Fate/stay night: Heaven’s Feel – II. Lost Butterfly
Deutsche Fans des Franchise haben sich lange die Hände gerieben: Am 5. März 2020 erschien nach 15 Monaten der zweite Teil des jüngsten Fate/stay night-Ablegers auf Disk. Mit Fate/stay night: Heaven’s Feel II. – Lost Butterfly wird die dreiteilige Filmreihe Heaven’s Feel fortgeführt. Das Mittelstück Lost Butterfly dient dabei als actionlastige Fortführung der Handlung, um den dramatischen Unterbau der Geschichte noch einmal so richtig auszuführen. Besonders gespannt waren Fans der dahinterstehenden Visual Novel, ob und vor allem in welcher Form zwei erotische Szenen ihren Weg in die Handlung finden würden. Einspieltechnisch zog die Produktion bereits nach zwölf Tagen Spielzeit in den japanischen Kinos an ihrem Vorgänger vorbei.
Nachdem Shirou seinen Servant Saber im Kampf verloren hat und schwer angeschlagen nach Hause zurückkehrt, scheint seine weitere Teilnahme an den Auseinandersetzungen ausgeschlossen. Sein Wille, Sakura vor den grausamen und widerwärtigen Ambitionen ihres Großvaters zu schützen, ist jedoch ungebrochen und wird auf eine weitere schwere Probe gestellt, als eine neue Bedrohung aus dem Schatten in Fuyuki-City erscheint. Seine einzige Unterstützung im Kampf um den heiligen Gral scheint Rin zu sein, die noch ihren Servant Archer an ihrer Seite hat.
Fate und Erotik
Originaltitel | Fate/stay night: Heaven’s Feel II. – Lost Butterfly – |
Jahr | 2019 |
Laufzeit | 120 Minuten |
Genre | Fantasy, Action |
Regie | Tomonori Sudo |
Studio | ufotable |
Veröffentlichung: 5. März 2020 |
Während der erste Ableger Presage Flower noch überwiegend die klassische Erzählroute von Fate/stay night beschreitet, macht es sich Lost Butterfly zur Aufgabe, eine gewisse inhaltliche Eigenständigkeit dieser Erzählroute der Geschichte zum Laufen zu bringen. Der erste Film warf eine Menge Fragen auf und machte wenige Anstalten, diese zu beantworten. Umso mehr ist also in diesem zweiten Film zu tun, der aber neue Baustellen eröffnet. Was in der ersten Serien-Adaption von 2006 eher unter den Teppich gekehrt wurde, sind die erotischen Wurzeln der Reihe. Fate/stay night ist eine Visual Novel mit schlüpfrigen Szenen, die innerhalb einer Anime-Adaption bislang nur angedeutet wurden. Der zweite Film geht nun einen Schritt weiter: Zum einen gibt es eine Masturbationsszene, die zwar nicht explizit dargestellt ist, aber immerhin stattfindet. Zum anderen schwebt da eine Vergewaltigung im Raume, die zwar offscreen geschieht, aber thematisiert wird. Mit diesen beiden inhaltlichen Entscheidungen geht Regisseur Tomonori Sudo (Kara no Kyoukai: The Garden of Sinners) einen Schritt weiter in Richtung detailgetreue Adaption.
Neue Perspektiven auf bekannte Figuren
Die Figur Sakura ist in den anderen Erzählrouten der Reihe ein Mysterium. Fate/Zero deutet die Depression an, in der sich das Mädchen befindet. Doch um ihre Geschichte schließlich zu verstehen, bedarf es dieser Filmreihe. Lost Butterfly nimmt sich Zeit für ihre Wünsche und Begehren, die bislang auf der Strecke blieben und vielleicht im Glanze heroischer Heldinnen wie Saber und Rin nicht zum Zuge kamen. Ähnlich verhält es sich mit dem Servant Rider, die in den anderen Handlungssträngen schnell aus dem Weg geräumt wird und nun (endlich!) eine Bühne für ihre Kampfkunst erhält. Die dritte Figur, deren (fragwürdige) Präsenz ausgebaut wird, ist Shinji. Als eine der am stärksten polarisierenden Figuren der Reihe untermauert Lost Butterfly, weshalb er als Hass-Objekt der Fanszene gilt. Aber auch für seine Minderwertigkeitskomplexe hat die Geschichte eine Erklärung parat, die sein Verhalten für manchen Zuschauer in ein anderes Licht rücken könnte. Vor allem Zouken Matou gibt endlich einen passablen Bösewicht ab, da nun klar wird, was hinter seinen Handlungen steckt und sein ultimatives Ziel ist. Zwei Lieblinge der Reihe halten sich derweil im Hintergrund: Rin Tohsaka, deren Sternstunde in der TV-Serie Unlimited Bladeworks schlägt, spielt in Lost Butterfly nur eine untergeordnete Rolle, obwohl sie oft zu sehen ist. Und auch Illyasviel von Einzbern bleibt eine Randfigur.
Es stolpert: Das Pacing
Wie so oft entstehen bei der Adaption von einem Medium auf ein anderes Schwierigkeiten. Gerade wenn die vollständige Länge einer Visual Novel auf Spielfilmlaufzeit heruntergeschraubt wird, muss die Regie Entscheidungen treffen, was im Fokus stehen soll und welche Passagen der Schere zum Opfer fallen. Während einige Dialoge relativ schnell erledigt sind und nur bei näherer Reflexion hinterfragt werden können, wird vor allem an der zurückgelegten Wegstrecke der Figuren deutlich, dass offensichtlich Pacing-Probleme bestehen. Die Umgebung von Schloss Einzbern wird beispielsweise noch gut genutzt, jedoch fällt gerade in der zweiten Hälfte auf, dass die Handlung brutale Sprünge von Ort zu Ort macht, um die Geschichte voranzutreiben. Eine kaum zu lösende Herausforderung, die sich immerhin nicht zu häufig bemerkbar macht.
Festival der Farben
Der zweite Film ist weitaus düsterer geraten als sein Vorgänger. Über der Handlung schwebt eine (alp)traumartige Atmosphäre. Überraschend sind insbesondere die Ausgänge der einzelnen Kämpfe, die ihre Recken erstaunlich schnell (aber schmerzvoll) sterben lassen.An Blut wird nicht gespart und wenn eine Figur überraschenderweise ihren Arm verliert, dann brechen erst recht alle Dämme. Wenngleich der anschließende Umgang damit schon wieder unfreiwillig komisch ist, aber Magie kann bekanntermaßen alles richten. Visuell gibt es hingegen gar nichts zu meckern: Lost Butterfly sieht wie sein Vorgänger betörend aus. Die geschmeidigen Animationen, die unter Studio ufotable entstanden, sind eine echte Augenweide und schinden mit ihren gelungenen Lichteffekten mächtig Eindruck. Wenn dann mal Unschärfen entstehen, dann stets gewollt.
Fazit
Der Krieg um den Heiligen Gral muss für einen kurzen Zeitpunkt in den Hintergrund rücken, um die unterschiedlichen Charakterverbindungen zu stärken. Als oftmals ungeliebter Mittelteil einer Trilogie erfüllt Lost Butterfly seine Aufgabe mit Bravour und bietet einen spannenden Mix aus düsterer Romanze, epischen Actionszenen (die nicht immer auf einem Schlachtfeld, sondern auch mal im Klassenzimmer ausgetragen werden können) und schillernden Persönlichkeiten. Weiterhin gilt: Idealerweise sollte diese Reihe erst nach Fate/stay night, Fate/Unlimited Bladeworks und Fate/Zero gesehen werden, um die volle Tragweite zu verstehen.
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