Fafner: Dead Aggressor
Was würdest du tun, wenn du nur geboren wurdest, um gegen eine Alien-Invasion zu kämpfen? Für die Jugendlichen in Studio Xebecs (Star Blazers 2199 – Space Battleship Yamato) Anime-Serie Fafner: Dead Aggressor gibt es von Anfang an keine Wahlmöglichkeit. Sollten sie sich nämlich dagegen entscheiden, würde alles, was sie lieben und kennen dem Erdboden gleich gemacht werden. Daher kein Wunder, dass sie sich dem Kampf in gigantischen Mechas stellen. Was zwar nach einem Vorteil klingt, entpuppt sich jedoch als zweischneidiges Schwert, denn der Kampf in diesen Maschinen fordert einen großen Tribut. Seit dem Start der ersten Staffel 2004 folgten mehrere Fortsetzungen, von denen es zum aktuellen Stand noch keine nach Deutschland schaffte. Wir werfen daher einen Blick in die amerikanische Blu-Ray-Ausgabe.
Die japanische Inselgruppe Tatsumiyajima liegt friedlich im Meer. Doch die paradiesähnliche Stimmung dient nur dem Schein, denn eine Alien-Invasion trieb fast die Menschheit an den Rand der Auslöschung. Während die älteren Bewohner jeden Augenblick damit rechnen, dass der Feind angreift, gehen die Jüngeren ihrem sorgenfreien Alltag nach. Als einer der goldschimmernden Feinde die Insel findet und attackiert, bleibt nach vergeblichen Abwehraktionen nur noch eine Möglichkeit: die nächste Generation muss in die Schlacht ziehen. Kazuki Makabe ist einer von ihnen, der als sogenannter Fafner-Pilot auserwählt wird. Damit muss er in einen der gigantischen Kampfroboter steigen und alles dafür geben, dass die Bewohner der Insel überleben. Die Angst ist dabei allgegenwärtig. Wenn eines der Monster ihn auf dem Schlachtfeld nicht tötet, dann sind es die Nebenwirkungen der Verlinkungen mit seiner Maschine. Gibt es für ihn und seine Freunde überhaupt irgendeine Hoffnung?
Das Ende der sorgenfreien Tage
Originaltitel | Soukyuu no Fafner: Dead Aggressor |
Jahr | 2004 |
Episoden | 25 (in 1 Staffel) |
Genre | Science-Fiction, Drama, Action |
Regie | Nobuyoshi Habara |
Studio | Xebec |
Bislang keine deutsche Veröffentlichung |
Für die Gruppe Jugendlicher ist die ruhige Zeit ab Mitte der ersten Folge vorbei. Nachdem nämlich der Feind die Inselgruppe findet, kommt es immer wieder zu Angriffen. Dabei lernen die Aliens und benutzen immer neuere Techniken, um die Schutzschilde der Insel zu durchdringen oder gar die Kampfmaschinen in die Knie zu zwingen. Das eigene Adrenalin steigt daher jedes Mal an, wenn das Sicherheitssystem der Insel anschlägt, denn mit was werden die seltsamen Aliens wohl diesmal heranrücken? Vor allem: Können unsere jungen Helden ihnen wieder die Stirn bieten oder von welchem Charakter müssen wir Abschied nehmen? In Sachen dramatische Spannung braucht sich Fafner: Dead Aggressor hinter Genre-Größen wie zum Beispiel Neon Genesis Evangelion wirklich nicht zu verstecken.
Alle Mann auf Gefechtsstation
Vor allem Liebhaber durchdachter Schlachtphasen kommen hier auf ihre Kosten. So müssen die Mecha-Piloten lernen, in Formationen zu kämpfen und alles aus ihren Maschinen herauszuholen. Das eine oder andere interessante maschinelle Update wartet auch im Laufe der Handlung. Nicht nur der Feind kann hier mit Überraschungen auftrumpfen. Dabei lässt sich glücklicherweise beobachten, dass nicht allein Kazuki im Rampenlicht steht, sondern auch seine vielseitigen Freunde. So entwickelt sich die fröhliche Maya zu einer geübten Scharfschützin und Soushi Minashiro erfüllt eine andere praktische Aufgabe. Er sitzt im Siegfried-System, einer Art Verbindungseinheit, wodurch er als Stratege und mentale Stütze für die Piloten agiert. Es gibt insofern viel zu erleben. Ganz zu schweigen von der Welt außerhalb der Insel, die nicht still steht, sowie den Erwachsenen, die ihren Teil zur Verteidigung ihres Zuhauses beitragen. Das eine oder andere fesselnde Geheimnis möchte ebenfalls gelüftet werden.
