Appare-Ranman!
Der Wilde Westen Amerikas. Sofort denken wir an Indianer, Zwölf-Uhr-mittags-Duelle und knallharte Männer. Nicht gerade an Samurais, Steampunk oder Autorennen. Doch gerade mit diesen Zutaten wartet die Anime-Serie Appare-Ranman! aus der Schmiede von P.A. Works (Iroduku: The World in Colors) auf. Unter den wachsamen Regie-Augen von Masakazu Hashimoto (Tari Tari) entstand dieser ungewohnte Mix, in dem ein erfinderischer Junge zusammen mit seinem eigentlichen Scharfrichter in Amerika landet, um an dem größten Autorennen der damaligen Zeit teilzunehmen. Seit dem 30. April 2021 verläuft die Rennstrecke dank Polyband nun auch in unseren Wohnzimmern.
Im späten 19. Jahrhundert lebt der erfinderische Appare Sorano in Japan und träumt davon, zum Mond zu reisen. Die Bücher von Jules Verne inspirierten ihn so sehr, dass er immer größere Erfindungen baut. Allerdings zieht er damit den Unmut eines Lords auf sich, der daraufhin dessen Ermordung anordnet. Der Samurai Kosame Isshiki wird unter anderem damit beauftragt, gerade weil er den Querkopf kennt. Doch als er den bunten Vogel vor sich hat, bringt er es nicht übers Herz, ihn zu töten und landet schlussendlich sogar bei Appare auf dem selbstgebauten Dampfboot. Unfreiwillig beginnen sie damit eine ungewöhnliche Reise. Angekommen in Los Angeles nehmen die beiden notgedrungen am „Trans-America Wild Race“-Autorennen teil, womit es einmal quer über den Kontinent geht. Bei einem Sieg erwarten die beiden Ruhm und vor allem Geld. Jedoch sind sie nicht die Einzigen, die mit diesem Event ihren Träumen nachjagen.
Vom Henker zum Bodyguard
Originaltitel | Appare-Ranman! |
Jahr | 2020 |
Episoden | 13 (1 Staffel) |
Genre | Abenteuer, Historie, Komödie |
Regie | Masakazu Hashimoto |
Studio | P.A. Works |
Veröffentlichung: 30. April 2021 |
Dank der witzigen Einführung von Appare und Kosame kann man im Grunde nichts anderes tun, als weiter an Appare-Ranman! dranzubleiben. Schließlich bricht der schlaue Fuchs ganz schnell aus dem Gefängnis aus, nur um weiter an seiner Erfindung zu bauen, während der feige Schwertträger Kosame vor seinem Ziel einfach auf die Knie fällt. Das ungleiche Duo schlägt sich nämlich auch im weiteren Verlauf des Abenteuers mit viel Witz, Charme und ungewöhnlichen Ideen durch die Gegend. Dabei trifft Hirn auf Herz, Zahnräder, Muttern und Baupläne – damit kennt sich der Bastler hervorragend aus, nicht aber mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch gerade diese muss er kennenlernen, denn er trifft einige sympathische Menschen. Wie zum Beispiel die junge Chinesin Jing Xialian, die als Frau ihrem Traum als Rennfahrerin nicht nachgehen darf, oder den gleichaltrigen Al Lyon, der unter seiner reichen Familie kaum seine eigenen Ziele verwirklichen kann.
Bunte Renn-Action im Wilden Westen?
Schnell wird klar, dass vor allem die schillernden Persönlichkeiten die Helden dieser Geschichte sind. Mit viele Liebe zum Detail lernen wir sie kennen, erfahren dabei von ihren Stärken, Schwächen, vor allem von ihren unterschiedlichen Träumen. Es fällt daher ab einem gewissen Punkt schwer, einem Teilnehmenden alleine die Daumen zu drücken. Doch Appare-Ranman! wartet nicht nur mit charakterbezogenen Dramamomenten auf. Natürlich gibt es vor und während des Wettkampfes einige andere Probleme zu lösen, schließlich ist eine Menge Geld im Spiel. Ein bisschen klischeehaft geht es dabei zu und gerade die eine oder andere Handlungswendung überrascht nicht so sehr. Vor allem in Bezug auf einen nicht fair fahrenden Gegenspieler. Besonders aber bleibt der aufregende Rennspaß etwas aus. Ein paar riskante Fahrmanöver präsentiert Hashimoto, doch wer vor allem für diesen Teil einschaltet, könnte enttäuscht werden. Diese Anime-Serie ist kein zweites Redline ‒ trotz der auffallenden Optik der durchgestylten Wagen.
