Peter Grant (Band 9.5): Die schlafenden Geister des Lake Superior

Pünktlich zur Leipziger Buchmesse 2023 im Mai lag der neueste Streich des Bestsellerautors Ben Aaronovitch in den Regalen der Buchhandlungen. Und das noch bevor Die schlafenden Geister des Lake Superior im Heimatland des Autors Großbritannien erschien. Kein Wunder, erfreuen sich die Abenteuer von Zauberer Peter Grant in Deutschland großer Beliebtheit, weswegen jeder neue Band es locker in die Bestsellerlisten schafft. Mit seiner vierten Novelle löst die taffe FBI-Agentin Reynolds den englischen Bobby ab. Stellt sich natürlich gleich die Frage, ob sie die großen Fußstapfen unseres Lieblingshelden gut ausfüllt? Gerade, weil uns das Abenteuer auf die andere Seite des Teiches führt und damit weg von unseren alten englischen Flussgeistern ist. Immerhin: Ein Tornado mitten im Winter lässt schon einmal die Augenbraue skeptisch nach oben ziehen. Mit Mütze und Schal bewaffnet wagten wir uns ins Winterchaos.

Kimberley Reynolds hat sich ihre FBI-Karriere auch anders vorgestellt. Doch ungewollt rutschte sie in die Abteilung, die für das Übernatürliche zuständig ist und deswegen darf sie sich nun mit allen seltsamen Fällen herumschlagen. Genauso ein Fall wartet auf sie, denn ein ehemaliger Kollege namens Henderson setzt einen Hilferuf ab, der sie in das verschneite Eloise in Wisconsin führt. Normalerweise ein schöner Ort rund um einen tollen Bade- und Angelsee, der jetzt jedoch teilweise in Trümmern liegt, denn ein Tornado fegte über die Landschaft. Ein sehr seltsames Wetterereignis. Kaum angereist, darf Kimberley feststellen, dass Henderson gewaltsam entführt wurde. Die FBI-Agentin macht sich auf die Suche und das ganz alleine, da die Wetterlage den Ort vom Rest der Welt abschottet.

Scullys und Mulders Kollegin

Originaltitel Winter’s Gifts
Ursprungsland Großbritannien
Jahr 2023
Typ Novelle
Bände 1
Genre Urban Fantasy, Krimi
Autor Ben Aaronovitch
Verlag dtv
Veröffentlichung: 20. April 2023

Nach Abigail und Tobias „Tobi“ Winter darf jetzt Kimberley Reynolds ins Rampenlicht treten. Dabei kennen wir die pflichtbewusste Amerikanerin schon aus anderen Peter Grant-Fällen, wodurch sie uns nicht komplett neu ist. Allerdings bekommt sie in Die schlafenden Geister des Lake Superior die Chance sich richtig vorzustellen und das klappt trotz des flott vorangehenden Ereignisse sehr gut. Etwas gewöhnungsbedürftig ist natürlich der Umstand, dass Kimberly keine Praktizierende alias Zauberin ist. Doch dieser Umstand stört nicht, da sie mit anderen guten Waffen in die Schlacht geht. Aufmerksam, ruhig und kooperativ schlägt sich sie mit ihren Fähigkeiten durch. Dabei macht sie eine sympathische Figur, weil sie nicht alles mit der Brechstange löst, Hilfe annimmt, aber auch einmal ein Machtwort spricht. Die eingeflochtene Lovestory fühlt sich nicht erzwungen an. Ebenfalls schwingt auch der Humor wieder fließend durch die Seiten, deshalb ist ein Schmunzeln im Gesicht zu erwarten.

Von Göttern, Monstern und Wetterphänomenen

In Sachen Magie und Übernatürlichen mangelt es der 237-seitigen Novelle nicht. Wie immer beweist der Autor ein gutes Händchen dafür, seine knifflige Ermittlungsarbeit mit Spannungsmomenten aufzulockern und ein Weiterlesen regelrecht zu zwingen. Dabei bleibt es wie immer wunderbar magisch, wenn vielleicht auch das eine oder andere Klischee auftaucht. Aber wenn schon der Autor die Geschichte der Insel England in seinen Fällen einbaute, dann ist klar, dass dies auch auf der amerikanischen Seite folgt. Daher spielen die Ureinwohner und ihre tragischen Erlebnisse eine Rolle. Allerdings sorgen gute Recherchen dafür, dass ein sehr realistisches Bild der Bräuche und Kultur entstehen, sodass die Geschichtsstunde sehr aufschlussreich ist. In puncto Wetterlagen geht es auch sehr faszinierend lehrreich zur Sache. Durch die Wetterlage entsteht allgemein ein sehr packendes Szenario, denn Kälte kann genauso tödlich sein wie der Angriff seltsamer Schneewesen. In einem packenden Finale endet die Geschichte und der Wunsch nach mehr bleibt. Schade nur, dass einige Tippfehler das Lesevergnügen mindern.

Fazit

Dank seiner taffen, sympathischen Hauptfigur schafft es auch Die schlafenden Geister des Lake Superior zu überzeugen. Dass Kimberley Reynolds nicht zaubern kann, stört nicht. Schließlich sind genug magische Dinge vorhanden, wodurch sich der Fall wie ein passendes Abenteuer für das Franchise anfühlt. Dabei entfaltet sich vor allem ein spannendes Szenario, denn das Winterchaos mit heftigen Tornados wirkt extrem anziehend. Dank gruseligen Monster bleiben auch in Sachen Action keine Wünsche übrig. Dabei vergisst der Autor seine Ermittlungsarbeit nie ganz, weswegen auch die FBI-Agentin das Puzzle am Ende logisch zusammensetzen kann. Das spektakuläre Finale ist eines Peter Grant-Abenteuers würdig, schließlich geht ‒ wie immer ‒ etwas kaputt.

© dtv

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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