Psycho-Pass: The Movie
Dass das Überwachungssystem Sibyl nicht perfekt ist, wurde uns in zwei Staffeln Psycho-Pass zur Genüge erklärt. Doch wie sieht es eigentlich außerhalb Japans aus? In dem abendfüllenden Spielfilm Psycho-Pass: The Movie blicken wir das erste Mal weit über den Tellerrand hinaus, denn eine Terroristengruppe führt Hauptakteurin Akane Tsunemori auf die Spuren ihres ehemaligen Kollegen Shinya Kougami nach South East Asian Union (SEAUn). Dank KAZÉ Anime liegt der Titel hierzulande unter anderem als schicke Limited Deluxe Edition vor, weswegen wir einen prüfenden Blick darauf werfen. Bleibt nämlich die Frage offen, ob sich das Produktionsteam rundum Katsuyuki Motohiro (Atom: The Beginning) und Naoyoshi Shiotani (Blood+) hier etwas Besseres hat einfallen lassen, denn die zweite Staffel kam bei Zuschauern eher schlecht weg.
Der Erfolg des Sibyl-System verbreitet sich auch im Ausland. Die durch Bürgerkriege erschütterte South East Asian Union (SEAUn) ging daher einen Vertrag ein, um das Programm in ihrer neu erbauten Insel Shambala Float einsetzen zu können. Präsident Chuang Hang erhofft sich dadurch einen Ort des Friedens und des Wohlstandes, doch es gibt Fraktionen in seinem Land, die dagegen sind. Eine kleine Gruppe von Rebellen versucht, in Japan einen Vergeltungsschlag gegen das hochentwickelte Sibyl-System zu verüben. Jedoch werden sie, kaum angekommen, von Inspektorin Akane Tsunemori und ihrem Team festgenommen oder hingerichtet. Die seltsamen Umstände unter denen die Ausländer in Japan eingedrungen waren, werfen einige einige seltsame Fragen auf, denen die junge Frau nachgeht und so auf Informationen zum flüchtigen Shinya Kougami stößt. Für Akane ist klar, sie muss nach SEAUn, um der Sache nachzugehen!
Moralisch-ethische Fragen …
Originaltitel | Psycho-Pass Movie |
Jahr | 2015 |
Laufzeit | 113 Minuten |
Genre | Action, Millitär, Science-Fiction |
Regisseur | Katsuyuki Motohiro, Naoyoshi Shiotani |
Studio | Production I.G. |
Psycho-Pass: The Movie traut sich bei weitem mehr als einen weiteren billigen Aufguss der ersten Staffel. Zwar geht es weiterhin um die Vor-und Nachteile eines komplett überwachten Staats, doch bespricht die Handlung diesmal ganz andere Apsekte. Vor allem in einem zerrütteten Land wie SEAUn scheint das neue System endlich für Besserung zu sorgen. Dass es Widerstand gibt, ist aber nur logisch, denn die Aussicht auf mehr Sicherheit und Frieden wird mit der Aufgabe eines Teils der persönlichen Freiheit erkauft, da man sich letztlich dem vollständig K.I. gesteuerten Programm unterwerfen muss. Selbst wir Zuschauer werden im Laufe des Films vor die eigene Wahl gestellt, denn es ist nicht alles einfach schwarz und weiß. Was von Anfang an aber klar ist, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Was genau, entfaltet sich aber erst nach und nach und dürfte uns am Ende zu einem zynischen Grinsen bringen.
… verpackt in einem Actionfeuerwerk
Neben den soziologischen sowie psychologischen Gesprächen lockern insbesondere die brillant in Szene gesetzten Actionsquenzen die Stimmung auf. Diese sind abwechslungsreich und stets in der richtigen Länge in die Handlung eingeflochten, so dass der Film eine perfekte Balance zwischen seinen Elementen findet. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass der in den Animestaffeln bevorzugte handliche Dominator hier eher eine untergeordnete Rolle spielt. Da wir uns in einem Bürgerkriegsgebiet befinden, kommen ganz andere größere Geschütze zum Einsatz. Fans von Serien wie Ghost in the Shell werden ihre Freude haben, denn ein ganzes Arsenal an futuristischen Waffen wird uns vorgeführt, so dass es ordentlich zur Sache geht. Doch auch Kampfkunstliebhaber werden bei den mehr traditionellen Schlagabtäuschen auf ihre Kosten kommen. Schließlich ist Allroundtalent und Fanliebling Kougami wieder mit von der Partie! Doch auch unsere Heldin hat im Laufe der Jahre einiges dazugelernt und kann endlich mit ihrem ehemaligen Kollegen Schritt halten. Trotzdem ist es von Gen Urobuchi (Fate/Zero), der für das Script verantwortlich war, gut gewählt, dass die beiden ihre eigenen Stärken im Verlauf der Story von Psycho-Pass: The Movie ausspielen. So ist Akane immer noch ein Mensch der Worte, weswegen das Sibyl-System ja auch einen Narren an ihr fraß.
Back to the roots
Während bei der zweiten Staffel von Psycho-Pass viele personelle Änderungen vorgenommen wurden, kehrten für den Film mehrere bekannte Mitarbeiter zurück, so zum Beispiel der zuvor erwähnte Gen Urobuchi. Auch das Charakter-Design von Reborn!-Mangaka Akira Amano wurde wieder getreuer umgesetzt. Bekannte Figuren sehen nun wieder mehr nach ihren Designs in der ersten Staffel aus und gerade die neuen Charaktere fügen sich perfekt ins Bild ein. Da es sich zudem um den ersten Kinoausflug des Franchise handelt, wurde im Bereich Animationen gegenüber den Serienstaffeln eine Schippe von Studio Produktion I.G. (Eden of the East) draufgelegt. Besonders die alten indischen Tempelruinen, in denen sich die Widerständler verschanzt haben, sind eine Augenweide. Insbesondere wenn im Laufe des Films die Sonne untergeht und die Anlage in ein rotes Licht getaucht wird. Da entsteht eine ganz besondere Stimmung, die zu der dort inszenierten lang überfälligen Aussprache zwischen Akane und Kougami passt. Die Insel Shambala bildet dagegen mit ihren Neonlichtern und moderner Technik einen interessanten Kontrast.
Fazit
Nicht nur, dass mein persönlicher Lieblingscharakter Kougami endlich wieder mitmischt, macht den Titel für mich so sehenswert. Viel eher liegt es an der fast perfekt aufeinander abgestimmten Handlung, die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch zu unterhalten weiß. Meinungen, Ansichten und die unterschiedlichen Erfahrungen prallen regelrecht aufeinander. Und das gefällt mir; denn nicht immer gibt es einzig richtig oder falsch als Lösung. Daher sind es auch nicht nur die wirklich bombastischen Kampfszenen, die zum Verweilen einladen, sondern auch die Gespräche. Allen voran finde ich zwei besonders hervorstechend:
© KAZÉ Anime