Detektiv Conan – 25. Film: Die Halloween-Braut

Mangaka Gosho Aoyama konnte 1994 bei der Veröffentlichung des ersten Kapitels von Detektiv Conan wohl nicht ahnen, dass daraus ein weltweit erfolgreiches Franchise entstehen würde. Kein Wunder dass bei über 100 Bänden und 1.000 Anime-Episoden mit Detektiv Conan: Die Halloween Braut auch schon der 25. Film rund um den kleinen Detektiv Conan Edogawa ins Haus steht. Diesmal wird Conan mit einem Charakter aus der Vergangenheit konfrontiert und muss rund um die Halloween-Zeit herum herausfinden, wer die Welt mit speziellen Bomben in Atem hält. In Japan startete Die Halloween-Braut von Regisseur Susumu Mitsunaka im April 2022 in den Kinos, doch deutsche Fans müssen sich nicht lange gedulden: Nach der Deutschland-Premiere bei einem exklusiven Fan-Event in fünf deutschen Großstädten am 20. Mai 2022, startet der von TMS Entertainment produzierte 25. Film ab 31. Mai desselben Jahres im Rahmen der Kazé Anime Nights in den deutschen Lichtspielhäusern. Die Disc-Veröffentlichung war indes für den 1. Dezember 2022 angesetzt. Warum der aktuellste Streich um Conan Edogawa ein echtes Pflichtprogramm für Fans ist, lest ihr bei uns.

Conan und seine Freunde wohnen der Hochzeitszeremonie der Inspektoren Wataru Takagi und Miwako Sato bei, als die traute Feier jäh gestört wird. Der Bombenleger, der einst auch den Inspektoren Jinpei Matsuda getötet hat, ist ausgebrochen! Rei “Zero” Furuya verfolgt ihn, gerät aber selbst in eine brenzliche Situation. Kurz darauf wird ein Russe von einem explodierenden Tablet getötet. Es verdichten sich die Hinweise auf einen mysteriösen Auftragskiller, der fast unmöglich zu entschärfende Bomben aus Flüssigsprengstoff präpariert. Auch scheint dieser etwas mit einem Fall von vor drei Jahren zutun zu haben, an dem auch Jinpei Matsuda und Rei Furuya beteiligt waren …

Spannender Rückblick in die Vergangenheit

Originaltitel Meitantei Conan: Halloween no Hanayome
Jahr 2022
Laufzeit 110 Minuten
Genre Krimi, Action
Regie Susumu Mitsunaka
Studio TMS Entertainment
Veröffentlichung: 1. Dezember 2022

Was auf der Hand liegt: Natürlich heiraten die Inspektoren Sato und Takagi (anders als es der Trailer und die ersten Minuten des Filmes suggerieren) nicht, sondern es handelt sich lediglich um eine Übung für die Hochzeit des ehemaligen Polizei-Kollegen Muranaka, der einen Drohbrief erhalten hat und deswegen Polizeischutz benötigt. Dennoch gibt es für Fans des Paares mehrere romantische Szenen und durch den Rückbezug auf den vor drei Jahren verstorbenen Jinpei Matsuda ist auch interessanter Zündstoff für beide Figuren gegeben. So sieht Sato wieder einen sogenannten “Todesengel” vor ihrem inneren Auge, der sie befürchten lässt, Takagi könnte etwas zustoßen. Es ist ohnehin erstaunlich, wie organisch sich die Geschichte um Matsuda einfügt. Wir erinnern uns: Erstmals erfahren wir von ihm im 107. Fall der Manga-Reihe (Band 36/37) bzw. dem Mehrteiler “Eine Stadt als Geisel” der Anime-Serie (Episoden 327–330). In jenem Fall wird der Bombenleger gefasst, der ihn vor drei Jahren getötet hatte. Damit ist der große Fall um Matsuda bei mittlerweile über 100 Manga-Bänden schon länger her, gleichzeitig muss niemand hektisch eine Zusammenfassung heraussuchen: Durch kurze Rückblicke wird die Beziehung zwischen ihm und Sato und warum sein Tod so bedeutend war schnell wieder in Erinnerung gerufen. Reine Anime-Fans könnten sich hingegen wundern, warum das Todesdatum von Matsuda anstatt dem 6. Januar nun der 7. November ist. Tatsächlich ist das Datum allerdings der Manga-Vorlage entnommen und damit korrekt. Ebenfalls wieder mit von der Partei ist die Sicherheitspolizei und damit Rei “Zero” Furuya, der unter dem Namen Toru Amuro im Café Poirot arbeitet. Er präsentiert sich gewohnt mysteriös und undurchschaubar, gleichzeitig ist seine gemeinsame Vergangenheit mit Matsuda etwas, das bereits im 22. Film angedeutet wurde.

