Schwarzschwinge (Band 2): Der Schrei des Raben
„Eine Fortsetzung wird kein Problem!“, sagte Autor Ed McDonald nach seinem mit Lorbeeren überschütteten Erstlingswerk Der Ruf des Raben. Doch so einfach sollte es nicht werden, denn wie um Himmels Willen könnte es genau mit dem Raubein Rayhalt Gallharrow weitergehen? Die dunklen Könige sind immerhin noch nicht besiegt! Bei den Spielfiguren auf dem Spielbrett der Stadtstaaten von Dortmark hat sich jedoch einiges getan, weil Figuren vom Brett fielen, einige ihre Position veränderten und wiederum andere immer noch auf ihren großen Einsatz warten. Ganz neue, nicht einfache Bedingungen für den zweiten Band. Seit dem 16. Dezember 2019 ist Der Schrei des Raben erhältlich, sodass alle nun ihre Neugier befriedigen können, was die nächsten Spielzüge bringen werden. Nur Achtung, in diesem Artikel gehen wir auf das Ende des ersten Bandes ein, daher nur weiterlesen, wer die Schwarzschwingen-Trilogie bis dahin gelesen hat.
Während sich die Stadt Valengrad nach dem heftigen Angriff der Armeen der dunklen Könige über die Jahre erholt hat, leidet Schwarzschwingen-Kommandant Rayhalt unter dem Verlust seiner geliebten Ezabeth. Zwar brachten ihm seine Heldentaten im Krieg ein höheres Ansehen, neue Untergebene und sogar eine größere Kommandostation ein, doch sein Herz kommt nicht zur Ruhe. Daher ertränkt er es in Arbeit sowie in schlechtem Alkohol. Ein Treffen mit einem alten Bekannten sorgt dafür, dass eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt wird. Bald weiß Rayhalt nicht mehr, wem er glauben und was er noch alles tun kann. Zwei Dinge sind auf jeden Fall schnell klar: Nicht nur die Könige sind eine Gefahr und die leuchtende Erscheinung in der Stadt, die vom neu gegründeten Lichtorden angehimmelt wird, ist wohl nicht nur bloße Einbildung.
Diebstahl, Fanatiker und andere Probleme
Originaltitel | Ravencry (Raven’s Mark 2) |
Ursprungsland | Großbritannien |
Jahr | 2018 |
Typ | Roman |
Band | 2 / 3 |
Genre | Fantasy, Mystery |
Autor | Ed McDonald |
Verlag | blanvalet |
Seit dem 16. Dezember 2019 im Handel erhältlich |
Nach all den einschneidenden Ereignissen startet Der Schrei des Raben in gewohnter Manier. Rayhalt erzählt noch immer aus der Ich-Perspektive, wie der Krieg in eine eher ruhigere Phase überging, er aber deswegen nicht weniger zu tun hat. Sein Umfeld hat sich zwar zum Besseren gewendet, weil er zum Beispiel mit der zuverlässigen Valiya und seinen alten Kampfgefährten nun mehr Leute um sich hat, denen er komplett vertrauen kann. Jedoch gibt es einige spannende Entwicklungen und das diesmal nicht nur auf Seiten der großen mächtigen Könige. Unter anderem stehlen Unbekannte einen Gegenstand des unsterblichen Magiers Krähfuß, ein undurchschaubarer Orden himmelt die seltsame Lichterscheinung an, sowie die übergegangene Macht des Feindes. Es passiert daher unentwegt etwas, weswegen unser verbitterter Held selten Ruhe findet. Freunde verwinkelter Handlungen werden hier sehr auf ihre Kosten kommen, aber auch Fans gut beschriebener Kämpfe und Schlachten.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
In all den Wirrungen kämpft Rayhalt aber auch mit privaten Problemen. Sein trauriger Verlust zieht sich durch die komplette Handlung des zweiten Bandes und gibt vor allem Rätsel auf. Ist die Lichtgestalt, die sich über die Phoskatuschen oder Leitungen zeigt, nicht vielleicht die willensstarke Ezabeth? Wenn doch ist es nur ein Rückstand ihrer Energie oder doch mehr? Die Hoffnung ist da, allerdings bleibt sie immer vage, sodass zähneknirschend weitergelesen werden muss. Dass der Autor uns mit diesem Handlungsbogen genug foltert, weiß er wohl, denn er erlöst uns gegen Ende mit einer tollen Szenerie. Einer, die vor allem brilliert, weil sie auf Charakterebene sehr viel zu bieten hat, aber auch in Sachen Action Bonuspunkte sammelt.
Immer noch der Gleiche, oder nicht?
Rayhalt meckert, kämpft und trinkt sich durch die Geschichte. Genauso wie wir es aus dem ersten Band der Schwarzschwingen-Trilogie gewohnt sind. Allerdings gibt es kleinere seelische Veränderungen, die schnell zu spürbar sind. Die Hoffnung, die ihn immer wieder Entscheidungen treffen lässt, bei dem weder er noch der Leser weiß, ob es nun die Richtigen waren, sorgen dafür, dass die emotionale Bindung zu ihm noch mehr vertieft wird. Schließlich können wir nachvollziehen, warum er im Zwiespalt ist. Auch seinen anderen Figuren schenkt der Autor ein paar neue Seiten. Wie zum Beispiel die alte Gefährtin Nenn oder aber dem zu Macht erlangten Saravor, von dem überlebenden Gleck Maldon ganz zu schweigen. Wiederum gelingt es auch die neuen Figuren mit genug Leben zu füllen, weshalb Der Schrei des Raben eine lebendige Welt bietet.
Fazit
Der Ruf des Raben ist ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Daher waren meine Erwartungen an den zweiten Band wirklich sehr hoch. Diese konnte Der Schrei des Raben auch fast komplett erfüllen, denn Rayhalts Art findet immer noch meinen Gefallen und die Welt in der er lebt, bietet noch sehr viel Unbekanntes. Mir gefallen die neuen Elemente, da die Geschichte kein Abklatsch ist. Die Machenschaften des Ordens gestalten sich von Anfang an als undurchdringlich, denn es ist nie klar, ob diese nicht doch rein guter Natur sind. Mit dem Diebstahl des Auges von Shavadas sowie der Suche danach baut sich ein spannender Storybogen auf, der weitreichende Konsequenzen nimmt. Die immer wieder passend gestreuten Kampfhandlungen locken ebenso dazu weiterzulesen wie die lebensnahen Charaktere. Im Grunde ist Der Schrei des Raben eine würdige Fortsetzung, die Lust auf den letzten Band macht, die mich aber nicht zu 100% in ihren Bann schlug, wie der erste es vermochte. Es fehlte mir dann doch noch eine gewisse, mysteriösere Note, denn diesmal kam ich auf ein zwei Wendungen von selbst.
© blanvalet