Special 7: Special Crime Investigation Unit
Japanische Animes erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, doch nicht jede:r hat die Möglichkeit, über Fernsehsender oder Streamingdienste darauf zugreifen zu können. Da ist es in jeder Hinsicht von Vorteil, wenn das Gewünschte als Disc erhältlich ist. Einige Anbieter bieten als deutsche Herausgeber eine Vielzahl an unterschiedlichen Titeln an. Auch Anime House kann mit einem guten Programm punkten, welches neben Klassikern wie Saber Rider auch zeitnahe Werke herausgibt. So finden sich zum Beispiel Knights and Magic, The Devil is a Part-Timer und seit April 2022 auch Special 7: Special Crime Investigation Unit im Programm, eine 12-teilige Anime-Serie aus dem Jahr 2019, in der eine Polizeitruppe der besonderen Art nicht nur in Fällen wie Entführung oder Mord ermittelt, sondern sich zudem mit einem gewissenlosen Schurken herumschlagen muss, der der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Lohnt es sich denn, sich dieses Werk ins Regal zu stellen? Wir werfen einen Blick auf die im April 2022 erschienene Gesamtausgabe.
Tokio. In der großen Stadt leben Menschen gemeinsam mit Elfen, Zwergen, Vampiren und Homunculi zusammen, nachdem die Ära der großen Drachen lange vorbei ist. Der frischgebackene Polizist Seiji Nanatsuki wird in einen Banküberfall verwickelt und lernt dabei Shiori Ichinose kennen. Ichinose ist Mitglied der Polizei-Sonderabteilung zur Bekämpfung von außergewöhnlichen Gewaltverbrechen, Sektion 7. Zu seiner Überraschung wird Seiji wenig später genau dieser Abteilung, “Special 7” genannt, zugeteilt, die unter den anderen Polizeiabteilungen keinen guten Ruf besitzt, da ihre Mitglieder etwas seltsam sind und über besondere Fähigkeiten verfügen. Als Rookie muss der idealistische Seiji sich in das Team integrieren und erkennt nach und nach, dass ein Terroranschlag von vor neun Jahren, bei dem er ebenfalls beteiligt war, noch immer seine Auswirkungen auf das Team und auch auf ihn selbst hat. Als die Terrororganisation Nine zunehmend aktiv wird, deren Ziel es ist, die Macht der Drachen an sich zu reißen, kommen lang gehütete Geheimnisse zutage.
Eine besondere Normalität …
Originaltitel | Keishicho Tokumu-bu Tokushu Kyoaku-han Taisaku-Shitsu Dai-Nana-ka -Tokunana- |
Jahr | 2019 |
Episoden | 12 in 1 Staffel |
Genre | Mystery, Komödie, Drama |
Regie | Takayuki Kuriyama |
Studio | Production I.G. |
Veröffentlichung: 7. April 2022 |
Von Anfang an ist klar, in welchem gesellschaftlichen Rahmen sich die Handlung der Serie bewegen wird: Special 7: Special Crime Investigation Unit spielt in einer modernen Großstadt, in der Menschen gemeinsam mit anderen Wesen friedlich koexistieren. So ist es auch logisch, dass es eine Polizeiabteilung gibt, in der die Mitglieder nicht nur aus Menschen bestehen und ihre ihnen angeborenen Fähigkeiten zum Nutzen des gesamten Teams und der Aufklärungsarbeit einsetzen, um besondere Verbrechen aufzuklären. Dabei müssen die grundverschiedenen Mitglieder von Special 7 zum einen miteinander auskommen, zum anderen müssen sie den Kollegen der anderen Abteilungen und ihren Vorgesetzten standhalten, die sie aufgrund ihrer Erfolge und ihrer besonderen Begabungen ausgrenzen und schlecht über sie reden. Die Verbrechen, die stattfinden, bewegen sich zunächst im ganz normalen Rahmen eines Crime Settings: Raub, Mord, Versicherungsbetrug, Organhandel. Doch mit vermehrt stattfindenden Aktivitäten der Terrororganisation Nine verschwimmt die Grenze zum magischen Bereich zunehmend.
