ARQ

Die Idee hinter dem 2016 als Netflix Original erschienenen ARQ ist nicht neu. Doch ganze acht Jahre dauerte es, bis der Zeitschleifen-Thriller vom Papier aufs Zelluloid kam. Obwohl die Story inmitten eines globalen Kriegs angesiedelt ist, findet die Handlung ausschließlich in einer Wohnung statt. Damit bewegt sich ARQ im Home Invasion-Genre. Vergleichbar mit dem ersten Teil von The Purge, wo man ähnlich wenig von den Geschehnissen außerhalb mitbekommt. Hier geht es jedoch wesentlich weniger brutal zu und viel eher soll der Zuschauer mit temporeichen Wendungen bei Laune gehalten werden.

  

In einer nahen Zukunft befindet sich die Menschheit in einem globalen Krieg. Es herrscht eine Verknappung der Energieressourcen und viele Gruppierungen mit unterschiedlicher Agenda sind unterwegs. Der Wissenschaftler Renton (Robbie Amell, Scooby-Doo!: Das Abenteuer beginnt) und seine Freundin Hannah (Rachael Taylor, Jessica Jones) haben sich nach langer Zeit wieder getroffen. Als Renton am nächsten Morgen erwacht, dauert es nur wenige Sekunden und drei unbekannte Männer stürmen das Schlafzimmer. Sie haben es auf das Vermögen des Erfinders abgesehen und als Renton sich der Kooperation verweigert, erschießen sie ihn. Doch Sekunden später erwacht er erneut und in wenigen Sekunden werden die drei Männer erneut durch die Türe kommen. Dies alles hängt mit einer von Renton entwickelten Maschine, dem ARQ (Automatic Repeat Query) zusammen, wie sich herausstellt…

Drehbuch mit Kniff

Originaltitel ARQ
Jahr 2016
Land USA, Kanada
Genre Thriller, Science-Fiction
Regisseur Tony Elliott
Cast Renton: Robbie Amell
Hannah: Rachael Taylor
Sonny: Shaun Benson
Father: Gray Powell
Brother: Jacob Neayem
Laufzeit 88 Minuten

Das Regie-Debüt von Tony Elliott, der gleichzeitig auch die Geschichte schrieb, ist ein bis ins letzte Detail durchdachter Film. Elliott ist ein erfahrener Schreiberling, der vor seinem ersten Film vor allem als Drehbuchautor zahlreicher TV-Serien wie etwa Orphan Black Erfahrung sammelte. Bei Zeitschleifen ist vor allem die Bewahrung einer inneren Filmlogik essenziell wichtig dafür, wie gut die Erzählung funktioniert. Die Annäherung an ein solches Thema kann auf ganz unterschiedliche Weisen entstehen, wie etwa ein Vergleich von Triangle und The Edge of Tomorrow zeigt. ARQ gibt sich oberflächlich betrachtet wissenschaftlich. Doch soviel Science vermittelt das Drehbuch gar nicht. Im Zentrum der Handlung steht die Verbindung der Figuren zueinander. Darüber gibt es eine Menge zu erzählen und mit jedem Loop findet ein spürbarer Ausbau dessen statt.

Keine Verschnaufpausen, aber Erklärungen anstelle von Darstellungen

Bereits die wenigen Sekunden vor dem Stürmen des Schlafzimmers sind ein Vorbote für die wenige Zeit, die hier bleibt. Immer und immer wieder erwacht Renton in dieser Situation voller Eigendynamik und ab da erfolgen alle Entscheidungen auch Schlag auf Schlag. Ebenso wenig kommt der Zuschauer zur Ruhe, denn das Adrenalin, das durch Renton fließt, überträgt sich wie von selbst auf das Publikum. Glücklicherweise verliert sich ARQ nicht in seinen Action-Anteilen, sondern hält eine Dosis an wohlüberlegten Szenen parat, um Renton und Hannah weiterzuentwickeln. Dass das Budget überschaubar war, sieht man dem Film nicht unbedingt an. Bemerkbar macht sich das allerdings daran, dass sich die Geschichte über mehr als eine Stunde hinweg immer in denselben Räumlichkeiten abspielt. Dafür entsteht mit der Zeit eine immer stärker werdende klaustrophobische Stimmung, denn Renton und Hannah haben nur bedingt Möglichkeiten zur Flucht. Daraus zieht ARQ auch jegliche Spannung. Wer nun denkt, dass die beiden es einfach so lange versuchen, bis es klappt, irrt. Denn zwei Plottwists sorgen dafür, dass sich die Umstände ändern und die Karten neu gemischt werden. Weniger überzeugend ist das, was die Handlung über den Rest der Welt vorgibt. Denn da muss man einfach hinnehmen, was draußen passiert, obwohl es davon wenig zu sehen gibt und man sich den Rest durch Dialoge zusammenreimen muss.

