Dororo
Wenn der Name Osamu Tezuka fällt, kommen den meisten Lesern die Manga-Titel Astro Boy, Black Jack und Kimba, der weiße Löwe in den Sinn. Tatsächlich hat Tezuka in seiner Laufbahn als Mangaka noch weitaus mehr Werke zu Papier gebracht. Darunter auch das vierbändige Action-Abenteuer Dororo aus dem Jahr 1967, welches bisher außerhalb Japans eher wenig Beachtung fand. Manchmal braucht ein Werk den nötigen Impuls, um die Aufmerksamkeit des konsumierenden Publikums einzufangen. Den Anstoß gaben hier MAPPA und Tezuka Productions, denn beide Studios vereinten sich 2019 für eine Zusammenarbeit an einer modernen Anime-Adaption des Klassikers, die bei Amazon Prime Video zu sehen ist. So kam Dororo nicht nur im neuen Gewand daher, sondern katapultierte sich prompt zu einem der beliebtesten Animes der Winter Season des Jahres. Dabei hat die Serie eine doch recht ungewöhnliche Handlung, denn der Protagonist macht sich auf die Reise, um seine gestohlenen Körperteile zurückzuerlangen.
Der Herrscher Daigo Kagemitsu schwört dem Buddhismus ab, als es um sein Land schlecht steht. Nichts Böses ahnend bittet er die Teufelsgötter um das Wohlergehen seines Landes. Kurze Zeit später findet er heraus, welchen Preis er für seinen Wunsch gezahlt hat: die Organe seines neugeborenen Sohnes, die an Dämonen verteilt werden. Erschrocken beim Anblick des verstümmelten Säuglings lässt er diesen trotz Einwänden der Mutter am Fluss aussetzen. Das Schicksal meint es jedoch gut mit dem verstoßenen Jungen, denn er überlebt. Einige Jahre später kann er sich die fehlenden Körperteile nach und nach zurückholen, indem er die Dämonen tötet, die ihm diese gestohlen haben. Auf seiner Reise trifft er auf das diebische Waisenkind Dororo, und eine Konfrontation zwischen Vater und Sohn steht eines Tages auch noch bevor…
Ein Junge, der weder hören noch sprechen kann
Originaltitel | Dororo |
Jahr | 2019 |
Episoden | 24 in 1 Staffel |
Genre | Action, Supernatural, Drama |
Regisseur | Kazuhiro Furuhashi |
Studio | MAPPA, Tezuka Productions |
Seit dem 1. April 2020 im Handel erhältlich |
Trotz einiger fehlender Organe überlebt Hyakkimaru, was er dem begabten Medizinmann Jukai zu verdanken hat. Dieser hat sich liebevoll um ihn gekümmert. Doch viel wichtiger, er stattet den Jungen mit einer Vielzahl von Prothesen aus. Dies tut er jedoch nicht nur für ihn allein, sondern auch für viele andere kriegsgeschädigten Menschen. Zumal will er auch irgendwie für seine einst im Krieg begangenen Sünden Buße tun. Er stellt so etwas wie eine Vaterfigur für Hyakkimaru dar und ist sichtlich ein herzensguter Mensch. Inmitten der kriegerischen Zeiten ist Hyakkimaru ein von der Welt abgeschotteter und einsamer Junge, denn ihm fehlen unter anderem wichtige Sinnesorgane. Trotzdem erlernt er das Kämpfen und ist sogar sehr gut darin, was auch durch die nützlichen Prothesen ermöglicht wird, wie den in seinen Armen integrierten Schwertern. Soziale Interaktionen gestalten sich gerade am Anfang als unmöglich. Nicht verwunderlich, dass die Kommunikation zwischen ihm und Dororo einseitig verläuft. Dabei kann Dororo eine ziemliche Quasselstrippe sein und es ist zu Beginn unklar, ob es sich hierbei um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Obwohl es zunächst zu vermuten wäre, ist Hyakkimaru nicht vollständig blind, denn er kann die Farben von Seelen erkennen. Dadurch weiß er, wer ihm wohlgesinnt ist und wer nicht, aber auch wen er bekämpfen muss. Wie es das Schicksal so will, kann Hyakkimaru nach und nach seine Organe wiederlangen und die Welt plötzlich ganz anders wahrnehmen. Ein wenig Eingewöhnungszeit muss ihm hier eingeräumt werden. Je mehr er von der Welt mitbekommt, desto mehr muss er feststellen, dass sein Weg vom Geruch des Blutes und der Trauer geprägt ist.
