlicher, dass der Film im Jahr 2017 auf Netflix erscheint. Vermutet hätte ich ihn eher unter den ausrangierten VHS-Kassetten der Videothek im Jahr 1997, doch wer weiß, wie lange das adaptierte in Skript in irgendwelchen Schubladen lag. Man ist besser beraten, sich die zehnte Wiederholung von Und täglich grüßt das Murmeltier anzusehen. Oder alternativ 90 mal dessen Trailer.