Sabikui Bisco

In einer postapokalyptischen Welt suchen ein Terrorist und ein Doktor auf einer gigantischen Krabbe einen Pilz, der die Welt retten kann. Klingt komisch? Ist auch so, denn die Anime-Serie Sabikui Bisco gestaltet sich schon nach wenigen Folgen als ein schräger Road-Trip, bei dem wahrscheinlich selbst das Team von Mad Max: Fury Road anerkennend einen Motor aufheulen lassen würde. Regisseur Atsushi Ikariya, der bis dahin als Charakter-Designer oder Episoden-Regisseur verantwortlich war, schlüpft nicht nur hier das erste Mal in die oberste Führungsrolle, nein, auch das Studio OZ gründete sich extra für diese Produktion. Taucht da etwa bei euch Skepsis am sandigen Horizont auf? Immerhin: Die gleichnamige Light Novel konnte schon Preise einfangen. Seit dem 29. März 2022 ist der Titel vollständig auf Crunychroll abrufbar. Wir verraten im nachfolgenden Review, warum nicht nur Menschen mit einer Vorliebe für Mykologie unbedingt reinschauen sollten!

   

Die Zukunft Japans sieht rostig aus. Dank eines Unfalls in der Region Tokio liegt das Land seit vielen Jahren in Trümmern, eine gigantische Wüste breitet sich aus und ein krankmachender Rostwind fegt über die wenigen Städte. Ein Heilmittel existiert noch nicht, doch der Pilzhüter und gesuchte Terrorist Bisco Akaboshi ist auf der Suche nach dem Rostfresser. Laut Überlieferungen ein Pilz, der die Krankheit heilt. Vor der Stadt Imihama beginnt jedoch alles schiefzulaufen, denn ein unbekanntes Schnecken-Flugzeug greift ihn und seinen alten Meister Jabi an. Zum Glück finden sie mit Milo Nekoyanagi einen fähigen jungen Arzt, der den alten Mann nur nicht vor dem Tod rettet, sondern als Partner mit Bisco die weitere Reise antritt. Da Milos Schwester Pawoo ebenfalls unter der Rostkrankheit leidet, läuft für beide die Sanduhr ziemlich schnell durch. Hoffentlich klappt das mit dem Teamwork, denn außerhalb der Stadtmauern lauern jede Menge Gefahren.

Der kalte Sprung in eine bunte Welt

Originaltitel Sabikui Bisco
Jahr 2022
Episoden 12
Genre Abenteuer, Science-Fiction, Action
Regie Atsushi Ikariya
Studio OZ
Veröffentlichung: 29. März 2022 auf Crunchyroll

Ein Typ, der mit seinen Pfeilen gigantische Pilze wachsen lässt! Ein umgebautes Flugzeug, das zur Hälfte eine Schnecke ist! Und was zur Hölle ist ein Pilz-Terrorist? Sabikui Bisco wirft uns in eine echt abgedrehte Welt, bei der hinter jeder Düne eine neue Überraschung wartet. Noch dazu die ersten nicht-chronologischen Episoden, die einem den Einstieg nicht einfacher machen, doch weil so viele verrückte Eindrücke entstehen, fällt es schwer, nach dem Abspann nicht gleich die nächsten Folgen schauen zu wollen. Es breitet sich auch einfach eine faszinierende Welt mit verschiedenen Lebensräumen, Wesen und Völkern vor unseren Augen aus. Antworten liefert uns das Skript von Sadayuki Murai (Cowboy Bebop) im Verlauf der Handlung auch, daher keine Sorge. Wer am Anfang mit den zeitlichen Sprüngen Probleme hat, sollte nicht das Handtuch werfen, denn diese hören nach den ersten drei Folgen auf.

Der Pilz-Terrorist und der Panda-Doktor

Bei einer so bunten Welt stellt sich schnell die Frage, ob die Figuren da mithalten können. Im Zentrum der Anime-Serie stehen dabei die sehr gegensätzlichen Helden Bisco und Milo. Dabei ist ersterer ein erfahrener Kämpfer, nicht auf den Kopf gefallen, aber mit einem hitzigen Gemüt ausgestattet. Empathisch, ruhig, aber mit einigen netten charakterlichen Überraschungen kommt Milo daher. Als Beispiel ist da nur sein extremer Dickschädel zu nennen. Mit genau diesem kracht er immer wieder mit Bisco zusammen und das zur Freude der Zuschauenden. Die Chemie stimmt ab dem ersten Aufeinandertreffen. Gerade wie die beiden zu einem klasse Team zusammenwachsen, macht schlicht Spaß und nimmt einen im dramatischen späteren Teil auch ordentlich emotional mit. Doch nicht nur diese beiden treffen wie ein gut gezielter Pfeil ins Fan-Herz.

