Neues vom US-Comicmarkt (Dezember 2018 – Teil 1)
In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.
Das Finale der „Unity Saga“ ist gekommen. Es beginnt mit einem schonungslosen Faustkampf zwischen übermächtigen Kontrahenten. Superman kriegt ungewollt Hilfe von Zod. Zwei Kryptonier, die sich schon oft gegenüberstanden, sind nun vereint gegen Rogol Zaar, den Zerstörer Kryptons. Allerdings zweifelt Superman, ob das der richtige Weg ist. Er verspürt eine starke Wut, aber sollte er Zod erlauben hier die Drecksarbeit zu erledigen und einen Kampf bis zum Tod anstacheln? Noch ehe Superman eine Entscheidung trifft, wird er aus der Phantom Zone gerettet. Die Welt braucht ihn dringend, denn jetzt fallen die Aufräumarbeiten und eine Menge Rettungen an.
Zeichner Ivan Reis übertrifft sich selbst. Er stellt den epischen Kampf zwischen Superman, Zod und Rogol Zaar auf sechs grandiosen Doppelseiten dar. Der Text von Brian Michael Bendis, der die Gedanken von Superman widergibt, ist ein emotionaler Leitfaden zur Einordnung. Aber der Star sind die Zeichnungen, brachial und dynamisch. Allein wie sich Zod und Superman in Rogols unterschiedlich farbigen Augen widerspiegeln, verursacht Gänsehaut. Und mit einem Fingerschnippen wird der Leser samt Superman aus diesem Szenario gerissen. Furchtbar aufwühlend. Denn auch ich würde jetzt gerne ergründen, was Supermans Vater alles weiß und welche Abgründe da aufgedeckt werden können. Stattdessen schwebt plötzlich Jon Kent mit Cape durchs Bild. Der Sohnemann kehrt zurück. Ziemlich großes Gefühlschaos, das hier hinterlassen wird, obwohl die Hälfte des Heftes augenscheinlich nur aus einer riesigen Klopperei besteht. Das Finale zieht alle Register und kann mich damit gut unterhalten.
Das Geheimnis darum, wer von den beiden Hauptverdächtigen – Booster Gold und Harley Quinn – für das Massaker im Sanctuary verantwortlich ist, bleibt weiterhin ungelöst. Flash (Barry Allen) und Batman müssen erkennen, dass ihre Ermittlungen zwei verschieden Ergebnisse haben. Booster Gold selbst sagt zumindest unter dem Einfluss von Wonder Womans Lasso der Wahrheit aus, dass er nicht der Mörder war. Es bleibt allerdings die Möglichkeit, dass er es selbst nur glaubt, weil er beeinflusst wurde. Harley trifft sich unterdessen mit Batgirl und die beiden zeigen eine Art von Verständnis voneinander, die man so vielleicht nicht erwarten würde. Bei der Trinity – Batman, Wonder Woman und Batman – kriselt es hingegen ordentlich, da Lois Lane die Informationen der “Puddlers” bekommt und diese sogar veröffentlicht. Batman behauptet weiterhin er hätte keine Hintertür bei Sanctuary eingebaut, Superman und Wonder Woman können ihn aber nicht vertrauen. Superman (oder in diesem Fall wohl eher Clark Kent= vertraut seiner Frau aber beim Verarbeiten der sensiblen Daten und weiß, dass sie diese mit Vorsicht behandelt. Was jetzt aber die Wahrheit ist, bleibt weiter unbekannt und die Risse in der Beziehung der mächtigen Helden werden immer größer.
Die Serie begeistert mich weiterhin ausnahmslos. Auch weil Tom King und Clay Mann mit ihren aus neun Panels bestehenden Therapiesitzungen so viel des Innenlebens der Personen zeigen. In dieser Ausgabe unter anderem Batgirl, die ohne viel zu reden nur die Schusswunde zeigt, die ihr der Joker zugefügt hat und die sie für einige Zeit gelähmt hat. Auch Black Canary wird gezeigt und diese flucht nur einmal und verlässt dann die Sitzung. Jene Methode nutzt Tom King auch um die Charaktere in die Geschichte einzuführen, womit der Leser auch gleich eine Verbindung aufbaut. Wer sich im DC-Universum besser auskennt wird so belohnt, aber auch Neulinge können den Comic lesen und verstehen zumindest ansatzweise was die Helden durchgemacht haben. Ich bin mir noch nicht sicher, auf was die Story hinausläuft, doch die Serie bleibt weiterhin eines meiner Highlights, auch weil Szenen wie die Umarmung von Harley und Batgirl unerwartet, aber sehr stark in Szene gesetzt werden. Das Warten fällt bei so etwas wirklich schwer.