Aquaman: Lost Kingdom
Hält man sich einmal vor Augen, dass Aquaman der erfolgreichste Film war, den das DCEU (DC Extended Universe) hervorbringen konnte, möchte man meinen, dass ein zweiter Teil nur von Erfolg gekrönt sein könnte. Doch am Ende kommt alles anders und so muss Warner nicht nur einen gigantischen Flop an den Kassen in Kauf nehmen, sondern eben auch die Tatsache, dass das filmische DC-Universum an vielen Faktoren krachend gegen die Wand gefahren wurde. Die einzige Frage, die sich noch stellt: Findet Aquaman: Lost Kingdom wenigstens inhaltlich einen versöhnlichen Abschluss? Am 21. März 2024 erscheint James Wans (Malignant) Fortsetzung auf Blu-ray, DVD und VoD. Ob noch irgendetwas zu retten ist, lest ihr hier.
Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa, Game of Thrones) hatte noch nie großartig Bock auf seine Rolle als König von Atlantis. Seitdem er mit Mera (Amber Heard, Drive Angry) ein Baby hat, ist er gleich doppelt so stark belastet. Derweil schmiedet David Kane alias Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II, Candyman) Rachepläne für den Tod seines Vaters. Mit der Hilfe des Wissenschaftlers Dr. Stephen Shin (Randall Park, Blockbuster) durchsucht er die Sieben Weltmeere nach einem besonderen Artefakt: Dem Schwarzen Dreizack, welcher ihm ermöglicht, Treibhausgase in die Atmosphäre zu befördern. Der Erde droht somit die Gefahr, ins völlige Chaos gestürzt zu werden. Aquaman alleine kann diese Gefahr nicht stoppen und sieht seine einzige Chance darin, seinen in einem Wüstengefängnis inhaftierten Bruder Orm (Patrick Wilson, Insidious) zu befreien. Wohl wissend, dass dieser niemand ist, dem man viel Vertrauen entgegenbringen sollte …
Probleme über Probleme
Originaltitel | Aquaman and the Lost Kingdom |
Jahr | 2023 |
Land | USA |
Genre | Action |
Regie | James Wan |
Cast | Arthur Curry / Aquaman: Jason Momoa Orm Marius: Patrick Wilson Mera: Amber Heard Yahya Abdul-Mateen II: David Kane / Black Manta Königin Atlanna: Nicole Kidman Dr. Stephen Shin: Randall Park König Nereus: Dolph Lundgren Thomas Curry: Temuera Morrison Kordax: Pilou Asbæk |
Laufzeit | 124 Minuten |
FSK | |
Kinostart: 21. März 2024 |
Die Sterne für Aquaman: Lost Kingdom standen nur für einen kurzen Zeitraum günstig. Nach dem sensationellen Erfolg des Vorgängers Aquaman (mit 1,15 Milliarden Dollar ist er der erfolgreichste DCEU-Film – mit großem Abstand vor dem gehypten Crossover Batman V Superman) sollte alles noch besser werden. Doch im Frühjahr 2020 überschatteten die ersten Meldungen eines sich anbahnenden juristischen Streits zwischen Johnny Depp und Amber Heard die Produktion, was in eine Petition ausartete. Die unterzeichnenden Stimmen forderten einen Ausschluss Heards aus dem Projekt, deren Ruf durch die Folgen des Rechtsstreits völlig ruiniert war. Doch die durch die COVID-19-Pandemie gebeutelten Dreharbeiten waren bereits in Gange und so konnte Heards Rolle nur noch in der Postproduktion heruntergedrosselt werden, um dem Druck der Fans Einhalt zu gewähren. Ein weiterer Dolchstoß kam durch die Meldung hinzu, dass das DCEU nun endgültig begraben werden und einen Neustart unter der Aufsicht von James Gunn und James Wan erhalten sollte. Seit dieser Ankündigung haben alle Folgeproduktionen (Black Adam, Shazam: Fury of Gods, The Flash und Blue Beetle) ihre Kassenziele deutlich verfehlt und zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Reviews ist auch klar, dass Aquaman: Lost Kingdom sich hier einreihen muss. Weitere Faktoren, die Einfluss auf den Misserfolg des Films haben, sind die generell grassierende Superheldenmüdigkeit, unter der auch die Marvel Studios zu leiden haben (The Marvels konnte kaum Publikumsinteresse erzeugen). Und dann wurde wenige Tage vor Filmstart auch noch bekannt, dass der Film keinerlei Verbindungen zu anderen Filmen, abgesehen von Aquaman, aufweisen würde. Werfen wir also einen Blick auf das Sterbebett …
Was ist im Schnitt noch zu retten?
