Hotarubi no Mori e

Manchmal macht es einem die Liebe nicht leicht. Wenn sich das Herz ausgerechnet für jemanden entscheidet, den eine einzige Berührung auslöscht, kann das auf lange Sicht nur in einer Katastrophe enden. Oder doch nicht? Die für ihre Reihe Pakt der Yokai (alias Natsume’s Book of Friends) bekannte Mangaka Yuki Midorikawa greift in ihrer Geschichte Hotarubi no Mori e (englischer Titel: „Into the Forest of Fireflies‘ Light“) ein solches Szenario auf. Umgesetzt von Studio Brain’s Base, welches für die ersten vier Staffeln von Natsumes Anime-Abenteuern zuständig war, entführt es uns in einen magischen Wald, in dem nicht nur die besagten Glühwürmchen hausen. Auf dem AKIBA PASS FESTA 2021 war dieser Kurzfilm mit deutschen Untertiteln zu sehen. Wir verraten, warum nicht nur Fans des dicken Katers Nyanko-sensei und Co. hier unbedingt reinschauen sollten!

Als Hotaru Takegawa sechs Jahre alt ist, verbringt sie den Sommer bei ihrem Onkel auf dem Land. Beim Spielen verläuft sie sich allerdings im besagten Götterwald. Weinend und verzweifelt findet sie zum Glück ein junger Mann. Vor lauter Freude möchte sie ihrem Retter auch sofort in die Arme springen, kassiert jedoch einen Schlag mit einem Ast auf den Kopf. Wie sich herausstellt, ist der Unbekannte mit Fuchsmaske namens Gin ein Yokai (Dämon), dem eine einzige Berührung von einem Menschen den Garaus macht. Hotaru hört deswegen damit auf, ihren neuen Freund zu berühren und im Laufe des Sommers werden die beiden beste Freunde. Auch in den nächsten Jahren verbringt das Mädchen seinen Sommer im Götterwald. Doch während Gin sich nicht verändert, wird Hotaru älter …

Willkommen im Wald eines Gottes

Originaltitel Hotarubi no Mori e
Jahr 2011
Laufzeit 45 Minuten
Genre Drama, Romanze, Fantasy
Regie Takahiro Oomori
Studio Brain’s Base
Titel im Programm des Akiba Pass Festa 2021

Die kleine aufgeweckte Hotaru lacht sich schnell in das Herz des mysteriösen Maskenträgers, aber auch in das der Zuschauenden. Wer kann es ihr schließlich verübeln, dass sie gerne mit ihrem Retter durch die magischen Wälder streift, um allerlei unbekannte Wesen zu treffen. Hotarubi no Mori e rutscht dabei aber nie ins Abenteuerliche ab. Zwar treffen wir hier und da Geister, Yokai und sogar den Waldgott, doch viel eher sehen wir, wie die beiden angeln, spazieren gehen oder einfach das Wetter genießen. Der Kurzfilm verbreitet daher eine angenehme Sommeratmosphäre, bei der wir uns ein Eis in die Hand wünschen und die Grillen im Gras zirpen hören wollen. Langweilig wird es dabei nicht, denn nach und nach hüpft die Handlung geschickt durch die Jahre, bis Hotaru langsam Gin vom Alter her einholt. Womit dann natürlich ein vorhersehbares Problem anfängt.

Wo die erste Liebe hinfällt

Es fühlt sich mehr als natürlich an, als sich Hotaru in Gin verliebt. Schließlich verbringen die beiden viel Zeit miteinander, lernen einander über die Jahre kennen und von Anfang an stimmt die Chemie. Verständlich ist dabei, dass Hotaru sich immer mehr nach ihrem Yokai sehnt und dabei im Winter wie ein Zombie durch die Gegend läuft. Wer kann es ihr verübeln?! Das Problem des Nicht-Berührens entfaltet damit immer mehr seine Dramatik. Dabei bleibt Gin bis zum Ende hin nicht nur auf die Rolle des Retters reduziert, denn wir erfahren von seiner Entstehung, aber auch seinen Gefühlen. Zum Glück ist nämlich keiner der beiden auf den Mund gefallen. Das Finale, mit passendem Yokai-Festival als Szenerie, lädt nicht nur zum Lachen und Staunen ein, nein, es führt auch zu einem nicht wirklich überraschenden Ende, welches jedoch auf ganzer Linie berührt.

Da könnte auch noch Natsume durchs Bild laufen!

Gedeckte Farben, die eine herrliche Sommerstimmung verbreiten, begleiten die Handlung von Hotarubi no Mori e. Ein wenig kommt das Gefühl auf, dass Studio Brain’s Base noch etwas Material aus einer der Natsume’s Book of Friends-Staffeln übrig hatte, weil bei diesem Wald das eine oder andere bekannte Gesicht erscheinen könnte. Visuelles Highlight ist das Festival am Ende, bei dem allerlei Wesen durchs Bild laufen und auch die Stände eine schöne Auslage anbieten. Regisseur Takahiro Oomori (Baccano!) beweist dabei ein Händchen für das richtige Timing der Ereignisse, während der an allen Natsume-Staffeln beteiligte Charakter-Designer Akira Takata wie gewohnt Midorikawas Figuren umsetzt und Komponist Makoto Yoshimori für die passenden Klänge sorgt. Sängerin Shizuru Ootaka steuert hingegen mit ihrem ruhigen Ending „Natsu wo Miteita“ einen passenden Abschluss bei.

Fazit

In gerade einmal 45 Minuten erzählt Hotarubi no Mori e eine gefühlvolle Geschichte, die von Anfang an einen traurigen Beigeschmack besitzt. Schließlich reicht eine einzige falsche Berührung aus, um Gin von der Erde verschwinden zu lassen. Doch Hotarus ehrliche, fröhliche Art sorgt gerade am Anfang dafür, dass wir diesen Umstand fast vergessen. Allerdings eben nur fast. Dass die Liebe ins Spiel kommt, stört hier einmal gar nicht, denn von Anfang an wirken die beiden wie füreinander gemacht. Bleibt nur die spannende Frage, was am Ende passieren wird. Und eine herzergreifende Antwort bekommen wir; bis dahin gibt es einiges zu lachen und den Wald des Gottes zu ergründen. Die gedeckten Farben und das einfache, aber ansprechende Charakter-Design sorgen neben der ergreifenden Geschichte und den sympathischen Figuren dafür, diesen Anime-Kurzfilm genießen zu können.

© peppermint Anime

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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