Armee der Finsternis
Mit Tanz der Teufel und Tanz der Teufel II landete Regisseur Sam Raimi zwei Kulthits, welche aufgrund ihrer Brutalität auf dem Index landeten. Eine Fortsetzung der Reihe sollte weniger brutal, dafür umso humorvoller ausfallen. Wie wäre es also, Ash (Bruce Campbell) in die Vergangenheit zu schicken und die Geschichten mit einer völlig überdrehten Mittelalter-Story zu kreuzen? Ursprünglich war diese Idee bereits für den zweiten Teil im Gespräch, wurde jedoch zu Gunsten einer (inhaltlich deckungsgleichen) Überarbeitung des Sequels verschoben. Armee der Finsternis erblickte 1992 das Licht der Welt und sollte den Zuschauer in eine mit viel Augenzwinkern gestaltete Welt mitnehmen, die für den unbeholfenen Antihelden zahlreiche Absurditäten bereithält.
Ash wird nach den Geschehnissen aus Tanz der Teufel 2 durch einen Zeittunnel geschleudert. Er findet sich im Mittelalter wieder und das zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt. Er kreuzt einen Kampf zwischen den Rivalen Henry der Rote (Richard Grove) und Fürst Arthur (Marcus Gilbert). Ash gerät direkt in Verdacht, ein Verbündeter Henrys zu sein, woraufhin Fürst Arthur ihn hinrichten lassen will. Als Ash die Todesgrube jedoch als Sieger verlässt, wird er als Held gefeiert. Er zieht auf die Burg, fängt eine Affäre mit Sheila (Embeth Davidtz) an und ist auf der Suche nach dem magischen Buch Necronomicon. Mit diesem alten Relikt könnte er vom Hofzauberer in seine richtige Zeit zurückgebracht werden. Nachdem Ash an das Buch gelangt, versucht er mit den drei magischen Worten die Hölle zu überlisten, was jedoch nicht gelingt. Die Armee der Finsternis ist nun auferstanden und möchte das Land vernichten. Hätte sich Ash doch die Beschwörungsformel “Klaatu Verata Nectu” nur richtig gemerkt…
Fortsetzung mit inhaltlicher Neuausrichtung
Originaltitel | Army of Darkness |
Jahr | 1992 |
Land | USA |
Genre | Horrorkomödie |
Regisseur | Sam Raimi |
Cast | 85 Minuten (Kinofassung), 96 Minuten (Director’s Cut) |
Laufzeit | Ash: Bruce Campbell Sheila: Embeth Davidtz König Arthur: Marcus Gilbert Wiseman: Ian Abercrombie Henry der Rote: Richard Grove Linda: Bridget Fonda |
FSK |
Nach Tanz der Teufel (1982) ließ Sam Raimi fünf Jahre später zunächst Tanz der Teufel II folgen. Keine klassische Fortsetzung, sondern ein aufwendig produziertes Remake des erstens Films. Von dem einstigen Low Budget-Film ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nachdem bereits für Tanz der Teufel II auf 350.000 US-Dollar aufgestockt wurde, konnte Armee der Finsternis mit 11 Millionen US-Dollar gedreht werden, welche vor allem in die Tricktechnik flossen. Es ist dem Erfolg von Darkman zu verdanken, dass Raimi seine Tanz der Teufel-Reihe unter dem Banner eines Major-Studios zu einem Abschluss bringen konnte. Diese im Vergleich zu den anderen Teilen der Reihe hinsichtlich des Gewaltgrads entschärfte Version erhielt in Deutschland eine FSK16-Freigabe. Die FSK-18-Variante, beziehungsweise der Director’s Cut, hat alternative Endsequenzen. Als einziger Teil mit Jugendfreigabe bis 2016 konnte sich die Armee der Finsternis nur deshalb rühmen, da das Kunstblut im Strömen fließt. Und zwar derart übertrieben, dass selbst die FSK dies als realitätsfremd einstufte. Ohnehin soll kein realistisches Bild vermittelt werden und die gesamte Handlung orientiert sich so stark an der Hauptfigur, dass um sie herum sozusagen kein Leben existiert und selbst die anderen Figuren kaum miteinander sprechen.
