Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian
Die zweite Staffel von Psycho-Pass führte eine ganze Riege neuer Figuren ein. Für einige von ihnen blieb allerdings nicht die Zeit, sich ausführlich mit ihrer Hintergrundgeschichte vorzustellen. Bei Vollstrecker Teppei Sugou holt der Film Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian diesen Fauxpas nach und schickt uns in der Zeit ein wenig zurück. Daher ist ein erfreuliches Wiedersehen mit alten Bekannten vorprogrammiert, was den einen oder anderen Wermutstropfen allerdings fließen lässt. Der Autor Makoto Fukami (Resident Evil: Vendetta) baut ansonsten einen militärischen Kriminalfall auf, bei dem ein Toter Verbrechen ausführt und somit einige Rätsel aufgibt. Seit dem 20. Juli 2020 liegen alle drei Sinners of the System-Filme durch KAZÉ Anime auf Disk vor. Zeit für uns, auch diesen Teil einer Prüfung zu unterziehen.
Im Oktober 2116 lernt Vollstrecker Teppei Sugou Frederica Hanashiro kennen, die im Auftrag des Außenministeriums den ehemaligen Ass-Piloten der 15. Integrierten Task Force der Nationalen Verteidigungsarmee zurückholen soll. Das Angebot bringt ihn zum Nachdenken. So erinnert er sich an die Ereignisse rund um das Jahr 2112 und die Militärmission „Food Stamp“, die nicht nur das Leben seines Freundes Itsuki Otomo kostete, sondern auch eine Kette brutaler Ereignisse auslöste, an deren Ende sein eigenes Leben auf der Waagschale lag. Zum Glück fand er damals Unterstützung durch die Inspektorin Risa Aoyanagi und deren älteren Vollstrecker Tomomi Masaoka. Zusammen gingen sie den mysteriösen Drohnen-Terroranschlägen auf den Grund und brachten dabei einige grausame Machenschaften ans Tageslicht.
Wiedersehen macht Freude
Originaltitel | Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian |
Jahr | 2019 |
Laufzeit | 60 Minuten |
Genre | Action, Drama |
Regie | Naoyoshi Shiotani |
Studio | Production I.G. |
Veröffentlichung: 20. Juli 2020 |
Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian startet zwar auf der Zeitachse nach den Ereignissen in SEAUn, versetzt uns dann aber vor die allererste Psycho-Pass-Staffel. Daher ist zum Beispiel weit und breit keine Akane zu sehen, dafür aber viele andere wohlbekannte Gesichter wie das von Tomomi Masaoka, Shuusei Kagari oder Risa Aoyanagi. Das weckt ein schönes vertrautes Gefühl, verleiht der Geschichte unter anderem auch eine sehr emotionale Note, da viele dieser Figuren ein trauriges Schicksal ereilt. Nichtsdestotrotz nutzt Fukami die Charaktere aber nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern vorrangig, um ein passendes Bild der damaligen Zeit zu schaffen. Besonders interessant sind dabei die damaligen Teamverhältnisse. Aoyanagi und Masaoka sind ein eingespieltes Duo, bei dem beide die Vergangenheit des anderen kennen. Deshalb spielt auch die komplexe Beziehung von Masaoka und seinem Sohn Ginoza eine kleine gefühlvolle Nebenrolle in diesem Film.
Japans Militär in Zeiten von Sibyl
Ansonsten gelingt es Fukami, innerhalb seines Skripts einen komplexen militärischen Fall aufzubauen. Die Mission, die von den oberen Offizieren für einen verdeckten Einsatz missbraucht wurde, baut ein ansprechendes Puzzle auf, dass die Ermittler zusammensetzen müssen. Eine der wichtigsten Fragen ist dabei die Identität des Terroristen. Ist wirklich Otomo von den Toten auferstanden? Ein Thema, bei dem allerdings die Spannungskurve nicht allzu hoch verläuft, da vorangegangen Szenen schnell eine Antwort liefern. Genauso kann die Story auch keinen Nervenkitzel erzeugen, wenn es um das Leben von Sugou geht, da wir ja bereits wissen, was aus ihm wird. Auf emotionaler Ebene punktet Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian allerdings. Otomos Tod riss eine Familie ins Unglück, was vom Autor nachvollziehbar in die Gefühlswelt der Figuren eingesponnen ist. Dass zum Beispiel Sugou wütend wird, weil Otomos Frau ins Verdachtsfeld rutscht, ist verständlich für den Beobachter.
Dschungel, Drohnen und Dominator
Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian vermischt sein Militär-Setting gekonnt mit den Angriffen in der Stadt und dem Einsatz im Dschungel, sodass einiges an Abwechslung fürs Auge geboten wird. Flüssig animiert kommen vor allem die unterschiedlichen Kampfhandlungen perfekt zur Geltung. Da bleibt nur ein Lob für Studio Production I.G. (Welcome to the Ballroom) übrig. Wenn da nicht die unansehnlichen CGI-Drohnen wären, die doch sehr stark aus dem Bild fallen. Da können die sehr detaillierten Hintergründe auch nicht immer alles retten. Was jedoch nicht unerwähnt bleiben darf, ist das angepasste Charakter-Design. Dass die Handlung zeitlich weiter zurückliegt, lässt sich wunderbar am Aussehen der Figuren erkennen, da alle jünger aussehen, wie zum Beispiel Sugou, der noch mit einem Militärhaarschnitt herumrennt.
Fazit
So richtig will mich die Handlung von Psycho-Pass: Sinners of the System Case 2 – First Guardian nicht packen. Für mich sind einige Puzzleteile schnell zusammengesetzt, da es die am logischsten zusammensetzbaren Möglichkeiten sind. Jedoch rechne ich es der Handlung hoch an, die emotionale Ebene besser abzudecken als der vorangegangen Sinners of the System-Film. Der Verlust von Otomo trifft einige Figuren schwer und sorgt für die nötige Gefangenheit bei Sugous Verhalten. Doch noch mehr nahm mich der kleine Einblick in Masaokas Familienleben mit. Der Besuch bei seiner kranken Frau und dem daraus resultierenden Streit mit seinem Sohn lässt einen nicht gefühlskalt zurück. Und auch das Wiedersehen mit einigen anderen Charakteren stimmt mich freudig, wie zum Beispiel der mit Risa Aoyanagi, sowie der Einblick in die Vergangenheit. Gott, so ein junger Kougami! Die Kampfhandlungen sind kurz, aber bieten genug Unterhaltungswert, da vor allem wieder gut choreografierte Nahkämpfe enthalten sind. Alles in allem ein also solider Animationsfilm.
© Kazé Anime
Seit dem 20. Juli 2020 im Handel erhältlich: