Bumblebee

Nach dem Desaster des fünften Teils der Transformers-Reihe wurden weitere Teile erst einmal in die Garage gesteckt. Michael Bay (Die Insel) wollte sich jedoch nicht ganz trennen und so holte er sich Kubo – Der tapfere Samurai-Schöpfer Travis Knight und Christina Hodson (Unforgettable – Tödliche Liebe) ins Boot, um der Reihe eine neue Richtung zu geben. Er selbst bezog nur noch den Posten des Produzenten. Nach und nach entstand die Idee eines Spin-Offs mit den Bauteilen: 80er Jahre, Freundschaft und Coming of Age mit dem beliebten gelben Autobot als Hauptcharakter. Am 20. Dezember 2018 war es dann endlich soweit und Bumblebee startete in den deutschen Kinos. Ob die Reparatur der Reihe gelang, verraten wir im nachfolgenden Artikel.

      

Der Krieg auf dem Planeten Cybertron erreicht seinen Höhepunkt. Die Autobots, angeführt durch Optimus Prime, werden zurückgedrängt und müssen den Planeten verlassen. Der junge B-127 bekommt die Mission, auf der Erde eine Basis zu errichten, damit sich die verstreuten Autobots dort versammeln können. Dafür soll er den Planeten unter allen Umständen vor den Decepticons beschützen. Schon bei seiner Landung auf dem blauen Planeten im Jahre 1987 fängt er sich Ärger mit einer Militärgruppe ein. Beim Versuch die Menschen zu beruhigen, greift der Decepticon Blitzwing an. In Folge des harten Kampfes verliert B-127 seine Spracheinheit, schafft es aber, den Angreifer zu besiegen. Schwer verletzt schalten sich seine Systeme ab, doch zum Glück transformiert er sich in letzter Sekunde in ein hiesiges Fahrzeug.

Charlie Watsons Leben ist seit dem plötzlichen Tod ihres Vaters aus den Fugen geraten. Während ihre Mutter einen neuen Freund hat, verzieht sich die 17-jährige alleine in die Werkstatt ihres Dads, um dort an einem alten Auto zu tüfteln. An Charlies Geburtstag bekommt sie von ihrem Onkel einen alten gelben VW-Käfer geschenkt. Sie repariert diesen und stellt erschrocken fest, dass ihr Auto lebt. Besser noch, dass es ein Alien ist, den sie auf den Namen Bumblebee tauft.

Mit mehr Gefühl und weniger Sachschaden

Originaltitel Bumblebee
Jahr 2018
Land USA
Genre Action, Abenteuer, Science-Fiction
Regisseur Travis Knight
Cast Charlie Watson: Hailee Steinfeld
Memo: Jorge Lendeborg Jr.
Jack Burns : John Cena
Otis: Jason Drucker
Sally Watson: Pamela Adlon
Ron: Stephen Schneider
Laufzeit 114 Minuten
FSK

Der Krieg der Autobots und der Decepticons bildet nur die Rahmenhandlung von Bumblebee. Zwar starten wir auf dem Heimatplaneten der beiden Gruppen, verlassen diesen jedoch recht schnell. Es folgen auf der Erde noch weiter Gefechte, doch im Gegensatz zu den vorangegangenen Transformers-Filmen werden keine Sachschäden in Millionenhöhe angerichtet. Viel eher setzt Travis Knight auf kurze und knackige Auseinandersetzungen, bei denen der Zuschauer den Überblick behält. Im Kern der Handlung geht es um die Freundschaft der einsamen Charlie und ihrem etwas anderen Auto. Mit viel Herz und einer gut platzierten Portion Humor werden beide Figuren liebevoll vorgestellt und ausgebaut. Nachdem in den Vorgängern der menschliche Part immer von einem Mann besetzt war, ist es eine gelungene Abwechslung, mit der jungen Charlie ein unverbrauchtes Gespann zu schaffen. Hailee Steinfeld (Pitch Perfect 2) füllt ihre Figur mit viel Leben und sorgt schon nach kurzer Zeit dafür, dass der Zuschauer emotional ihren Verlust mitbetrauert. Da nach der Abschaltung von Bumblebees Speicher seine Erinnerungen gelöscht und damit die Mission vergessen ist, wirkt er mehr wie ein ängstliches, neugieriges Kind. Die beiden befinden sich daher auf Augenhöhe, was es glaubhaft für den Zuschauer macht, wenn sie gemeinsam fröhliche Erinnerungen schaffen. Die Beziehung ruft Assoziationen zu Filmen wie Nummer 5 lebt! oder Chappie wach, denn die Bedrohung schwebt ständig über ihnen.