Ash wird zur Kultfigur
Zuschauer, die Tanz der Teufel nicht kennen, erhalten zu Beginn eine kurze Zusammenfassung der Geschichte. Schließlich ist Armee der Finsternis weder im Deutschen, noch im Original titular einer Reihe zuzuordnen. Im Vergleich zu der einsamen Hütte verfügt dieser Teil über eine ansehnliche mittelalterliche Kulisse. Zu dieser zählt eine beeindruckende Festung mitsamt düsterer Waldstück-Anlage. Diese Areale werden mittels Panorama-Aufnahmen entsprechend in Szene gerückt. Doch der eigentliche Star ist nicht etwa das mittelalterliche Treiben, sondern Bruce Campbell, der bestens aufgelegt ist und mit seinem komödiantischen Talent glänzt. Bereits in Tanz der Teufel II verlieh Sam Raimi seiner Hauptfigur Ash mehr Profil und verstärkte die neue Ausrichtung hin zum Funsplatter. Regisseur Sam Raimi und Schauspieler Bruce Campbell sind alte Schulfreunde und ein gut eingespieltes Duo – vor und hinter der Kamera. Vielleicht ein Grund dafür, dass Campbell sich auf all das einließ. Denn als männliche “Scream Queen” machte sich Ash einen Namen als Ikone des Horrorfilms. Darin liegt die Besonderheit der Figur: Ash nimmt sich selbst nie ganz ernst. Selbst wenn eine handvoll giftiger Miniatur-Ashs versucht, ihm das Leben schwer zu machen, kommt ihm immer noch ein lockerer Spruch über die Lippen. Als sympathischer Loser und Bilderbuch-Held wider Willen pendelt er sich auch in Armee der Finsternis irgendwo zwischen eitler Selbstüberschätzung und spontaner Kreativität ein. Denn die Situationen, in die er schlittert, sind immer grotesk und erfordern eine pragmatische Lösung.
Allerfeinste Tricktechnik der frühen 90er
Die Tricktechnik von Ray Harryhausen konnte damals überzeugen und ist heutzutage mit einem Schmunzeln zu betrachten. Für 1992 zählten die Effekte allerdings zum State of the Art und Sam Raimis Stop-Motion-Technik erzeugt Eindruck – auch ganz ohne aufwendige Computeranimationen. Fans handfester Horror-Action werden sich allerdings umgewöhnen müssen, denn es fehlt die Kompromisslosigkeit der Vorgänger, die so manches Mal schocken kann. Zwar werden neben der Hauptfigur Motive wie die Dämonen und das sagenumwobene Necronomicon übernommen, und auch einige Stilmittel (wie etwa die rasende Kamerafahrt durch den Wald) finden sich wieder, doch der Ton ist ein ganz anderer. Wer nicht offen für Horror-Komödien oder hartgesottener Ash-Fan ist, könnte es unter Umständen schwer haben, Reiz an den skurrilen Szenen zu empfinden. Dazu zählt im Besonderen eine Szene, in welcher Ash
Fazit
Armee der Finsternis ist wunderbarer Slapstick-Horror, der souverän an die Vorgänger-Filme anknüpft und gleichzeitig für frischen Wind sorgt. Nachdem die Reihe in Tanz der Teufel 2 stilsicher inszeniert wurde, ist sie auch einem starken Settingwechsel gewachsen. Deshalb überrascht es nicht, dass der Film im Handumdrehen zum Kultfilm erklärt wurde und viel mehr als nur der Abschluss einer Trilogie ist. Er funktioniert vollkommen eigenständig, ist eine äußerst witzige Tour de Force, und sitzt obendrein auch noch als mittelalterliche Persiflage. Der Erfindungsreichtum Raimis hält Teil 3 zusammen und macht ihn zu einem nicht minder starken Abschluss der Reihe, obwohl er damit weiter von seinem Ursprung kaum entfernt sein könnte.
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