… mit normalen Besonderen
Auf den ersten Blick wirken die Mitglieder von Special 7 ganz normal, doch beim näheren Hinsehen offenbaren sich ihre Besonderheiten. Seiji Nanatsuki stößt als menschlicher Neuling zu einem gut aufeinander eingespielten Team und sorgt mit seiner offenen, idealistischen Art für frischen Wind, wobei er eher den tatkräftigen Part übernimmt und das Denken Ichinose überlässt. Dabei zeigt er sich erstaunlich robust für einen normalen Menschen. Der unmotivierte Shiori Ichinose dagegen ist ein sehr verschlossener Mensch, der über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt, mit der er andere leicht manipulieren kann. Mit seiner überragenden Intelligenz ist Elf Kujaku Nijo prädestiniert für die Informationssammlung, während Vampirin Akane Shikisai mit ihren Schwertkampfkünsten den Nahkampf und der riesige Zwerg Rokusuke Endo als zielsicherer Sniper den Fernkampf übernehmen. Homunkulus Bellemer Cinq ist der Technikfreak der Gruppe und im Gegensatz zu ihren Teamkameraden stolz auf ihren Codenamen. Diesen hat sie vom Leiter Sakon Zeroemon Kiryuin erhalten, der allen Mitgliedern der Truppe ungefragt einen verpasst hat. Kiryuin ist schwer zu durchschauen
Ein perfektes Duo und zwei gerechtigkeitssuchende Gegensätze
Die Zusammenarbeit von Seiji und Ichinose, die sich unter ungewöhnlichen Umständen kennengelernt haben und unterschiedlicher nicht sein könnten, ist eine ganz besondere. Während Seiji impulsiv drauflos stürmt, sobald er eine Fährte aufgenommen hat, durchdenkt Ichinose die Situation bis zu ihrem Ende und geht entsprechend geplant vor. Für ihn ist es von Vorteil, dass Seiji die Beinarbeit übernimmt, da er selbst nicht besonders kräftig ist und eine ausgeprägte Abneigung gegenüber jeder Anstrengung hegt, so dass er den Jüngeren mitunter ziemlich viel durch die Gegend scheucht, was Seiji aber nicht besonders viel ausmacht. Diese Arbeitsteilung macht die beiden zu einem unschlagbaren Duo. Seiji besitzt außerdem einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ebenso wie Kujaku Nijo, der allerdings im Gegensatz zum gradlinigen Seiji durchaus dazu neigt, mit Manipulationen das gewünschte Ergebnis herbeizuführen und das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. Doch trotz oder gerade wegen aller Gegensätze ergänzen die Teammitglieder sich hervorragend und leisten gute Arbeit, auch wenn ihre Abteilung einen schlechten Ruf hat.
Mit Witz, Tempo und Geheimnissen
Mit Wortwitz und Situationskomik nimmt Special 7: Special Crime Investigation Unit die Zuschauer:innen von Anfang an gefangen. Die tempo- und actionreiche Geschichte beginnt mit in sich abgeschlossenen Episoden, in denen die Mitglieder von Special 7 sich mit den üblichen Problemen herumschlagen, für die die Polizei nun mal da ist. Doch Rückblicke in die Vergangenheit und ein geheimnisvoller Unbekannter, der eindeutig nicht zu den Guten gehört, wecken Neugier, denn sie lassen anklingen, dass hinter dieser Polizei-Sonderabteilung und ihrer Arbeit mehr steckt als ein Haufen von Individualisten, die sich zufällig zusammengefunden haben. Ist Seiji wirklich ein ganz normaler junger Mann, der vor Jahren einen Terroranschlag überlebt hat und nun seinem Idol nacheifert? Warum stehen Ichinose und Nijo auf keinem guten Fuß miteinander? Und was steckt eigentlich hinter ihrem Boss Kiryuin, der mehr weiß, als er eigentlich sollte. Hinter jedem Geheimnis, welches aufgedeckt wird, taucht ein neues auf, das zum Weiterrätseln – und Weiterschauen – animiert.
Polizeiarbeit im Heimkino
2019 begeisterte die Serie das japanische Publikum und fand über diverse Streamingdienste seinen Weg in die eine oder andere europäische Watchlist. Seit April 2022 gibt es die Abenteuer von Seiji, Ichinose und Co. auch für das heimische Wohnzimmerkino. Wer sich die Premium Edition vom Publisher Anime House zulegt, den erwartet ein Schuber mit zwei Discs mit Wendecovern, so dass wahlweise die FSK-Angabe zu sehen sein kann oder nicht. Das dazugehörige Booklet beinhaltet Informationen zu den Charakteren, auf denen der Fokus liegt, also die Mitglieder von Special 7 sowie deren Hauptfeinde. Neben dem japanischen Stimmen – die Sprache lässt sich auf Japanisch und auf Deutsch einstellen – sind auch die deutschen Synchronsprecher:innen vermerkt, die durchweg einen guten Job machen. Hier fallen sofort Christopher Kussin (Kaburagi, Deca-Dence) und Patrick Zwingmann (Bastille/Barges, One Piece) ins Auge, die Ichinose und Warlock ihre Stimmen leihen. Ein Blick auf die Episodenübersicht enthüllt, dass nicht nur die zwölf Episoden der Anime-Serie, sondern auch eine OVA-Episode als Bonus auf den Discs zu finden sind. Die OVA erzählt eine Geschichte, die ein Jahr vor den Ereignissen der Serie spielt und ein Mitglied von Special 7 näher beleuchtet.
Fazit
Wer Spaß an Detektivgeschichten und einen Sinn für das Fantastische hat, der ist mit Special 7: Special Crime Investigation Unit gut bedient. Mit einem zügigen Erzähltempo kommt keine Langeweile auf, für Humor ist ebenso gesorgt wie für Spannung. Solide in Szene gesetzte Verfolgungsjagden bieten keinen Anlass für Kritik und die musikalische Untermalung passt sich den jeweiligen Geschehnissen hervorragend an. Schön ist, dass die Charaktere bei aller Teamarbeit Individualisten bleiben, deren Interaktionen miteinander für manchen Lacher sorgt. Auf jeden Fall hat die FSK16-Angabe ihre Berechtigung, denn mit seinen teilweise brutalen Szenen und verstörenden Inhalten ist der Titel nichts für ein jüngeres Publikum. Allen anderen bietet sich die Gelegenheit, einfach mal wieder einen Nachmittag auf dem Sofa zu verbringen und in eine etwas andere Welt einzutauchen.
© Anime House
Veröffentlichung: 7. April 2022