Sengoku Basara: Samurai Kings
Es herrscht die Zeit der Streitenden Reiche in Japan. Hier rennen Pferde senkrecht Mauern hoch, es gibt Mecha-Soldaten und Kampftechniken, die ganze Samurai-Armeen in die Luft schleudern können. Klingt historisch fragwürdig? Dann einfach mal die von Production I.G (Haikyu!!) produzierten zwei Staffeln von Sengoku Basara: Samurai Kings anschauen. Gut, der Titel nimmt es wirklich nicht so genau mit den geschichtlichen Ereignissen dieser interessanten Epoche. Doch überrascht das wirklich, wenn man bedenkt, dass es sich bei der Vorlage um eine gewisse stylische gleichnamige Prügelspielreihe von Capcom (Devil May Cry 5) handelt? Wen das nicht abschreckt, der schnallt sich sein Samurai-Schwert an den Gürtel und brüllt auf die Frage „Are you ready guys?“ ein enthusiastisches „YEAH!“
Während Europa sich im dunklen Mittelalter befindet, herrscht in Japan die Sengoku Epoche. Eine Zeit, in der die verschiedenen Provinzen in ständigen Konflikten zueinander liegen. Permanent führen die Feudalherren Kriege über Land, Macht und Ressourcen. Unter ihnen der junge Yukimura Sanada, der seinen Herren Shingen Takeda treu ergeben ist und langsam lernt, was Krieg wirklich heißt. Denn bei all den ruhmreichen Schlachten, sterben die einfachen Soldaten wie die Fliegen. Kein Wunder also, dass jemand auf die Idee kommt, den kriegerischen Zeiten ein Ende zu setzen. Der dämonische Nobunaga Oda versucht, sich das Land brutal unter den Nagel zu reisen. Lord Masamune Date und einige andere haben damit jedoch ein Problem und stellen sich ihm in den Weg.
Eine etwas andere Geschichtsstunde
Originaltitel | Sengoku Basara |
Jahr | 2009 – 2010 |
Episoden | 24 (in 2 Staffeln) |
Genre | Action, Historie |
Regisseur | Itsurou Kawasaki |
Studio | Production I.G. |
Die Handlung von Sengoku Basara: Samurai Kings nimmt es nicht wirklich genau mit den historischen Fakten der damaligen Zeit. So war Yukimura Sanada noch gar nicht auf der Welt, als Shingen Takeda als Feldherr ruhmreich Schlachten schlug. Genauso wenig findet der Oberbösewicht Nobunaga Oda sein geschichtlich dramatisches Ende im Tempelbrand von Honnō-ji, sondern wird auf andere Art und Weise von seinen Machenschaften abgebracht. Geschichtskenner werden daher ganz schön die Köpfe schütteln, bei dem was uns hier aufgetischt wird. Sehen wir jedoch davon ab und lassen uns auf die Ereignisse einfach ein, werden wir feststellen, dass der Titel eine Menge Spaß verspricht. Verrat, Kriegsräte, Bündnisschließungen und gewaltige Schlachten stehen auf der Tagesordnung. Game of Thrones lässt grüßen, auch wenn es hier eben nicht um den Eiserner Thron, sondern über kurz oder lang um die Einigung Japans geht. Insbesondere die erwähnten Schlachten und Kämpfe werden so manches Actionfan-Herz höher schlagen lassen. Der Game-Ursprung macht sich nämlich im Anime bemerkbar, wenn Krieger mit ihren durchgedrehten Spezialtechniken aufeinander losgehen. Dabei fliegen auch mal ganze Landstriche in die Luft, was einen an eine explodierierende Atombombe erinnert. Da wundern einen die anderen Eigenarten der Charakter auch nicht mehr, wenn wir sehen, wie sie sich bekämpfen.
Namen, Namen und noch mehr Namen
Von der ersten Folge an wird der Zuschauer mit Namen regelrecht bombardiert. Kein Wunder, schlug sich damals doch gefühlt jeder Lord, auch wenn er nur zehn Untergebene besaß, die Rübe mit seinem Nachbarn ein. Für den Anime wurde die Menge der auftauchenden Figuren ordentlich reduziert. Trotzdem bleibt eine große Fülle noch übrig, von denen wir uns viele merken sollten, da sie handlungsrelevant sind. Wer sich mit der damaligen Epoche auskennt, wird den Vorteil haben, dass vor allem die Bekanntesten der Zeit hier mitmischen. So treffen wir in der zweiten Staffel auf den zweiten Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi und schon in der ersten Staffel auf Ieyasu Tokugawa. Unerfreulich ist nur, dass viele der Figuren doch recht blass bleiben. Meistens werden sie mit einer Eigenart oder einem einzelnen Charakterzug dargestellt, was nicht immer die beste Lösung war. Oichi, Nobunaga Odas Schwester, redet zum Beispiel von sich immer leidvoll in der dritten Person, was in ähnlicher Weise an den Nerven des Zuschauers zerrt, wie ihre dämonischen schwarzen Arme an ihren Feinden.
Rivalen, komme was wolle!