ARQ zählt zu den komplexeren Zeitschleifen-Filmen und verliert sich nicht im Logik-Wirrwarr. Wann immer ein vermeintlicher Widerspruch auftritt, wird dieser rückwirkend erklärt. Denn hat man viele Filme zu der Thematik gesehen, erwartet man ein bestimmtes Prinzip. In dem Punkt überrascht der Titel mit einigen starken Ideen, welche die Spannung aufrecht halten und ihn stimmungsvoll zum Ende durchmanövrieren. Dieses wiederum ist Geschmackssache. Ich als Freund von Bad Endings finde den Ansatz allerdings sehr spannend, dass Rentons und Hannahs Positionen vertauscht werden und Hannah nun die Überzeugungsarbeit leisten muss.  Lobend anerkennen muss man, dass das Drehbuch hier wohl durchdacht ist und auch am Ende noch zusammenhält. Dass die Schauwerte auf der Strecke bleiben, lässt sich problemlos verschmerzen. Wer schnörkellose Zeitsprünge liebt, die auch ohne große Effekthascherei bestehen, sollte ARQ auf Netflix ansteuern.

© Netflix

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Lyxa
Redakteur
16. Oktober 2018 21:44

Ich hab den Film vor einiger Zeit gesehen und fand ihn ziemlich gut. Mit der Inszenierung der Zeitschleifen-Thematik als Kammerspiel-Thriller macht man aus relativ wenig sehr viel und trotz der Schleife verändert sich auch immer wieder das Szenario etwas, wodurch neue Spannung entsteht und die Wendungen am Ende waren auch cool. Dass die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Motivationen etwas zu langatmig ausgewalzt wurden und Tempo rausgenommen haben, ist mir negativ im Gedächtnis geblieben (die Außenwelt spielt ja kaum eine Rolle, da hätte man es auch ganz einfach bis offen halten können), aber sonst sehr spannend und unterhaltsam.

Aki
Aki
Redakteur
30. Oktober 2018 12:44

Vielen Dank für die Review. Bin so auf den Film aufmerksam geworden und habe ihn mir am Wochenende angeschaut. Anfangs war ich etwas skeptisch wie das Grundgerüst aufgebaut wurden. Vor allem die nur wenigen Informationen über die Zeit, in der das alles spielt, sind knapp aber im Grunde haben sie dann doch ausgereicht. Schön ist, dass bei den Schleifen viel mit verschiedenen Perspektiven gearbeitet wurden ist. So wird es rein optisch nicht langweilig, obwohl alles in nur wenigen Räumen spielt. Was das Ende angeht, so sehe ich es nicht wirklich als Bad End:

Spoiler
Klar, nun sind die Rollen vertauscht aber das heißt ja nicht, dass es wirklich für immer so weiter gehen müssen. Übrigens ein geschickter Storytwist, dass einige der Loops fehlerhaft waren, wodurch die Szene am Anfang geklärt wird, in der Renton auf dem PC sich ein Video anschaut. Ist dann auch eine dieser Sachen gewesen, die mich bei Laune gehalten hat, da ich wissen wollte, was er sich da angeschaut hat.

Was mich zum nachdenken anregt, ist am Ende der Fakt, dass der Loop sich nur auf das Gebiet um das Haus beschrenkt. Wie viel Zeit wohl in der Außenwelt schon vergangen ist? Es sind ja schon sehr viele gewesen O_O Am Ende ist die Ironie, dass es diese beiden Fraktionen gar nicht mehr gbit.

Insgesamt unterhaltsam aber kein Film, denn ich so schnell noch einmal sehen muss. Daher von mir
3,5/5 Äpfel

PS: Woher kommen eigentlich die Äpfel? Es sah nicht so aus, als hätte Renton einen Baum im Haus!