Psycho-Pass: Sinners of the System Case 1 ‒ Schuld und Sühne

Nach dem 2015 erschienenen Film Psycho-Pass: The Movie wurde es erst einmal still um den totalitären Überwachungsstaat Sibyl und dessen fleißige Ermittler. Erst 2019 gab es neues Material für das Franchise in Form der Filmreihe Sinners of System. Diese drei Filme bauen nicht nur eine erzählerische Brücke zur dritten Staffel auf, sondern rücken auch Figuren ins Rampenlicht, die sonst eher in der zweiten Reihe stehen. Autor Ryo Yoshigami feierte mit Psycho-Pass: Sinners of the System Case 1 ‒ Schuld und Sühne seinen Einstand in die Reihe und präsentiert uns einen Kriminalfall, bei dem Mika Shimotsuki zeigen kann, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Ob jedoch eine Laufzeit von gerade einmal 60 Minuten reicht, um eine packende Story aufzubauen, verraten wir in der folgenden Besprechung, denn dank KAZÉ Anime liegt seit dem 20. Juli 2020 das Steelcase mit allen drei Teilen vor.

 

Im Februar 2117 meldet das Sibyl-System einen erhöhten Psycho-Pass-Wert in einem gestohlenen, durch die Stadt rasenden Fahrzeug. Mika Shimotsuki stellt sich mit einer Straßensperre dem Fahrzeug entgegen, wodurch es zu einem Unfall kommt, da der Fahrer nicht langsamer wird. Zu aller Überraschung steigt eine junge Frau aus dem Fahrzeug und redet unverständliches Zeug. Die nachfolgenden Ermittlungen ergeben, dass sie als Psychologin in der latent kriminellen Isolations- und Reha-Einrichtung „Sanctuary“ arbeitet. Bevor die Inspektoren die Verdächtige Izumi Yasaka jedoch vernehmen können, erfolgt der Befehl, die Frau unverzüglich zur Einrichtung zurückzubringen, da sie von dort unrechtmäßig floh. Akane Tsunemori setzt sich allerdings dafür ein, dass das Amt für öffentliche Sicherheit ermittelt. Der Fall wirft einige seltsame Fragen auf. Für Mika Shimotsuki kommt daher der große Moment sich zu beweisen, da sie die Aufgabe bekommt, in der Einrichtung Sanctuary zu ermitteln.

Kein wirklicher Knobelspaß

Originaltitel Psycho-Pass: Sinners of the System Case.1 ‒ Tsumi to Bachi
Jahr 2019
Laufzeit 60 Minuten
Genre Action, Thriller
Regie Naoyoshi Shiotani
Studio Production I.G.
Veröffentlichung: 20. Juli 2020

Die chronologisch nach dem ersten Psycho-Pass-Film angesiedelte Handlung von Case 1 ‒ Schuld und Sühne baut zügig einen interessanten Kriminalfall auf, der sich jedoch in der kurzen Spielzeit nicht richtig entfalten mag. Dafür fehlt einfach Zeit, um den Kniffelgehalt stärker zu verschachteln, da zügig von A nach B ermittelt wird. Eine interessante Frage bleibt allerdings, denn da das „Wer“ schnell klar ist, bleibt noch das „Warum“. Beim Betreten der Heileinrichtung wird klar, dass die kuriose Chefetage mehr als nur ein bisschen Dreck am Stecken hat. Viele Infos findet Mika nicht, denn ein Wettlauf, bei dem das Überleben ihres Teams und ihr selbst auf dem Spiel steht, beginnt und das, obwohl Sibyl über allem schwebt. Ryo Yoshigami ließ sich nämlich eine nette Idee einfallen, um einen weiteren Schwachpunkt des Systems auszunutzen. Dadurch fügen sich die einzelnen Story-Elemente intelligent zusammen, sorgen aber insgesamt nur für kurzweilige Unterhaltung.

Mika und Ginoza — das etwas andere Team

Während Mika Shimotsuki in der zweiten Staffel nicht wirklich brillieren konnte, viel eher sogar an den Nerven zerrte, zeigt sie hier, dass sie mehr als nur Akanes blasser Schatten ist. Ihr starker Gerechtigkeitssinn treibt sie an, genauso wie ihre Sturheit, am Ball zu bleiben. Mit Ruhepol Nobuchika Ginoza an ihrer Seite ergibt sich ein dynamisches Duo, das sich perfekt ergänzt und Sympathiepunkte sammelt. Ebenfalls mit an Bord: Yayoi Kunizuka, die jedoch nur eine Nebenrolle spielt, sowie das Team rund um Akane, die in Tokyo parallel arbeiten. Insgesamt fehlt jedoch eine Erklärung, wie Mika sich nach den erschreckenden Erkenntnissen aus Psycho-Pass 2 wieder fing, um jetzt als gleichberechtigte Ermittlerin ihre Frau zu stehen. Und auch tiefere emotionale Einblick sind bei der kurzen Spieldauer nicht mit drin. Wenigstens Ginoza erzählt in einem kurzen Moment über seine ihm wichtige Freundschaft zu Kougami, was er sonst nie tut.

Raus aus dem Neonlicht der Stadt

Psycho-Pass: Sinners of the System Case 1 ‒ Schuld und Sühne entführt uns überwiegend heraus aus Tokyo in das saubere, helle Sanctuary. Das Produktionsteam schuf auf optischer Ebene einen ansehnlichen Kontrast, zwischen der Metropole und der Einrichtung, die jedoch auch ihre dunklen Ebenen hat. Die ausgearbeiteten Hintergründe bieten einiges fürs Auge, genauso die flüssigen Animationen, sodass auf dieser Ebene nichts zu beanstanden ist. Die für die Reihe typische Action darf auch hier nicht fehlen. Eine Mischung aus moderner Technologie und altbewährten Nahkampftechniken sind vorhanden, aber allerdings nur in wenigen Spielminuten zu genießen. Das Finale bietet immerhin einen wirklich herausragenden Kampf von Ginoza, der dank seiner Armprothese einen erstaunlichen Ablauf beinhaltet.

Fazit

Ich bin kein großer Fan von Mika, im Gegenteil, in der zweiten Staffel nervte sie mich wirklich tierisch. Daher war ich gespannt, ob der erste Sinners of System-Film etwas daran ändern kann. Und siehe da: Mika kann ja doch sympathisch sein! Allen voran liegt das für mich daran, weil sie, trotz der widrigen Umstände, die Wahrheit ans Licht zerren will und das, auch wenn sie sich dabei ein paar Schrammen einfängt. Das macht sie in meinen Augen zu einer tollen Ermittlerin, die noch dazu mit Ginoza ein sympathisches Gespann bildet. Selbst die Streitereien der beiden sind unterhaltsam und lockern die ernste Story passend auf. Was den Fall angeht, so weckte dieser mein Interesse, ist in meinen Augen aber zu einfach aufgebaut. Daher überraschten mich einige Enthüllungen nicht wirklich, doch insgesamt ist der Erzählfluss gelungen und bietet ein ergreifendes Finale. Studio Production I.G. liefert zudem eine gewohnt hohe Animationsarbeit ab, sodass das Zuschauen bei Psycho-Pass: Sinners of the System Case 1 ‒ Schuld und Sühne seinen Reiz hat.

© Kazé Anime


Seit dem 20. Juli 2020 im Handel erhältlich:

 

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments