47 Meters Down: Uncaged
Alte Hollywood-Regel: Was das Vielfache seiner Produktionskosten wieder einspielt, besitzt allerbeste Chancen auf eine Fortsetzung. Zwar kam der Taucher-Alptraum 47 Meters Down nicht in unsere Kinos und erschien stattdessen direkt auf DVD und Blu-ray, doch bei 44 Mio. US-Dollar Einspielergebnis zu 5,3 Mio. US-Dollar Produktionskosten, sollte niemand mehr Fragen stellen. Die Fortsetzung lässt nicht lange auf sich warten: 47 Meters Down: Uncaged läuft am 10. Oktober 2019 nun auch in deutschen Kinos an. Da man den Vorgänger nicht gesehen haben muss und auch an einigen Stellschrauben gedreht wurde, kann man sich den Tierhorror von Johannes Roberts (The Strangers: Opfernacht) auch losgelöst ansehen. Zumindest verspricht das höhere Budget weitere spektakuläre Unterwasser-Szenen.
Mia (Sophie Nélisse, Close) ist mit ihrer Familie nach Mexiko gezogen. An der neuen Schule ist sie Mobbing durch die Clique von Catherine (Brec Bassinger, Status Update) ausgesetzt. Auch von ihrer Stiefschwester Sasha (Jamie Foxx‘ Tochter Corinne Foxx) gibt es keine Unterstützung. Wie schweißt man das ungleiche Schwesternduo also zusammen? Die Eltern haben eine großartige Idee und schicken die beiden auf eine Haifisch-Tour auf einem Touristenboot. Viel zu öde, und so werden sie von Sashas Freundinnen Nicole (Sylvester Stallones Tochter Sistine Rose Stallone) und Alex (Brianne Tju, The Crooked Man) dazu überredet, sich abzukapseln und auf eigene Tour tauchen zu gehen. Eine versunkene Ruinenstadt in der Nähe kann durch eine Lagune betaucht werden. Tauchgeräte sind auch passenderweise schon vorbereitet. Die Unterwasserbauten beeindrucken zunächst, doch dann stellen die Mädchen fest, dass dies das Einzugsgebiet von Haien ist. Nach dem ersten Angriff ist der Eingang zerstört und allmählich wird auch der Sauerstoffvorrat knapp …
Gelungene Kulisse mit perfekten Voraussetzungen
Originaltitel | 47 Meters Down: Uncaged |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Horror, Thriller |
Regisseur | Johannes Roberts |
Cast | Mia: Sophie Nélisse Sasha: Corinne Foxx Alexa: Brianne Tju Nicole: Sistine Rose Stallone Catherine: Brec Bassinger Grant: John Corbett |
Laufzeit | 90 Minuten |
Wie der Titel „47 Meters Down: Uncaged“ es bereits benennt, findet der zweite Teil ohne Käfig-Expedition statt. Damit das klaustrophobische Gefühl nicht verloren geht, fiel die Entscheidung auf ein enges Tunnelsystem in einer alten Maya-Stadt – The Descent lässt grüßen. Keine verkehrte Entscheidung, denn die Ausgrabungsstätte bietet einiges zu entdecken, vor allem aber auch den einen oder anderen Schutz vor einem etwaigen Hai-Angriff. Wie auch im Vorgänger artet das Abenteuer in einen Kampf auf Zeit aus, denn der Sauerstoff ist nur begrenzt und mit diesem Umstand in einem Unterwasserlabyrinth gefangen zu sein, sind die besten Voraussetzungen für viel Thrill. Die schicke Maya-Stadt bietet dafür einen ansprechenden Rahmen und überzeugt mit ihrer handgemachten Kulisse.
Mehr Mädchen bedeutet nicht mehr Intelligenz
Die Anzahl der Mädchen hat sich verdoppelt und man ahnt es bereits: Mehr Kanonen… äh Haifischfutter. Dem nicht genug: Unter Wasser warten bereits ein Familienmitglied sowie zwei Bekannte der Mädchen. Ganz nach dem Motto „Hey, du auch hier!“. Die Dinge sind also schon abzusehen ehe sie geschehen, aber darum schert sich das Drehbuch gar nicht. Die hauchdünne Geschichte hat es auf Erzähltempo und viele Haiangriffe abgesehen, das Drumherum könnte kaum zweitrangiger sein. Angefangen bei den inkonsequent konzipierten Figuren, deren Kenntnisse über das Tauchen mal auf Profistand sind und dann wiederum selten dämliche Entscheidungen treffen. Bis hin zu Unstimmigkeiten des Drehbuchs: Da schwimmt in der Mitte der Lagune ein Floß mit Taucherausrüstung. Zufällig. Und wir springen jetzt alle mal ins Wasser mit allem, was wir gerade bei uns führen. Die Smartphones sind selbstverständlich alle im Auto geblieben, klar doch. Richtig ärgerlich wird es dann mit Blick auf die Figuren, denn es lässt sich schon nach der Einführungsszene blind erahnen, wer den Film überleben wird und wer nicht.
Immer eines oben drauf
Die Angriffe der Haie sind häufiger als noch im Vorgänger. Das sorgt für einige böse Jumpscares, lässt sich aber ebenso schnell vorhersehen, sobald man herausgefunden hat, was die jeweiligen Stichwortgeber dafür sind. Die schnellen Schnitte sorgen für viel Hektik und machen alles noch chaotischer als es bereits ist. Endgültig überspitzt wird es dann im Finale, wenn Roberts nicht nur ganz deutlich bei Deep Blue Sea klaut, sondern auch noch den Bogen deutlich überspannt. An der Stelle wird das Drehbuch derart sensationslüstern, dass man sich nur noch ein rasches Ende herbeisehnt. Überhaupt: Bescheidenheit kennt die Produktion nicht. Johannes Roberts hat auch wieder einmal seine Lieblingssongs (unvergessen das Finale aus The Strangers: Opfernacht) eingebaut, ohne zu beherzigen, dass vielleicht nicht alle Teenager auf die 80er stehen.
Fazit
47 Meters Down: Uncaged sollte nicht die erste Wahl sein, wenn es ein Film mit Haien sein soll. Trotz hübscher Kulisse und zeitweise klaustrophobischer Enge, kann der Film seine Atmosphäre nicht durchgehend halten. Dafür sorgen die schlecht geschriebenen Figuren mit diversen Nonsense-Entscheidungen, das schnell durchschaubare Drehbuch und die völlig übertriebene Inszenierung. Johannes Roberts wäre gut damit beraten, sich auf die kleinen Dinge zu konzentrieren, ehe er alles abreißen will. Wirtschaftlich bleibt abzuwarten, ob die Fortsetzung ähnlich erfolgreich ausfällt wie ihr Vorgänger. Inhaltlich ist davon abzuraten, aus 47 Meters ein Franchise zu entwickeln.