Resident Evil: Vendetta
2017 ist das große Resident Evil-Jahr: Teil 7 erblickte im Januar das Licht der Welt, die Filmreihe mit Milla Jovovich fand nach 15 Jahren ihren Abschluss und ehe der Manga Resident Evil: Heavenly Island im November beendet wird, erschien im August der CGI-Film Resident Evil: Vendetta. Es ist bereits die dritte computeranimierte Film-Mission von Leon S. Kennedy nach Resident Evil: Degeneration (2008) und Resident Evil: Damnation (2012).
Wieder einmal wird Chris Redfield in ein Herrenhaus geführt, in dem er und sein Spezialkommando von Infizierten überrascht werden. Seine Mission ist das Auffinden der Agentin Carrie White, welche auf den Waffenhändler Glenn Arias angesetzt war. Doch von Carrie fehlt jede Spur und obendrein beherrscht Glenn auch noch die Horde Untoter, welche scheinbar zwischen Freund und Feind unterscheiden können. Gleichzeitig rückt Rebecca Chambers, die die Waffen niedergelegt hat und in die Wissenschaft gewechselt ist, in Glenns Visier. Scheinbar ist sie an der Entwicklung eines Heilstoffes beteiligt. Als das Labor von Infizierten infiltriert wird, bleibt Rebecca nur noch die Flucht… oder der direkte Weg in den Tod!
Bewährtes gemixt mit Neuem
Originaltitel | Biohazard: Vendetta |
Jahr | 2017 |
Episoden | 1 Film (96 Minuten) |
Genre | Action, Horror |
Regisseur | Takanori Tsujimoto |
Studio | Marza Animation Planet |
Resident Evil: Vendetta geht vor allem auf eines: Nummer sicher. Hier werden Fans der Reihe ebenso bedient wie Zuschauer, die gerne Neues möchten. Um das Herrenhaus sowie das katakombenartige Labor führt wohl kein Weg herum, doch auch einige neue Schauplätze, die in den bisherigen Spielen nicht zum Einsatz kommen, fanden ihren Weg in den Film. Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren: Leon, Chris und Rebecca sind alte Bekannte, doch mit Glenn und dem Vater-Tochter-Gespann Diego und Maria Gomez erhalten neue Figuren Einzug ins Franchise. Der Ablauf der Geschichte hingegen ordnet sich eher in “Bewährtem” ein, denn die geradlinige Geschichte macht es auch neuen Zuschauern nicht allzu schwer. Da die Hauptcharaktere nahezu unsterblich sind, schleicht sich jedoch auch ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit (und bei dem einen oder anderen Zuschauer auch Langeweile) ein.
Keine großen Überraschungen
Anders als in den bisherigen beiden Filmen stehen weniger die Schreckmomente als viel mehr die Actionszenen im Vordergrund. Drehbuchschreiber Makoto Fukami (Psycho-Pass) und Regisseur Takanori (Episodenregisseur The Next Generation – Patlabor) rückten die effektlastigen Momente spürbar in den Vordergrund. Vor allem im Endkampf fliegen sämtliche Fetzen und Funken. Der Film erfüllt haargenau die Erwartungen, die man an ihn stellt, doch er übertrifft sie selten. So sind die Charaktere ganz so, wie man sie kennt und auch die Neuzugänge definieren sich über nur wenige Eigenschaften. Leider bleibt somit ausgerechnet Glenn Arias eher blass, der das Potenzial zum charismatischen Bösewicht durchaus mitbringt. Seine Hintergrundgeschichte wirkt nur allzu erzwungen und auch seine beiden Partner in Crime, Maria und Diego, erfüllen lediglich die Facetten ‘sexy’ (im zu engen Lederoutfit) und ‘gigantisch’. Damit ist bereits alles über die Charaktere zusammengefasst, die das Motto dieses Titels – Rache – verkörpern sollen.
CGI-Bombast und dramatische Töne
Visuell kann der Film nur gewinnen. Die gelungenen CGI-Animationen von Studio Marza rücken das Geschehen in ein (fast) realitätsnahes Licht. Mimik und Gestik der Figuren sind beinahe lebensecht, während die Choreografien der Kämpfe bis ins letzte Detail sauber ausgearbeitet sind. Um diese möglichst glaubhaft darzustellen, kamen erneut Stuntmen zum Einsatz, deren Bewegungen eingefangen wurden. Damit es noch dramatischer als zuvor zugeht, schneiderte Kenji Kawai (Fate/stay night: Unlimited Blade Works) das musikalische Gewand für Resident Evil: Vendetta. Das vielbeschäftigte Talent erschuf einen wuchtigen und orchestralen Soundtrack, der mit dramatischen Tönen nicht geizt. Um ein möglichst intensives Spielgefühl zu schaffen, wird häufig die Perspektive so gewechselt, dass sich Gamer in der Handlung wiederfinden können und das Erlebnis per Schulterblick über die Figuren erleben dürfen. Ohnehin gibt es einige Anleihen an Resident Evil 6, was das Entdecken von Anspielungen umso interessanter für Fans der Reihe macht.
So groß meine Sympathien für die Reihe auch sind, fallen die CGI-Filme immer reichtlich aalglatt aus. Das bekannte Schema zieht sich auch durch Resident Evil: Vendetta. Hauptfiguren überleben jede noch so ausweglose Situation und jeder Moment, der einen rückwärtslaufenden Counter mitbringt, kann in letzter Sekunde aufgelöst werden. Deswegen ist der Anspruch eher gering, doch Fans der Reihe freuen sich natürlich auf 90 Minuten Action pur. Mein persönlicher Schmerz bei solchen Filmen ist immer die Scheinperfektion, die die Figuren auch optisch umgibt. Glatte Haut, Haare wie aus Seide (die bei der kleinsten Bewegung fliegen), puppenhafte Gesichter. Mehr Ecken und Kanten wären sehr wünschenswert. Man darf aber wohl guter Dinge sein, dass dies nicht der letzte animierte Streifen um Capcoms Infizierte bleiben wird.