Zuerst zum Positiven: Es gibt ein paar Szenen, die Spaß machen. Etwa wenn Aquaman auf einem überdimensionalen Seepferdchen in die Schlacht zieht. Solche Spielereien finden sich allerdings nicht häufig. Einer der unerwarteten Höhepunkte ist wohl die Dynamik zwischen den Brüdern Arthur und Orm. Ihre Chemie funktioniert prima und verleiht dem Film Anflüge eines Buddy-Movies, insbesondere wenn sie gemeinsam gegen Rieseninsekten kämpfen müssen. Eine wirkliche Magie, wie man sie etwa von Thor und Loki kennt, kommt allerdings nicht auf. Im Vergleich dazu enttäuscht Yahya Abdul-Mateens Black Manta auf allen Ebenen. Bereits in Aquaman war dies einfach keine gut geschriebene Figur und es wird auch mit dem zweiten Teil nicht besser. Amber Herds Mera ist ein Produkt aller Umstände um den Film herum. Ihre Screentime beträgt wenige Minuten, bis auf die Schlussszene sieht man Aquaman und Mera sich nie so verhalten wie ein Ehepaar. Es wirkt seltsam, dass eine auf dem Papier wichtige und zentrale Filmfigur zwar existiert, aber nicht präsent ist und nichts zur Handlung beiträgt. Wie unangenehm die Entscheidung um Heard war, ist so in jedem Moment spürbar. Vieles ist offensichtlich aber dem Schnitt geschuldet, denn in der Postproduktion wurde bekanntermaßen vieles noch einmal über den Haufen geworfen. Die Szenenübergänge und Plotentwicklungen wirken somit sprunghaft, das Tempo ist uneben und die Balance aus Ernst und Comedy gerät immer wieder ins Wanken.
Maues CGI-Gewitter unter Wasser
An der Stelle muss auch das Tempo mit den Effekten verknüpft werden. Denn ein richtiges Finale entfällt und so verläuft die Erzählung relativ antiklimatisch, was wohl auch dem begrenzten Budget geschuldet scheint. Eine große Inszenierung fällt ins Wasser (kein beabsichtigtes Wortspiel). Nicht als anders als grässlich lässt sich der CGI-Einsatz im Gesamten beschreiben. Insbesondere die Haare von Mera und Königin Atlanna führen unter Wasser ein Eigenleben, das Fragen aufwirft. Szenen, die wohl als CGI-Kick dienen sollten, enden in fürchterlichem CGI-Geschmodder. Auch Aquamans CGI-Outfit ist in einigen Szenen gar seltsam und wirkt, als habe man hier Momoas Kopf lediglich auf einen Körper aus dem Computer geklebt. Am ehesten überzeugt in Sachen Tricktechnik das Resultat, das sich um die Fantasie-Geschöpfe dreht. Mit einigen furchterregenden Kreaturen kann James Wan sein Faible für Horror auch in Lost Kingdom wieder ausleben. Da ist zum Beispiel das Volk des verlorenen Königreich Necros, das Motive des Zombiefilms und des Lovecraft-Horrors in sich vereint. Doch all das ist nicht mehr als ein Trostpflaster für diejenigen, die über die vielen visuellen Schwächen hinwegsehen können.
Fazit
Das DCEU endet, wie es begonnen hat: Ziel- und planlos. Aquaman and the Lost Kingdom kämpft mit inkonsistenter Charakterdarstellung, unterdurchschnittlichen CGI-Schlachten und mangelnder Erzählrichtung. Das Skript ist so beliebig und austauschbar, als wäre hier ChatGPT am Werk gewesen, um einen generischen Superhelden-Blockbuster unter Wasser zu generieren. Das ist nicht nur für das Erzähluniversum tragisch, sondern auch für Aquaman selbst, aus dem Jason Momoa einen der coolsten und beliebtesten DC-Helden formte. Es ist sogar erstaunlich, wie wenig bemerkenswert der Film in jeder Hinsicht ist.
© Warner Bros.