Dämonen und Kriegszeiten, überall lauert Tod und Verderben
Die Serie spielt sich in der Sengoku-Zeit ab, wie auch schon das populäre Inu Yasha. Diese Zeit wurde stark von der Brutalität des Krieges geprägt, was sich in Dororo in Hinblick auf den historischen Bezug wiederspiegelt. In den unruhigen Zeiten wurden Menschen exekutiert und anderweitig gequält. Wo Krieg ist, da ist auch die Armut nicht weit. Besonders bedauernswert ist die Menge an Waisenkindern, die sich oft auch mit fehlenden Körperteilen durch die trostlose Welt schlagen müssen. Auf seiner Reise trifft Hyakkimaru einige Nebencharaktere, die es ebenfalls nicht leicht im Leben haben, und manche Bekanntschaften nehmen ein tragisches Ende. Wie schon andere Vertreter bietet die Geschichte auch einige Dämonen des japanischen Volksglaubens, darunter die legendären Yokai Nue und Kamaitachi.
Düsternis und die Hervorhebung von Farben
Neben einigen heiteren Momenten geht es in der Serie recht düster und ernst zu. Die Farbpalette der Produktion ist die meiste Zeit in dunkleren Farbtönen gehalten, was der Atmosphäre zu Gute kommt. Eine Besonderheit findet sich hier auch in der Darstellung von Flashbacks. Hier bedienen sich Studio MAPPA (Banana Fish) und Tezuka Productions (Young Black Jack) eines in Animes nicht so oft anzutreffenden Gestaltungsmittels. Rückblenden werden in schwarz/weiß umgesetzt, was sie ganz klar von der Gegenwart trennt. Allerdings werden manche Dinge farblich hervorgehoben, was das Ganze doch recht eindrucksvoll aussehen lässt. Zum Beispiel werden rote Schwertlilien weiterhin in Farbe dargestellt, während der Rest in Grautönen gezeigt wird. Die Farbe des Blutes wird ebenfalls betont. Für so manchen Zuschauer könnte das zu Beginn gewöhnungsbedürftig sein, aber bei Dororo passt dieses Gestaltungsmittel einfach unfassbar gut, denn es unterstreicht in gewisser Weise auch die Grausamkeit des Krieges. Desweiteren überzeugt die Produktion in einigen Szenen mit beeindruckenden Landschaftsbildern. Hier wurde mit viel Liebe seitens der Schöpfer gearbeitet.
Eine neue Version von Hyakkimarus Abenteuern
Die Vorlage von Osamu Tezuka bringt es nur auf vier Bände, umso erstaunlicher die Länge der neuen Anime-Adaption mit 24 Folgen. Allerdings konnte schon vorher die Umsetzung von 1969 von Mushi Production ganze 26 Folgen verbuchen. Doch während die ältere Version noch stark am Charakterdesign von Tezuka blieb, entschied man sich bei der neuen Adaption, andere Wege zu gehen. Was aus der Sicht des Studios Sinn macht, um neue Fans für die Serie zu generieren. Der Stil Tezukas sieht kindlich und altbacken aus, was in der heutigen Zeit nicht mehr funktionieren würde, denn die Optik spielt eine größere Rolle als je zuvor. Das Original-Charakterdesign für die Version aus 2019 stammt von dem Mangaka Hiroyuki Asada, der in Deutschland einigen hauptsächlich durch das bei Tokyopop erschiene Letter Bee bekannt ist. Manche der Charaktere sehen erwachsener, bedrohlicher, aber auch schöner aus. Besonders beeindruckend sind hierbei die Augen von Hyakkimaru, da sie mit wenig Details auf Anhieb überzeugen können. Bezüglich der optischen Gesteltung der Figuren haben die Charakterdesigner nichts falsch gemacht, wenn bedacht wird, in welcher Zeit die Handlung spielt.
Vom Einklang zum Ausklang und Klänge des alten Japans
Eingeleitet wird die Serie von dem Opening ”Kaen” der Band Ziyoou-vachi. Dieses kann visuell auf ganzer Linie überzeugen. Am Einfallsreichtum mangelt es dem Kreativteam hierbei nicht. Der Song ist vielleicht nicht ganz zur Epoche passend, aber dennoch überraschend gut. Allerdings kein Titel, der gleich von der Masse geliebt wird, denn so mancher wird sich dran gewöhnen müssen. Das zweite Intro ”Dororo”, welches mit Asian Kung-Fu Generation eine bekannte Band beigesteuert hat, hält sich jedoch wenig in Erinnerung. Auch visuell bleibt es hinter den Erwartungen zurück. Beim ersten Ending ”Sayonara Gokko” von Amazarashi geht es in die ruhigere Richtung und genauer betrachtet ist es auch der passendste Song zur Serie. Schön anzusehen sind auch die Zeichnungen im Video. Den letzten Song für Dororo stellt das zweite Outro ”Yamiyo” von Eve dar, welches sowohl gesanglich als auch visuell nicht viel bietet; definitiv nichts, woran man sich in paar Jahren noch erinnern würde. Letztendlich wäre ein Wechsel von Intro und Outro gar nicht nötig, da die ersteren einfach besser mit dem Werk harmonieren. Der Soundtrack des Animes stammt vom Komponisten Yoshihiro Ike (Inuyashiki: Last Hero) und überzeugt unter anderem mit traditionell japanischen Klängen.
