Tokyo Godfathers
Ob es ein Zeichen ist, wenn man am 24. Dezember ein Baby findet oder ist der Tag gerade deswegen prädestiniert dafür, ein Baby auszusetzen? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, begeben sich drei Obdachlose in Satsohi Kons (Perfect Blue) Tokyo Godfathers auf der Suche nach der Mutter eines Babys und finden auf den Weg zu sich selbst. Außerdem lernen sie, was Familie eigentlich bedeutet.
Die Obdachlosen Hana, Miyuki und Jim leben im Tokioter Stadtbezirk Shinjuku. Als Hana Heiligabend ein Geschenk für Miyuki sucht, findet sie hinter einem Müllhaufen ein kleines Baby. Nach kurzem hin und her begeben sie sich auf die Suche nach dessen Mutter. Auf ihrer Suche werden sie mit sich Selbst und ihrer Vergangenheit konfrontiert…
Alte Geschichte, aber jünger als man glaubt
Originaltitel | Tokyo Godfathers |
Jahr | 2003 |
Genre | Comedy, Abenteuer |
Regisseur | Satoshi Kon |
Studio | MADHOUSE |
Laufzeit | 88 Minuten |
Der Anfang des Film lässt den Verdacht aufkommen, dass es sich bei Tokyo Godfathers um eine Neuerzählung der bekannten Weihnachtsgeschichte und die Heiligen drei Könige handelt. Unterstützt wird dieser Verdacht durch die erste Szene, in dem ein Krippenspiel gezeigt wird und den ersten Frame des Films, der ebenfalls die heiligen drei Könige aus jenem Krippenspiel zeigt. In Wirklichkeit basiert die Geschichte jedoch auf dem Western Spuren im Sand von John Ford aus dem Jahr 1948. Obwohl es eine recht einfache Geschichte mit einem sehr vorhersehbaren Geschichtsverlauf und einem absehbaren Ende ist, schafft es Satsohi Kon immer wieder, den Zuschauer zu überraschen. Da das Ziel des Weges bekannt ist, versucht er, den Weg interessant zu gestalten. Dies wird unterstützt durch kleine humoristische Einlagen und die drei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eine wunderbare Dynamik entwickeln. Da die Geschichte den gesamten Film über im Mittelpunkt steht, müsste man die Frage stellen, ob es einen außergewöhnlichen Regisseur wie Satsoshi Kon wirklich für diese Geschichte bedurft hätte. Für Kenner seines Stils ist sein Wirken auf den Film zwar ersichtlich, nur wirkt es etwas verschwendet, da die Prämisse des Films auch bei jedem anderen, weniger talentierten Regisseur funktioniert hätte.
Der Kontrast
Neben den gut ausgearbeitet Charakteren ist es wirklich beeindruckend, wie Kon mit dem Tag-Nacht-Wechsel innerhalb des Films umgeht. Während des Tages sind die Straßen Tokyos grau, die Figuren wirken gehemmt und beklemmt. Sehr schön wird dies durch eine Straßenbahnfahrt unserer Protagonisten illustriert, bei der sie eingeklemmt zwischen einer Horde Büro-Angestellter stecken, als diese Horde beginnt, sich über ihre Nonkonformität zu echauffieren, merkt man den Dreien an, dass sie sich gerade alles andere als wohl fühlen. Es wird deutlich, dass sie nicht mehr in diese “normale ” Welt gehören, aber kaum bricht die Nacht an, laufen sie durch bunt beleuchteten Straßen Tokyos, treffen Gleichgesinnte, Bekannte und Freunde es wird sehr schön verdeutlicht, dass die Nacht ihre Welt ist. Diese Stimmungen werden noch zusätzlich durch den Soundtrack von Masafumi Mima (Cardcaptor Sakura) unterstützt, der die passenden Orchesterklänge zu jeder Szene findet und dem Film durch das Einstreuen bekannter Weihnachtslieder einen weihnachtlichen Anstrich verpasst.
Es ist schön zu sehen, dass Satsohi Kon es auch mit einem eher einfachen Stoff schafft, seine Genialität durchblicken zu lassen, nur ist es trotzdem schade, dass er sein Können an diese Geschichte gegeben hat. Tokyo Godfathers ist ein in sich runder Film, den man nicht nur zu Weihnachten schauen kann, aber zu Weihnachten entfaltet er vielleicht am ehesten seine Wirkung und da sind die Menschen am zugänglichsten für diese Art der einfachen Geschichte.
Zweite Meinung:
Tokyo Godfathers ist ein toller Film, der von seinen ungewöhnlichen Figuren und seiner Botschaft lebt. Die Geschichte an sich ist ziemlich konstruiert und lebt von ihren Zufällen, die sich mit zunehmender Spielzeit massiv häufen.