Die starke Schwester, der lustige Meister und der dunkle Bösewicht

Natürlich ist Sabikui Bisco kein Abenteuer nur für junge Männer! Milos Schwester Pawoo steht nicht untätig mit ihrem coolen Motorrad am Seitenrand, sondern kämpft sich kräftig durch verschiedene Probleme, allen voran ihren Bruder aus den Händen des Terroristen zu befreien – dramatisches Missverständnis voraus! – Biscos Meister Jabi nutzt viele Gelegenheiten für eine lustige Action und mit dem nerdigen, schwarz gekleideten Kurokawa gibt es auch einen sehr aktiven Bösewicht mit dunklen Machenschaften. Bei diesen drei weiteren Figuren bleibt es auch nicht, schließlich gehört es sich für ein richtiges Abenteuer, dass unser Duo auf so manch neues Gesicht stößt. Wie zum Beispiel auf das einer reisenden Händlerin, die zu Beginn noch mit Hasenkopf und später mit Quallen-Frisur unterwegs ist.

Da wird selbst Hawkeye neidisch!

Wir haben also ein faszinierendes Setting, abwechslungsreiche, liebenswerte Figuren. Wie sieht es in Sachen Handlung aus? Eine gute Frage, die sich schnell beantworten lässt: Sabikui Bisco ist ein spannendes, actiongeladenes Unterfangen, das von der ersten bis zu letzten Folge unterhält. Gefährliche Witterungen, seltsame Tiere und zu allem Überfluss ein geldgieriger Fiesling stehen unserem Heldengespann im Weg und einiges lässt sich mit einem gut gezielten Pfeil lösen, aber eben nicht alles. Daher fesselt jede Folge, weil unser Dream-Team auch immer wieder neue Lösungen finden muss, wobei sie selbst drastischen Wegen nicht aus dem Weg gehen. Regisseur Atsushi Ikariya spielt nämlich sehr fiese Karten aus, wenn es um das Überleben seiner Figuren geht. Dabei hielt er sich sehr stark an die Light Novel-Vorlage, auch wenn er Dinge einfügt, weglässt oder umstellt. Schade nur, dass der Rostwind ein paar logische Erklärungen wegwehte, wie z. B. Pawoos schnelle Zielfindung.

Blickfang malerische Landschaften

Geht ein neues Studio an den Start, lassen sich erst einmal keine Vergleiche zu früheren Werken schließen. Doch hinter OZ verstecken sich so viele namenhafte Mitarbeitende, dass sich hohe Erwartungen automatisch entwickeln. Diese erfüllt Sabikui Bisco sofort, denn von Anfang an stehen flüssige Kämpfe auf der Tagesordnung und detaillierte Hintergründe sind zu bestaunen. Das markante Design der Figuren aus der Vorlage setzte Ikariya detailgetreu um, wobei Zuschauende seine Handschrift aus ID:INVADED wiedererkennen. Im Bereich der Musik schlossen sich Takeshi Ueda und Hinako Tsubakiyama zusammen. Ihr Soundtrack fügt sich jeder Szene passend dazu, bleibt aber nicht groß in Erinnerung. Mehr schaffen es da schon das rockige Opening „Kaze no Oto sae Kikoenai“ von JUNNA und auch das Ending „Houkou“, welches die Sprecher von Bisco (Ryouta Suzuki) und Milo (Natsuki Hanae) sehr harmonisch vortragen.

Fazit

Crazy! So lässt sich der Start von Sabikui Bisco nur beschreiben. Doch gerade weil so viele packende Fragen im Raum stehen, Bisco und Milo sich schnell ins Herz schießen und die Action klasse aussieht, bleibt man hängen. Dabei macht die Serie fast alles richtig, weil Antworten im gesunden Maß folgen und einen diese verrückte Welt in ihren Bann zieht. Wo werden schon Kämpfe mit gigantischen Pilzen gegen Nilpferde mit Raketenwerfern ausgetragen? Da kommt man schnell nicht aus dem Lachen heraus, doch weiß die Handlung auch mit dramatischen, unerwarteten Wendungen zu punkten. Nur in Sachen Logik sollte das Hirn etwas einrosten, denn sonst fallen hier und da ein paar Dinge auf (Schlagwort Brudersuche!). Im Gegenzug bleibt noch ein positives Feedback für die tollen Animationen und die teils sehr aufwendigen Hintergründe zu geben. Am Ende ist der Wunsch da, dass noch weitere animierte Abenteuer wie Pilze aus dem Boden sprießen.

© Crunychroll

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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