Selbst ist der Detektiv

Die Handlung präsentiert sich durch die verschiedenen Fälle tatsächlich ausgesprochen komplex, sodass die volle Aufmerksamkeit gefragt wird, gleichzeitig wirkt das alles nicht unangenehm kompliziert. Denn es zeigt sich zwar früh, dass die Fälle – der Ausbruch des Täters von vor drei Jahren, der Drohbrief an Muranaka und die gemeinsame Vergangenheit von Rei und Matsuda – irgendwie zusammenhängen, aber wie genau wird erst nach und nach enthüllt. Auch die Identität des Auftragskillers wird geschickt verschleiert, denn über ihn ist nahezu nichts bekannt, weder Geschlecht, Alter noch Nationalität. Ein Highlight hierbei stellt ganz klar der Rätselfaktor dar, da Die Halloween-Braut einmal mehr dazu einlädt, selbst die Hinweise zu kombinieren. Das erfordert Aufmerksamkeit, doch tatsächlich werden viele Zuschauer:innen gemeinsam mit Conan den berühmten “Aha”-Moment erleben. Hierbei werden durchaus auch falsche Hinweise gestreut. Unter künstlerischer Freiheit verbuchen muss man wohl hingegen die Tatsache, dass sowohl Ai als auch Conan Russisch beherrschen. Allzu tragisch ist das aber nicht, schließlich sind die Filme ohnehin kein Teil des regulären Kanons und gute Kenntnisse in einer Fremdsprache wirken weder für Ai noch Conan unrealistisch. Besonders gelungen sind aber diesmal insbesondere die exklusiven Film-Charaktere und verschiedenen Fraktionen. Sie sind mehrdimensional und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, sodass sie den Film massiv aufwerten. Im Finale wird es gar ungeahnt emotional und Conan kann einmal mehr seine empathische Seite zeigen. In jedem Falle bietet die Geschichte einen konstanten Spannungsbogen und weist keinerlei Längen auf.

Balance aus Action, Humor und Ernst

Die Halloween-Braut versetzt das Setting um die Halloween-Zeit, sodass diese Feierlichkeit rundum präsent ist. Tokio zeigt sich überall für Halloween geschmückt und die Detective Boys bereiten ihre Kostüme vor. Selbst die Infokästen sind diesmal in Kürbis-Form! Faszinierend und gar etwas überraschend dürfte aber sein, dass das Halloween-Thema nicht überpräsent ist. So gibt es etwa keine Mordserie von einem verkleideten Killer oder ein ähnliches Szenario. Damit fügt sich das Halloween-Setting sehr authentisch ein. Dies präsentiert sich auch deshalb als erfrischend, weil der Titel “Die Halloween-Braut” mehrdeutig verstanden werden kann. Das Thema Tod ist im Fall aber ohnehin durchgehend präsent und das noch viel deutlicher, als man es von einer Krimi-Reihe erwarten würde. Auch Rache und Trauer gehören zu den Themen, die angesprochen und erstaunlich vielschichtig ausgearbeitet werden. Erfrischend ausbalanciert präsentiert sich ebenso das Verhältnis aus humorvollen Szenen und Ernst. Der spärliche Humor fügt sich nämlich wunderbar in das Gesamtbild ein. Als ausgesprochen stark können auch nur die Action-Szenen beschrieben werden, denn was ist ein neuer Detektiv Conan-Streifen ohne ordentliche Action? Allerdings sind diese nicht im Ansatz so übertrieben wie etwa im 24. Film, sondern zwar cool und – wie für Action-Filme üblich – nicht unbedingt realistisch, aber auf einem angenehmen Niveau. Geboten werden dabei insbesondere Schusswechsel und direkte Kämpfe. Etwas enttäuschend für einige Fans könnte der Umstand sein, dass Ran in dem Film nur eine eher sekundäre Rolle spielt. Tatsächlich präsentiert sich das aber als eine gute Entscheidung, da so nicht zu viele Charaktere auf einmal im Spotlight stehen.

