Princess Principal
Geschichten über Agenten gibt es viele. Meistens würde man da etwa an James Bond denken, also mysteriöse oder charmante Einzelgänger, die ihr Leben ganz in den Dienst ihres Landes oder ihrer Organisation gestellt haben. Vor allem im Anime-Bereich ist die Schule aber der Haupthandlungsort der Geschichten: Princess Principal verbindet beides miteinander. Das mag jetzt nach einer Agentengeschichte mit ganz viel Teenager-Drama klingen, doch das ist Princess Principal überhaupt nicht.
Das Weltreich Albion ist gespalten. Quer durch London verläuft eine Mauer, die das Königreich und das Commonwealth trennt. Da ist es kein Wunder, dass sich Spione und Agenten in der Stadt aufhalten, die die jeweils andere Seite bespitzeln. Auf eine Eliteschule gehen fünf ganz besondere Mädchen. Tagsüber sitzen sie brav in ihrem Unterricht, doch nachts erfüllen sie als Agentinnen die Missionen, die ihnen übertragen werden. Diese führen sie in alle Schichten Londons und bringen sie immer wieder an ihre Grenzen. Über all dem schwebt Operation Changeling. Das Ziel dieser Operation ist es, die Prinzessin Charlotte mit einer der Agentinnen auszutauschen und somit einen zuverlässigen Spion in den höchsten Rängen des Königreichs nutzen zu können. Doch alles kommt anders, als die Prinzessin selbst sich den Agentinnen anschließen will, um gegen das Königreich zu arbeiten.
Tagsüber Schülerinnen, nachts Agentinnen
Originaltitel | Princess Principal |
Jahr | 2017 |
Episoden | 12 (in 1 Staffel) |
Genre | Action, Mystery |
Regisseur | Masaki Tachibana |
Studio | Actas |
FSK | |
Veröffentlichung: 25. Mai 2020 |
Jedes der fünf Mädchen hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Fähigkeiten. Dorothy ist wesentlich älter als die anderen und eigentlich schon eine erwachsene Frau. Um die Tarnung an der Schule aufrechtzuerhalten, gibt sie sich als Schülerin aus und spielt eine wesentlich jüngere Frau. Sie wirkt auch deutlich reifer als die anderen Mädchen. In den Missionen nutzt sie gern ihre weiblichen Reize um arglose Wachleute abzulenken. Ange ist eine talentierte Agentin, doch tagsüber gibt sie sich in der Schule als schüchternes Mädchen, das den Mund nicht aufkriegt. Bei jeder passenden und auch unpassenden Gelegenheit betont Ange, vom Planeten der schwarzen Eidechsen zu kommen. Das mag absurd klingen und nicht so recht zum ansonsten eher ernsten Ton der Serie passen, doch diese Macke von Ange wirkt überhaupt nicht wie ein Fremdkörper. Im Gegenteil, sie gibt der Agentin einen individuellen Touch. Prinzessin Charlotte wirkt wie die perfekte Musterschülerin, doch es verbindet sie auch eine gemeinsame Vergangenheit mit Ange, der eine eigene Episode gewidmet wird. Nicht von ihrer Seite weicht ihre treue Freundin Beatrice, die zunächst nicht viel für die Agentinnen übrig hat. Erst später lernt sie sie schätzen und unterstützt sie tatkräftig in ihren Missionen. Zu Gute kommt ihr dabei ein Apparat an ihrem Kehlkopf, mit dem sie ihre Stimme beliebig ändern und damit andere perfekt imitieren kann. Natürlich darf auch in diesem Anime keine Japanerin fehlen. Diese Rolle übernimmt Chise und da bleibt auch der Vergleich zwischen der japanischen und der westlichen Kultur nicht aus.