Auf eine Handvoll Figuren legt Sengoku Basara: Samurai Kings einen besonderen Fokus. Beliebt schon durch die Spielevorlage, darf sich unter anderem Masamune Date in viele Konflikte stürzen. An ihm sehen wir auch, in wie weit das Aussehen der Figuren aufpoliert wurde. So trägt Date noch immer seinen Helm mit Mondsichel, reitet aber dafür auf einem Pferd, das eher einem Motorrad der Marke Harvey Davidson ähnelt. Von seinen sechs Schwertern (!), die er im Kampf gleichzeitig schwingt, mal abgesehen. Gleich in der ersten Folge trifft der oft englisch redende Augenklappenträger auf den jungen, stürmischen Yukimura Sanada. Zwischen den beiden entsteht eine Rivalität, die sich durch die kompletten zwei Staffeln zieht, und immer für viel Unterhaltung sorgt. Dabei tragen sie nicht nur Kämpfe, sondern auch passende Wortgefechte aus. Generell stehen die beiden im Zentrum der Handlung und bekommen die meiste Entwicklung zugesprochen, dramatische Wendungen inklusive. Der Ernst steht aber kaum überraschend nicht immer an vorderster Front. Im Gegenteil, bei solch kreativen Kampftechniken ist ein Grinsen schon vorprogrammiert und so warten auch andere Aufheiterungen auf uns. Ein regelrechter Dauerjoke sind die aufmunternden Prügeleien von Sanada und seinem Meister oder die erotischen Ekstasen von Ninja-Dame Kasuga.
Selbst schon als ein Stück Geschichte
Zwar hat Sengoku Basara: Samurai Kings mittlerweile ein paar Jahre auf dem Buckel, doch ist der Titel gut gealtert und heute noch sehr ansehnlich. Das liegt daran, dass er zu seiner Zeit schon flüssig animiert worden ist. Einige Soldatenarmeen sind am Computer entstanden, was leider auffällt, jedoch ist es das dank der genial animierten Konfrontationen leicht verkraftbar. Etwas seltsam ist nur, dass der gute Toyotomi Hideyoshi Wachstumsprobleme hat. Irgendwie sieht er mal größer und mal kleiner aus, was einfach komisch ist. Trotzdem kann man das Studio für seine Arbeit nur loben. Auf dem Regiestuhl der ersten Staffel saß Itsurou Kawasaki (Magical Girl Ore) und bei der zweiten Kazuya Nomura, den Fans von Run with the Wind kennen. Zur Freude der Gamefans setzte Tooru Ookubo (Phantom of the Kill: Zero’s Rebellion) das Charakter-Design so originalgetreu wie möglich um, egal wie verrückt es war. Seine Arbeit lässt sich sehen, denn auch wenn die Namen der Figuren nicht schnell sitzen, merken wir sie uns gut dank ihres unverkennbaren und einzigartigen Aussehens.
Tanzende Samurais
Der Soundtrack gehört nicht zu den bekanntesten Werken von Hiroyuki Sawano (Aldnoah.Zero), braucht sich aber nicht zu verstecken. Wie immer kombiniert er hier klassische Klänge mit der Moderne, so dass abwechslungsreiche Stücke entstehen, die passender zu den Szenen nicht hätten sein können. Abgerundet wird das musikalische Paket durch die Openings und Endings. Für die waren damals sehr bekannte Gruppen verantwortlich wie zum Beispiel das erste Opening “JAP”, das von der Band Abingdon Boys School beigesteuert wurde. Ein extrem fetziger Song, bei dem im Video sogar die Samurai anfangen zu tanzen. Abgerundet wird die erste Staffel durch das Ending “Break & Peace” von Dustz. Mit “SWORD SUMMIT” von T.M.Revolution startet auch die zweite Staffel sehr rockig und ohrwurmig. Nicht ganz so erinnerungswürdig ist Angelos „El Dorado“ und nur leicht besser ist sein Song “Fate”, womit diese Endings etwas schwächeln. Wer nun neugierig genug wurde: Beide Staffeln sind auf Disk hierzulande dank Filmconfect Anime erhältlich.
Fazit
Ich schaute damals, 2009 um genau zu sein, total unvorbereitet in die erste Folge der ersten Staffel von Sengoku Basara: Samurai Kings hinein. Ich kannte mich weder mit den Spielen aus, noch wusste ich sehr viel über die Epoche. Kein Wunder also, dass ich mit den ganzen Namen und Orten heillos überfordert war. Doch die stylischen Kämpfe, Sanadas feuriger Charakter und die humorvolle Note packten mich und so bin ich der Reihe regelrecht verfallen. Mich stört es nicht, dass die geschichtlichen Fakten hier etwas ignoriert werden und der Titel sein eigenes Ding macht. Der Kampf gegen Fiesling Nobunaga Oda ist spannend gestaltet, denn es gibt bei den Lords ebenfalls traurige Verluste und vor allem überraschende Wendungen. Mit Toyotomi Hideyoshi tritt später ein weiterer schwerer Gegner in den Ring. Zu meiner Freunde einer, der eine andere Geschichte zu erzählen hat und auch einen anderen Weg einschlägt. Ich störe mich nur etwas daran, dass Masamune Date in der zweiten Staffel etwas zu sehr in den Mittelpunkt rutscht. Große Highlights sind natürlich durchweg die Kämpfe, die einfach Spaß machen. Die humorvollen Einlagen fügen sich prima ins Gesamtbild und vor allem die Rumbrüll- und Schlageinlagen von Yukimura und seinem Meister sind einfach herrlich. Abgerundet durch die Ohrwurm Openings, die ich wirklich gerne anhöre, gefällt mir Sengoku Basara: Samurai Kings bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr gut.