Ein einzigartiges Farbenspiel

Visuell macht dem Film so schnell nichts etwas vor, was besonders an einem Alleinstellungsmerkmal liegt: Denn die beiden Flüssigkeiten, die zu tödlichen Bomben zusammenfließen, werden mit Neonfarben dargestellt und sind damit nicht nur ein echter Hingucker, sondern verdeutlichen auch die Gefahr dahinter. So unscheinbar sie auch wirken – ihre Kombination ist zweifellos tödlich. Auch die explosiven Flammen werden mit anschaulichen violetten Farben dargestellt. Die flüssigen Animationen wissen ebenso zu überzeugen und werten insbesondere die actionreichen Szenen signifikant auf. Regisseur Susumu Mitsunaka (Haikyu!! Film 1) nimmt zum ersten Mal für einen Film der Reihe auf dem Regiestuhl Platz. In der bei den Oxygen Sound Studios entstandenen deutschen Sprachfassung hören wir die Stammbesetzung um Tobias Müller als Shinichi Kudo/Conan Edogawa, aber auch Konrad Bösherz ist wie bereits in den Filmen 20 und 22 wieder als Rei Furuya/Toru Amuro/Zero zu hören. Die Synchronisation ist dabei auf gewohnt sehr hohem Niveau und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Der gelungene Soundtrack von Die Halloween-Braut stammt von Komponist Yugo Kanno. Der Ending-Song “Chronostasis” von der japanischen Band BUMP OF CHICKEN weiß ebenso zu überzeugen.

Fazit

Detektiv Conan: Die Halloween-Braut überzeugt mit einem konstanten Spannungsbogen, einer komplexen Handlung und starker Action auf ganzer Linie. Besonders der Bezug zu Jinpei Matsuda wird interessant ausgearbeitet, vor allem wenn es um Inspektorin Sato oder Sicherheitspolizist Rei geht. Gerade die exklusiven Film-Figuren hinterlassen dabei einen wirklich bleibenden Eindruck, was man so zuletzt in Film 20 erlebt hat. Dadurch fiebert man bei der Handlung umso mehr mit. Auch die einzigartige Darstellung der aus Flüssigsprengstoff bestehenden Bomben ist ein echtes Highlight, das die entsprechenden Szenen noch deutlich intensiver wirken lässt. Als Fan besonders viel Spaß macht aber der Umstand, dass die Hinweise zum Täter und dessen Pläne selbst kombiniert werden können. Detektiv Conan-Fans bekommen mit dem 25. Film somit ein rundum gelungenes, spaßiges Abenteuer des geschrumpften Meisterdetektiven. Persönlich gefällt mir Die Halloween-Braut derart gut, dass es der Film sogar direkt in meine Favoriten der Film-Reihe geschafft hat.

© 2022 GOSHO AOYAMA/DETECTIVE CONAN COMMITTEE, Kazé Anime

Veröffentlichung: 22. Dezember 2022

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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