Episodisch erzählt, nicht aber chronologisch
Jede Folge erzählt eine in sich abgeschlossene Mission, doch in chronologischer Reihenfolge sieht man diese Missionen in Princess Principal nicht. Deshalb empfiehlt sich ein Blick auf die Episodentitel, die auch anzeigen, der wie vielte Fall es ist. Auf diese Weise lässt sich die vorliegende Folge gut in den größeren Kontext einsortieren. Eine clevere Erzählweise, die die Agentinnen zum einen sofort in Action zeigen kann, sich aber auch Zeit nimmt, um ihre individuellen Werdegänge und Geschichten zu betrachten. Beides verwebt sich zu einem stimmigen Gesamtbild, das sich Stück für Stück zusammenfügt. Interessant hierbei ist, dass es 24 Fälle zu geben scheint, aber nur zwölf Folgen. Das lässt den Schluss zu, dass der Anime ursprünglich vielleicht auf 24 Episoden ausgelegt war, dann aber doch nur die Hälfte erhielt. Das ist zwar schade, doch immerhin fallen abgesehen von den Missionsnummern keine Hinweise darauf auf und die Serie funktioniert auch mit ihren zwölf Episoden gut.
Fünf Mädchen auf Mission
Die Missionen selbst sind sehr unterschiedlich. Mal schmuggeln sich die Mädchen auf ein Fest am Königshof, mal mischen sie sich unter die Angestellten einer Wäscherei (und bringen nebenbei den Laden auf Vordermann). Neben ihren teils individuellen Fähigkeiten dürfen die Agentinnen oft auch die neuste Technologie verwenden. Denn was wäre eine Agentengeschichte ohne modernstes Equipment? Nicht nur Beatrices veränderter Kehlkopf erweist sich als nützlich, Ange benutzt beispielsweise regelmäßig einen Apparat, der ihre Schwerkraft aufhebt und sie schweben lässt. Geschickt wird die Vorgeschichte der Agentinnen mit so mancher Mission verwoben. Dagegen ist das eigentliche Finale eher schwach.
Fazit
Princess Principal bringt alles mit, was ich an einer guten Geschichte schätze: vielschichtige Charaktere (alle mit durchdachtem Background), spannende Missionen und ein interessantes Setting. Die besondere Erzählweise, die in der Zeit vor- und zurückspringt, eignet sich für diesen Anime hervorragend. So geht es direkt am Anfang schon zur Sache und die Agentinnen rund um Ange können bereits als Team zusammenarbeiten, aber auch wie die Gruppe überhaupt erst zusammenwächst, wird detailliert erzählt. Das gefällt mir ziemlich gut und eine solche Erzählweise ist dann doch eher selten. Ich will auf jeden Fall Princess Principal noch einmal in chronologischer Reihenfolge sehen. Die fünf Mädchen sind alle recht unterschiedlich, bilden zusammen aber auch ein super Team. Mir gefällt besonders, dass jede der fünf eine eigene Geschichte hat, die im Anime auch thematisiert wird.
©Actas
Seit dem 25. Mai 2020 im Handel erhältlich:
Mal eine ganz blöde Frage, bei der ich auch nicht weiß, wie ich sie besser formulieren könnte: Kann ein Magical Girl-Fan mit der Serie etwas anfangen? Also eher so in Sachen kämpfen, Charakterkult usw. als jetzt mit Magie oder ähnlichem. Das wäre wohl der einzige Aspekt, der mich hieran reizen könnte. Sonst liest sich das leider so, als würde wieder eine ganze Menge (inhaltlich) fehlen, was auf mich eher abschreckend wirkt.
Puh, schwer zu beantworten, da ich mich mit dem Magical-Girl-Genre nie groß auseinandergesetzt habe^^” (die Titel, die ich in dem Bereich kenne, kann ich vermutlich an einer Hand abzählen). Ich kann aber sagen, dass die Mädchen, ihre Motive und Geschichten eher im Vordergrund stehen als die Missionen selbst. In den meisten Missionen hat man doch recht viel über die einzelnen Agentinnen erfahren. Und jede Agentin hat da auch ihre eigenen Stärken, sodass sie sich als Team gut ergänzen. An die Kämpfe kann ich mich gerade nicht so genau erinnern (was wohl bedeutet, dass sie weder besonders schlecht noch besonders gut sind).