Fazit
Ich finde die Idee mit den fehlenden Körperteilen recht innovativ, da ich bisher nichts anderes in der Art gesehen habe. Eigentlich ziemlich verrückt, wenn man genauer darüber nachdenkt, denn normalerweise wäre solch ein Kind nicht lebensfähig. Realismus sollte man aber generell nicht von fiktiven Medien erwarten, und für mich spielt es auch hierbei keine Rolle. Abgesehen davon hat mir die Geschichte rund um Hyakkimaru und Dororo viel Spaß gemacht, denn die beiden sind ein sympathisches Team. Es ist schön zu sehen, wie sich Dororo um Hyakkimaru sorgt und umgekehrt. Ich kann Dororo besonders Fans von Inu Yasha, Mermaid Forest und Guardian of the Spirit empfehlen, aber auch generell Liebhabern japanischer Mythologie und historischer Geschichten. Ich finde, man kann mit der Serie nicht viel falsch machen, denn sie stellt eines der Anime-Highlights aus 2019 dar.
Noch nicht angeschaut, steht aber weit oben auf der Liste dank Prime. Wollte daher nur einen nette Info hier hinterlassen: Suzuki Hiroki der Hyakkimaru im Japanischen spricht, ist Schauspieler. Er verkörpert genau diesen Charakter im dazugehörigen Stage Play (Theaterstück), welches vor dem neuen Anime an den Start ging. Ich finde es daher so klasse, dass er ihn dann als Stimme im Anime vertreten durfte und er damit seine erste Sprecherrolle hat. *__* Ich hoffe er bekommt jetzt noch weiter Rollen, denn ich mag seine Stimme. Kenne ihn von den Touken Ranbu Stage Plays.
Interessant, da tendiert man wohl jetzt mehr dazu Schauspieler zu nehmen *O* Im Grunde so wie bei Inuyashiki, da werden aber gleich mehrere Charakter von Schauspielern gesprochen. Musst dich aber dann bei Dororo sehr gedulden, bis du ihn dann hören kannst 😀 Es dauert schon recht lange bis er spricht 😉 Touken Ranbu muss ich in Zukunft auch noch nachholen. Q__Q
Nachdem der Anime bald ja auf Disc erscheinen soll, habe ich die letzten Tage mir den Titel auf Amazon Prime angeschaut. Was soll ich sagen, ich bin wirklich recht begeistert. Hyakkmaru und der kleine Dororo sind ein so sympathisches Duo, dem ich gerne bei ihren Abenteuern begleitet habe. Vor allem wie Haykki langsam all seine Sinne zurückbekommt und damit seine Warnehmung sich verändert, ist gelungen. Als er zum Beispiel wieder hören kann, aber die Welt für ihn dann viel zu laut ist und er sich verkriechen will, ist nachvollziehbar. Dororo ist eines der wenigen Kinderfiguren die einmal nicht nerven, sondern mit viel Lebenserfahrungen und einem guten Herzen die Welt betrachten. So verliert Dororo nie aus den Augen, wie wertvoll eine Leben ist und wie tragisch Hyakkis Leben ist.
Die Reise mit den beiden ist wirklich klasse, nur ist das Ende in meinen Augen etwas überstürzt.
Außerdem stört mich das Hyakki am Ende alleine auf Reisen geht. Da tut mir einfach Dororo leid und am Ende findet sie ihn zwar wieder, aber bevor die beiden sich in die Arme fliegen oder was auch immer, ist der Anime zu Ende! Hat nun Dororos Plan überhaupt funktioniert? Hat Hyakki seine Sinn im Leben gefunden (bei dem Lächeln denke ich mal ja)! Irgendwie fehlt für mich am Ende eine weiter Folge, um genau das noch in ruhe zu erzählen.
Das Charakter Design liebe ich, was kein Wunder ist, da ich Fan von Hiroyuki Asadas Werken bin. Doch auch sonst hat Studio Mappa gute Arbeit geleistet. die Kämpfe sind einfach Eyecandy und bis auf eine Folge, gab es auch nur wenige Animationepatzer.
Das erste Opening liebe ich. Wobei es wirklich ein paar Mal laufen musste, bis ich Feuer und Flamme war. Das zweite Opening ist nicht schlecht aber ihm fehlt das gewisse etwas. Das erste Ending ist ok, dass zweite ging bei mir gar nicht.
Die deutsche Ausgabe wird wohl recht schnell in meine Sammlung wandern. Ich bin sehr gespannt auf die deutschen Stimmen, denn Suzuki Hiroki hat einen tolle erse Sprecherleistung abgelegt im Japanischen. Von mir aus, darf er gerne mehr Rollen übernehmen.
Schön zu lesen, dass dir die Serie so gut gefällt :3 Beim Ende stimme ich dir zu, dass hätte man etwas anders lösen können.