Finde deinen Platz

Der Feind ist in Form von Shatter und Dropkick auf der Suche nach B-127. Zwei ernst zu nehmende Gegner, die mit Köpfchen bei der Sache sind. Sie manipulieren das Militär, wie es ihnen passt. Zum Glück ist Jack Burns (John Cena, The Wall) nicht so einfach hinters Licht zu führen. Auch er ist ein glaubhafter Charakter, dessen Hass auf die Aliens nicht von irgendwo herkommt, sondern der durch den Verlust von Männern durch Blitzwing begründet ist. Ganz frei von Klischees bleibt die Handlung nicht, aber so ist zum Beispiel das Militär lernfähig. Allgemein überrascht Bumblebee positiv mit einigen Wendungen und Darstellungen. Der an Charlie interessierte, gut frisierte Memo (Jorge Lendeborg Jr., Love, Simon) baut zwar eine Beziehung zu dieser auf, jedoch überstürzt der Film hier nichts, indem er nach wenigen Minuten von Liebe spricht. Auch Charlies Familie wird von mehreren Seiten dargestellt, sodass auch sie keine blassen Erscheinungen bleiben. So passt es, dass Charlie durch viele Faktoren zu sich selbst findet. Das emotionale Finale überzeugt auf ganzer Linie und der eine oder andere wird vielleicht eine Träne vergießen, wenn Charlie und Bumblebee sich trennen müssen.  Als richtiges Prequel lässt sich der Film nicht sehen, da es einige Ungereimtheiten zu den anderen Teilen gibt. Viel eher sollte der Zuschauer Bumblebee als eigenständige Geschichte ansehen, weswegen auch Neulinge hier sehr gut einsteigen können.

Feel the Music

Seit Stranger Things durchleben die 80er Jahre ein regelrechtes Revival. Daher stellt sich von Anfang an die Frage, ob Bumblebee es schafft, den Zuschauer in diese Zeit zu versetzen. Eine Antwort ist schnell gefunden, denn schon bei der Eröffnungsszene mit Charlie ist diese mit einem gelben(!) Walkman bewaffnet und lässt uns an ihrer Playlist teilhaben. Auch im weiteren Verlauf ist es vor allem die Musik, die uns in die damalige Zeit zurückkatapultiert. Ob nun A-Ha mit „Take on Me“, bei dem selbst ein Alien anfängt mitzuwippen, Bon Jovi mit „Runaway“ oder „Girlfriend in a Coma“ von The Smith — es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Natürlich sind es auch die Kleidung, das Mobiliar von Charlies Mum oder die gerne geschaute Serie Alf, die das richtige Feeling rüberbringen, doch es ist hauptsächlich die Musik, die hier das Sagen hat. Schließlich findet Bumblebee durch ein neu eingebautes Radio seine Stimme wieder. Doch auch in Punkto Transformers ging das Kreativteam zu den Wurzeln zurück. Fans der alten TV-Serie werden ihre helle Freude haben, denn Optimus Prime und Co. sind im Look ihrer früheren Designs unterwegs.

