Bob’s Burgers – Der Film

Die Simpsons – über 30 Jahre auf dem Buckel. Family Guy – bitterböse und bereits in der 20. Staffel. South Park – es war einmal (damals 1997), dass Kenny stirbt und aufersteht. American Dad – Joe Swanson kann seit 2005 laufen! Animierte Comedy-Serien gibt es viele. Doch kaum eine Serie ist so herrlich bissig, böse und dabei trotzdem liebenswert normal wie Bob‘s Burgers. Emmy-Gewinner Loren Bouchard (Central Park) bringt Familie Belcher in Bob‘s Burgers – Der Film, ihrem ersten Kinoabenteuer, in einem waschechten Krimi unter und lässt dabei den typischen Humor nicht vermissen. Das Geheimnis eines Sommers steht für die Belchers an! Doch reichen die bewährten Zutaten für ein 102-minütiges Abenteuer, Gesangseinlagen inklusive? Die Zuschauer können sich selbst davon ein Bild machen, seit dem 13. Juli 2022 auf Disney+.

Es hätte ein so schöner Tag in Wagstaff werden können. Eine Woche vor Ferienbeginn. Der Beginn des Sommers. Eine magische Zeit für jeden Teenager und für alle Kinder. Für Bob und Linda Belcher, Eigentümer und Betreiber von Bob‘s Burgers ebenfalls. Doch unverhofft kommt oft. Bobs und Lindas Kreditaufschub wird nicht gewährt, Gene macht sich einen Kopf über seine Furzmusik und Band – die erst wissen muss, dass es eine Band ist. Tina träumt unverfroren von mehreren Jungs (ganz egal, dass es Zombies sind) und deren Pos, doch von einem „Sommerboyfriend“ ganz besonders und Louise – Louise wird als ängstliches Baby betitelt. Jeder in der Familie durchlebt seinen ganz eigenen persönlichen Albtraum. Kurz vor Sommerbeginn. Da ist es fast schon egal, dass vor dem Restaurant ein riesiges Loch einbricht und eine Leiche zum Vorschein kommt. Das Mysterium um sie muss gelöst werden um das Restaurantzu retten und das um Gottes Willen vor Ferienbeginn. Dabei ist es wenig hilfreich, dass alle Protagonisten komplett gaga und inkompetent sind.

Der Kritik getrotzt

Originaltitel The Bob’s Burgers Movie
Jahr 2022
Land USA
Genre Animation
Regie Bernard Derriman, Loren Bouchard
Cast Bob Belcher: H. Jon Benjamin
Linda Belcher: John Roberts
Tina Belcher: Dan Mintz
Gene Belcher: Eugene Mirman
Louise Belcher: Kristen Schaal
Teddy: Larry Murphy
Laufzeit 102 Minuten
FSK unbekannt
Veröffentlichung: 13. Juli 2022 auf Disney+

Bob’s Burgers Der Film ist also der erste Kinoableger von Bob‘s Burgers. Die Serie ist mittlerweile zu einer der erfolgreichsten animierten Comedy-Serien geworden. Dabei ernteten die Figuren, der Zeichenstil und vor allem der Erzählstil viele, viele Seitenhiebe von den Branchenspitzenreitern – allen voran Family Guy und South Park. Doch für die eingefleischte Fangemeinde hat Bob’s Burgers in Sachen Witz und Scharfsinn längst den genannten Größen Rang und Zuschauer abgelaufen. Mit zwei Emmys im Gepäck sah sich sogar Seth MacFarlane in einer Folge Family Guy den Hut zu ziehen. Bislang laufen die ersten elf Staffeln von Bob‘s Burgers hierzulande auf Disney+. Ursprünglich hätte der von Bouchard geschriebene und auch inszenierte Film bereits 2020 anlaufen sollen, doch die pandemische Lage wirkte sich auf viele Filme aus und somit wurde der Start auf 2022 verschoben.

Stand by me – Schuster bleib bei deinen Burgern

Seit zwölf Staffeln und über 200 Folgen wissen die Belchers von Anfang an, was sie sind: Eine großartige Satire mit kindlich-naivem Charme, der die Erwachsenen abholt und über viele Folgen hinweg immer bissiger wurde, ohne dabei die Wurzeln aufzugeben. Wie erweitert man also das Belcherverse, ohne die zwischen den Figuren eingespielten Spitzfindigkeiten für neue Zuschauer auszubremsen und deren beinahe eklig herkömmlich und alltäglich anmutenden Probleme zu verlieren, die die Serie für so viele Fans großartig macht? Für den Schöpfer der Serie, Loren Bouchard, der zusammen mit Bernard Derriman Regie bei Bob’s Burgers – Der Film führte und zusammen mit Nora Smith das Drehbuch schrieb, fällt die Antwort ganz einfach aus. Ein paar Songs, ein aus dem Nichts aufgekommener Krimi, sich als Fan von Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers und Agatha Christie outen und jede Menge lakonische One-Liner, die zwischen absurd, fröhlich und vulgär pendeln. Was eben Fans der Serie erwarten und unbeteiligte Zuschauer entweder feiern oder lächelnd hinnehmen.