Solomon, Siegfried, Sphinx = ein wilder Mythologien-Cocktail
Trotzdem machen es die beiden Autoren Tow Ubukata (Psycho-Pass 3) und Kazuki Yamanobe (The Galaxy Railways 2) nicht einfach, alles im Laufe der Folgen zu verstehen. Von Anfang an fliegen manche Begriffe wie “Schwalbenschwarm auf der Jagd” nur so durch die Gegend, ohne dass die Schreiber sie ausführlich erklären. So erschließt sich zum Beispiel die Rolle der jungen, mysteriösen Tsubaki nur sehr schwer, die für mehr als nur das Schutzschild der Insel verantwortlich ist. Ihre Funktion als „Mir“ bleibt schlicht kryptisch. Zum Glück fügen sich andere Dinge einigermaßen verständlich im Laufe der Folgen zusammen. Dass wir in Bezug auf die Kampfmaschinen mit Siegfried, Brünhild und dem Schatzbewachenden Drachen Fafner in die Nibelungensage eintauchen dürfen — hier dann als letzte Rettung der Menschheit, mit dem Paradies in Form der Insel— besitzt einen eigenen Charme.
Die normalen Probleme einer heranwachsenden Generation
Neben den spannungsgeladenen Gefechten ist ein weiteres Kernstück der Geschichte die Gefühlswelt der jungen Helden. Diese müssen sich im Laufe der Folgen nicht nur mit ihrem traurigen Schicksal abfinden, ständig kämpfen zu müssen, sondern auch noch mit dem Thema des Erwachsenwerdens auseinandersetzen. Schließlich ist Hoffnung eine zähe Pflanze, die auch auf dieser Insel nicht zu verdorren droht. Emotional sind die Zuschauer*innen von Anfang an bei den gebeutelten Kindern, welche schwanken, sich aufraffen und insbesondere weiterentwickeln. Menschliche Figuren, die immer nachvollziehbar reagieren und sich auf ihre eigene Art ins Herz des Betrachters schleichen. Freundschaft, Familie und natürlich die Liebe sind dabei nur ein paar der Motive, um die es geht. Dass wir im Laufe der Folgen ebenso zum Taschentuch greifen müssen, wie Kazuki und Co., weil geliebte Figuren nicht wieder aus ihren Maschinen steigen, ist ein Anzeichen dafür, dass Fafner: Dead Aggressor in diesem Punkt alles richtig macht.
Das Charakter-Design kommt doch bekannt vor
Worin der Titel arg schwächelt, zeigt sich im Laufe der Folgen in Form der Animationen. Nicht nur sind ab und an die Figuren nicht ganz so sauber gezeichnet, sondern auch Bewegungsabläufe etwas starr. Dafür erscheinen die Mechas, Aliens so wie alles andere wie aus einem Guss, da wenig am Computer entstand. Gerade das individuelle Design der Fafner sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert des Titels und bewirkt eine gelungene Abgrenzung zu den bekannten wuchtigeren Gundams der gleichnamigen Titel. Dass bei den ansprechenden Figuren der eine oder andere an einen anderen Anime denkt, liegt daran, dass Hisashi Hirai (Mobile Suit Gundam SEED) für das Charakter-Design verantwortlich ist. Der stimmungsvolle Orchester-Soundtrack stammt von Tsuneyoshi Saito (Dennou Coil) und dem Musikerduo angela (Blame!) gelang mit dem Openingsong „Shangri-La“ ein wunderbarer Episodeneinstieg. Auch ihre beiden Endings sorgen für einen klangvollen Abschluss.
Fazit
Es ist die dramatische Stimmung, die von Anfang an bei Fafner: Dead Aggressor fesselt. Die Kinder, die keine wirkliche Wahl haben, die Außenwelt nicht einmal kennen und nun alles für ihre Familien, Freunde und geliebten Menschen tun müssen. Gerade sie sind das Herzstück der Geschichte, menschlich, mit Raum zur Entfaltung gesegnet und gezwungen, sich wirklich harten Dingen zu stellen. Viele von ihnen gewann ich lieb und dementsprechend vergoss ich auch einmal eine Träne. Dabei findet die Handlung einen ausgewogenen Mix aus traurigen, dramatischen Szenen, aber auch Momenten der Hoffnung. Spannend geht es bei den Kämpfen und Entwicklungen zu. Schade ist nur, dass die Animationen immer wieder einmal schwanken. Das Entstehungsalter sieht man dem Titel mittlerweile an. Trotzdem besitzt Fafner: Dead Aggressor ein ansprechendes Figuren-Design und selbst die schlanken Kampfmaschinen haben etwas für sich. Mit „Shangri-La“ reiht sich zu dem ohnehin wohlklingenden Soundtrack noch ein Ohrwurmsong ein. Perfekt darf sich Fafner: Dead Aggressor nicht nennen, aber wer nach einer ergreifenden Geschichte sucht, ist hier richtig.
© Xebec