Fazit

Ich liebe den ersten Transformers-Film. Doch mit jedem weiteren Teil verlor die Reihe bei mir an Punkten, bis sie nach Transformers: Ära des Untergangs ihren Tiefststand erreichte. Der Trailer zu Bumblebee sprach mich jedoch an und so wagte ich mich ins Kino. Ich bin wirklich froh, denn die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und nicht mehr losgelassen. Charlie und ihr gelbes Auto sind ein sympathisches Gespann, dem ich Stunden lang zuschauen könnte. Gerade der Versuch von ihr, Bumblebee ihre Musik näherzubringen ist zum schieflachen. Allgemein ist der Humor wirklich sehr gelungen, da er nicht zu aufdringlich ist und an den passenden Stellen einsetzt. Ich bin froh, dass sich der Film auf nur wenige Figuren konzentriert, denn damit gelingt es ihm, ein glaubhaftes Szenario zu schaffen. Gerade Charlies Verarbeitung ihres Verlustes ging mir sehr nahe. Und ja, ich hatte am Ende Tränen in den Augen, denn der Abschied von ihrem gelben Käfer ist einfach herzzerreißend.  Bumblebee bietet daher auf vielen Ebenen genau die richtigen Dosierungen an Action, Drama und Humor, sodass eine Fahrt mit ihm für mich die volle Punktzahl wert ist.

 

Zweite Meinung:

Vielen Dank an Michael Bay, dass er den Regiestuhl geräumt und sich einfach herausgehalten hat. Ich mag seine Transformers nicht und als ich das erste Mal den Trailer zu Bumblebee geklickt habe, war das Neugier ohne Enthusiasmus. Was sich in den ersten Sekunden schnell geändert hat. Beim Gang ins Kino hab ich mir schon Sorgen gemacht, ob die paar positiven Minuten die Erwartungshaltung zu hoch geschraubt hatten, aber nein, ich bin mit einem Lächeln aus dem Saal gekommen. Bumblebee ist ein toller Film. Ich mag Geschichten in denen ungleiche Wesen Freundschaft schließen. Ich bin immer für Coming of Age zu haben. Als Kind der 80er kann mich die Nostalgie schnell packen. Und ich finde Transformers toll. Wenn ich sie erkennen kann, wenn ich sie auch in Actionmomenten unterscheiden kann, wenn sie wie richtige Charaktere behandelt werden, die halt nur ganz nebenbei riesige Verwandlungsroboter sind. Genau das habe ich gekriegt und es ist wunderbar miteinander verwoben. Einfach nur 80er Referenzen der Referenz wegen zünden bei mir nicht grundsätzlich und der angesprochene Fokus auf die Musik passt super. Gut, ich mag The Smiths ja auch. An den Klamotten wird klar, dass der Film nicht in der Gegenwart spielt, aber es ist doch sehr zurückhaltend. Hier und da ein Poster. Es wird nicht übertrieben. Und Hailee Steinfeld macht ihren Job großartig. Wenn Charlie in der Garage steht und einen langen Monolog hält, in dem sie ihren Weltschmerz zusammenfasst, finde ich jede Sekunde glaubwürdig. Obwohl ihr stummer Szenenpartner aus dem Computer stammt. Das kann ich hier vollkommen vergessen. Auch wenn mir selbst kein Tränchen kam, sind zum Beispiel die Umarmungen ebenfalls sehr gelungen und ich kann mit Charlie mitfühlen. Dass sie sich Memo als Freund nähert und die Romanze nur angedeutet in der Luft liegt, macht alles noch realistischer. Ich würde gern die anderen Filme ausblenden und einfach von hier aus neu ansetzen. Die Rückkehr zu den alten Designs allein ist es wert, auch wenn Optimus Prime & Co nur kurz zu sehen sind. Travis Knight ist die perfekte Wahl als Regisseur, weil er in animierten Figuren Charakter findet. Und als Drehbuchautorin hat Christina Hodson hier für mich alles richtig verpackt, dass ich immer mehr Hoffnung in Birds of Prey (And the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn) setze. Action, Humor, simple Story und ganz viel Herz. Ich kann nicht meckern.

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Sapamo
Redakteur
22. Januar 2019 10:50

Ich mag den ersten Transformers-Film unheimlich gerne deshalb steht er auch in meinem Regal und ich habe jetzt richtig Lust ihn mal wieder anzuschauen. Bumblebee ist für mich als Charakter oder Auto schon immer ein Highlight. Den Film Bumblebee habe ich noch nicht gesehen, nach dem was ich hier in diesem Artikel gelesen habe freue ich mich aber unheimlich darauf. Die Bilder sind auch super schön und ich kann mir vorstellen das sehr viel Humor eingebaut ist.