Brokedown Palace – Die Hoffnung stirbt zuletzt
Jeder, der schon einmal gereist ist, kennt das Gefühl der Vorfreude auf Zuhause. Zurück in vertrauter Umgebung zu sein und die gewohnten Lebensstandards wieder um sich zu haben, kann sich toll anfühlen. Der Alptraum beginnt aber, wenn man mitten im Urlaub inhaftiert und das persönliche Paradies zur Hölle wird. So ergeht es Claire Danes (Romeo & Julia) und Kate Beckinsale (Underworld) in dem Film Brokedown Palace – Die Hoffnung stirbt zuletzt, in dem sie zwei Touristinnen spielen, denen während der Thailand-Reise Drogen unterjubelt werden. Was dann folgt, ist eine Tour de Force. Die Produktion von Jonathan Kaplan (Fatale Begierde) hat den Ruf, ein Oscarbait zu sein, und war auch gleichzeitig sein letzter Film. Mittlerweile produziert er nur noch fürs Fernsehen.
Die Schule ist vorbei und ehe sich die Wege der beiden Freundinnen Alice (Claire Danes) und Darlene (Kate Beckinsale) trennen, wollen sie einen unvergesslichen Urlaub miteinander verbringen. Bis zur Abreise verläuft auch alles gut. Doch dann stellt sich am Flughafen von Bangkok heraus, dass sie von einer flüchtigen Bekanntschaft als Drogenkuriere missbraucht wurden und im Gefängnis landen. Ihr Anwalt Hank Greene (Bill Pullman, The Sinner) versucht mit allen Mitteln, den Fall neu verhandeln zu lassen. Denn die Frauen erwarten 33 Jahre Gefängnisaufenthalt und es sieht ganz danach aus, als sei der Fall manipuliert worden. Während Hank versucht, Beweise für die Unschuld der beiden Amerikanerinnen zu finden, versuchen diese im thailändischen Gefängnis, dem “Brokedown Palace”, zu überleben.
Paradies und Hölle, so dicht beieinander
Originaltitel | Brokedown Palace |
Jahr | 1999 |
Land | USA |
Genre | Drama |
Regie | Jonathan Kaplan |
Cast | Alice Marano: Claire Danes Darlene Davis: Kate Beckinsale Hank Greene: Bill Pullman Yon Greene: Jacqueline Kim Roy Knox: Lou Diamond Phillips |
Laufzeit | 100 Minuten |
FSK |
Asien ist eine gerne genutzte Destination von Rucksacktouristen. Das Leben dort ist nicht teuer, dafür sind Natur und Strände paradiesisch. Geht es um Drogen, versteht das thailändische Justizsystem allerdings gar keinen Spaß. Immer wieder werden Fälle von Backpackern bekannt, die für gewollten oder auch nicht gewollten Drogenschmuggel in den härtesten Knasts der Welt landen. Sie dort wieder herauszubekommen, ist beinahe unmöglich. Diese Thematik wurde Ende der 90er gleich zweifach in Hollywood aufgegriffen: Einmal mit Für das Leben eines Freundes von Joseph Ruben und dann mit Brokedown Palace von Jonathan Kaplan. Beide Filme verlaufen aber ganz unterschiedlich und letzterer stellt seine beiden Protagonistinnen als Opfer dar, die unschuldig im Knast landen. Dem Film eilt der Ruf voraus, ganz bewusst so produziert worden zu sein, dass er im Folgejahr bei den Oscars abräumen könnte. Doch schließlich ging das Drama leer aus und floppte an den Kinokassen so stark, dass es nicht einmal die Hälfte seiner Kosten von 25 Mio. US-Dollar einspielen konnte.
Zu Unrecht im Knast nach Standard-Anleitung
So richtig will Brokedown Palace zunächst nicht in die Gänge kommen. Erst flanieren die beiden jungen Frauen in der Metropole Bangkok und dann schleicht sich in Form des jungen Nick (Daniel Lapaine, Studio 54) ein Eifersuchtsdrama an, das nicht überzeugen kann. Dann dauert es nicht lange und die Handlung wird ins Gefängnis verfrachtet. Das alles geschieht holprig und lässt keinen Raum für die Entfaltung der Figuren. Denn weder Alice noch Darlene sind bis zu diesem Zeitpunkt gut charakterisiert und plötzlich steht das Drehbuch vor der Herausforderung, den Zuschauer emotional abholen zu müssen. Natürlich sagt das eigene Rechtsempfinden, dass hier etwas gänzlich in die falsche Richtung läuft. Aber das alleine reicht nicht aus, um mit großer emotionaler Teilhabe dabei zu sein. Auch der Szeneriewechsel bringt wenig Überraschendes hervor.
Die Schuldfrage
Insbesondere kränkelt der Film an seinen Dialogen, die immer das herzugeben scheinen, was die Situation eben gerade erfordert, aber wenig Individuelles bieten. Mit Danes und Beckinsale wurden Schauspielerinnen eingesetzt, die zwar mehr aus ihren Rollen herausholen, als eigentlich vorhanden ist, doch im Grunde hätte jede Schauspielerin diese Herausforderung auf sich nehmen können. Durch den Wechsel zwischen Knast-Alltag und Hank Greenes Kampf außerhalb entstehen keine Längen und die Geschichte wird kurzweilig erzählt. Nur eben völlig frei von Innovation, denn entweder sind die Entwicklungen vorhersehbar oder aber es bleiben einfach wirklich neue oder erfrischende Wendungen aus. Ansonsten zehrt die Spannung vor allem von der Schuldfrage: Wusste wirklich niemand etwas von den Drogen im Gepäck? Wurde tatsächlich alles nur inszeniert? Und selbst wenn sie unschuldig sind, wird es überhaupt gelingen, die thailändische Justiz davon zu überzeugen? Genau diese Punkte sind es schließlich auch, welche die Handlung bis zum Ende tragen können.
Fazit
Brokedown Palace ist bei weitem kein schlechter Film und auch das maue Einspielergebnis wird der Qualität des Films nicht gerecht. Im Gegenteil, die Durchschnittlichkeit des Drehbuchs wird durch die gelungenen schauspielerischen Leistungen kompensiert, sodass man hier wahrlich nicht von einer misslungenen Produktion sprechen kann. Als Gefängnisdrama erfüllt der Film sein Soll und liefert das Standartrepertoire an Emotionen, welche eine solche Situation einfordert. Der mäßige Spannungsbogen könnte aber zu einer Herausforderung werden.
© Koch Media
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