Dreadlocks, Holzauto und Segway
Alleine schon Appare zieht mit seinem bunten Outfit die Blicke auf sich. Doch mit seinem ausgefallenen Design bleibt er nicht alleine, denn Mangaka Ahndongshik (Lindbergh) schenkte als Original-Charakter-Designer allen Figuren etwas Ungewöhnliches. Den Vogel schießt dabei der schwarze Fahrer TJ mit lila Dreadlocks und Holz-Ghettoblaster ab. Die jeweiligen Fahrzeuge stehen ihren Besitzern dabei in nichts nach, wodurch Appare-Ranman! ein wirklich bunter Anime-Titel ist, der dabei aber nicht zu sehr übertreibt. Viel eher fügt sich alles perfekt zusammen, um ein visuelles Erlebnis abzuliefern. Ganz nebenbei punktet auch noch der mitreisende Soundtrack des Violet Evergarden-Komponists Evan Call, der Klänge aus Ost und West zusammenkrachen lässt. Da kann beim Augenschließen schon einmal eine staubige Wüste erscheinen. Dabei mithalten kann auch das flotte Opening “I got it!” von Mia REGINA, während Shoutarou Morikubos Country-Hymne “I’m Nobody” den Abschluss bildet.
Wenn der deutsche Wortwitz einem wie Kugeln um die Ohren fliegt
Mit einer spritzigen deutschen Sprachfassung wartet die hiesige Disc-Veröffentlichung auf, welche das Studio TNT Media unter der Dialogregie von Patrick Keller produzierte. Dabei dürfen sich Zuhörende auf jede Menge Wortwitz freuen und eine sehr passende Auswahl an Sprechenden. Allen voran der oft als Martin Freemans deutsche Stimme zu hörende Manuel Straub wechselt perfekt zwischen den Stimmfarben von Kosame hin und her. Währenddessen schafft es Cedric Eich (Billy Batson in Shazam!), Appares emotionsloses Technikgebrabbel wiederzugeben und einen so zum Lachen zu bringen. Scharfschütze Dylan darf sich wiederum freuen mit Björn Schalla Avengers-Feeling in die Serie zu bringen, da dieser die Stammstimme von Sebastian Stan ist. Lin Gothoni (Momoka Sagara Valkyrie Drive: Mermaid) verkörpert hingegen die starke Jing Xialian. Es fällt insgesamt schwer, sich zwischen der deutschen und japanischen Tonspur zu entscheiden, da natürlich auch die Originalstimmen ihren Job mehr als gut machen.
Fazit
Mit einem unverbrauchten Setting starten die Helden von Appare-Ranman! in ein farbenfrohes Abenteuer. Dabei überrascht das gute Zusammenspiel der einzelnen Elemente. So schnell wie einem die lebensnahen Figuren ans Herz wachsen, kann kein Auto fahren. Gerade Appare und Kosame laden so oft zum herzhaften Lachen ein, da die beiden von einem Problem ins nächste stolpern, dabei aus ihren Fehlern lernen und über sich selbst hinauswachsen. Dabei bleiben die beiden nicht alleine. Besonders erfreulich ist, dass nicht nur junge Menschen hier ihren Zielen nachjagen, denn mit TJ und dem alkoholabhängigen Scharfschützen Dylan warten auch ein paar alteingesessene Fahrer am Start. Schade ist nur, dass das eigentliche Rennen etwas auf der Strecke bleibt. Plötzlich taucht die Ziellinie in New York auf und das irgendwie viel zu schnell. Mit einem ansprechenden Look der Figuren, einem stimmungsvollen Soundtrack, schönen Hintergründen und flüssigen Bewegungen rundet sich das Gesamtbild des Titels angenehm ab.
© Polyband
Veröffentlichung: 30. April 2021