Funktioniert ein Episodenskript auf Filmlänge?

Bei all dem Klamauk, den die Belchers ausbaden und sich bis zum Hals in absurde Situationen selbst hineinmanövrieren (allen voran Louise und Eugene) geht es ein Stück weit verloren, dass Bouchards Film ein traditionell gezeichneter „Disney“-Spielfilm ist. Das gab es bei Disney seit Winnie Pooh aus dem Jahr 2011 nicht mehr. Für 20th Century Fox der erste seit Die Simpsons – Der Film (ebenfalls ein Erfolg an den Kinokassen). Wie sieht es bei Bob‘s Burgers – Der Film aus? Es gibt keine ikonische Momente, dafür macht Bouchard keine Fehler und geht auf Nummer sicher. Der Beginn des Filmes gibt die Marschroute sehr genau vor und erwartet nicht, dass die Zuschauer Vorwissen mitbringen. Für neutrale Zuschauer beginnt der Film mit Bob, der einen Burger für den Kreditsachbearbeiter seiner Bank zubereitet. Gene hofft, dass seine Band, das Itty Bitty Ditty Committee (der Name ist ein Paradebeispiel für die von diesem Film bevorzugte Art von Wortspiel), bei Splash auftreten darf. Tina sucht einen Sommerfreund unter vielen und Louise will nichts sehnlicher, als in Ruhe gelassen zu werden und nicht als Baby zu gelten. Verbunden werden die einzelnen Erzählstränge mit einem Lied. Das klassische „Sing, was du siehst und fühlst“. Für Fans der Serie ist klar: Die scheinbar „Seinfeld-esquen“ Philosophiestränge über „Nichts“ werden das Geschehen beherrschen und man freut sich auf Popkultur-Referenzen im Minutentakt und das Durchbechen der vierten Wand, um dem Zuschauer auf abstruse Weise Hintergrundwissen zu vermitteln.

Bis zum Ende bleiben wir uns treu

Die oben genannte Formel ist nicht aufgezwungen, sondern steckt in der DNA der Belchers. Als Zuschauer hat man keine Sekunde das Gefühl, dass sich die Geschichte künstlich zieht oder wie oft bei South Park drei Folgen aneinandergereiht sind. Der Humor, die Art der Interaktion und Selbstironie der Belchers passen zu den schrulligen und oft gereizten Familienmitgliedern, die selbst dann kaum zu zurückhaltenden Streitereien fähig sind, selbst wenn sie lebendig begraben sind. Wie kann man so eine natürlich realistisch-dysfunktionale Familie nicht lieben und ein Happy End wünschen? Oder zumindest das, was Bouchard den Belchers als Happy End zugesteht. Das ist so herrlich normal, dass es schon grenzwertig ist.

Fazit

Bob‘s Burgers – Der Film ist Gott sei Dank keine lieblos langgezogene Folge von Bob‘s Burgers. Im Grunde ist Bob‘s Burgers eine richtig gute Weiterentwicklung seiner Charaktere, ohne dabei mit Fachwissen rund um die Serie zu überfordern. Der Film schafft dadurch diesen Spagat, den ein South Park-Film und auch Die Simpons Der Film nur bedingt geschafft haben. Im Gegensatz zum vergleichbaren Simpsons-Film, der sich aufbürdete, Referenzen und Charaktere aus 18 Staffeln einzufügen, ändert Bob’s Burgers – Der Film das Tempo und den Ton einer typischen Episode nicht mehr als nötig – und macht das doch partiell genau richtig. Das Finale rund um den Mord von vor sechs Jahren verleiht die nötige Spannung, Wendung und vermag zu einem Höhepunkt führen, wo eine klassische Verfolgungsfahrt nicht fehlen darf. Auf Belcher-Art. Genau diese Übergriffe und Anleihen aus alles möglichen Genres und dabei trotzdem Bob‘s Burgers-like zu sein – als ob es nie anders hätte sein sollen – sind die große Stärke des Films. Doch auch zugleich der Fluch. Denn entweder man mag diese Erzählstruktur und Geschwindigkeit sowie spitzfindigen Humor, bei dem man hinhören muss, oder eben nicht. Man kann sich diesen Film jederzeit anschauen. Es ist nur die Frage, ob man vom Humor gepackt wird und als Fan nicht etwas mehr „Fanservice“ erwartet.

© Disney

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