Die Braut des Prinzen
Viele Filme kommen und gehen. Man schaut sie, hat zwei Stunden Spaß, hat sie Wochen und Monate später wahrscheinlich aber schon komplett aus dem Gedächtnis gestrichen. Der 1987 erschienene Rob Reiner-Film Die Braut des Prinzen ist hingegen einer dieser Kultfilme, die das besondere Etwas haben, dass sie einen über Jahrzehnte hinweg begleiten und generationenübergreifend geteilt werden können. Für Liebhaber der Geschichte um Westley und Buttercup hat Turbine Medien im Juni 2020 den Film in einer limitierten Mediabook Edition neu aufgelegt und dabei unvorstellbare Kreativität walten lassen, wie man sie sich nur wünschen kann.
Zu Beginn des Films bekommt ein erkrankter Junge Besuch von seinem Großvater, welcher ihm als Geschenk ein Buch mitbringt, dessen Geschichte dem Großvater auch schon von seinem Vater bei Krankheit vorgelesen wurde. Zunächst eher wenig angetan willigt der Junge ein und lässt auch sich die Geschichte erzählen. In dieser geht es um die wunderschöne Buttercup und ihren Stalljungen Westley, die sich nach und nach unsterblich ineinander verlieben – eine wahre Liebe, die nicht jeden Tag geschieht. Als Westley dann aber auf See sein Glück suchen will, erhält Buttercup Nachricht, dass dessen Schiff vom grausamen Piraten Roberts überfallen wurde und der hinterlässt bekanntermaßen keine Überlebenden. Am Boden zerstört nach dem Verlust ihrer wahren Liebe willigt Buttercup Jahre später in die Heirat mit Prinz Humperdinck von Florin ein, der die Bürgerliche zu seiner Frau erwählt hat. Kurz vor der Heirat wird Buttercup jedoch von einer Gaunertruppe bestehend aus dem gerissenen Vizzini, dem Fechtmeister Inigo und dem Riesen Fezzik entführt, die den Auftrag haben, Buttercup im Nachbarkönigreich Gilder zu ermorden, um einen Krieg zwischen Floris und Gilder anzuzetteln. Bei der Überfahrt der mit schreienden Aalen verseuchten See geschieht das Unvorstellbare (!): die Entführer werden per Boot verfolgt. Dessen Fahrer ist der maskierte und überraschend junge Pirat Roberts. Dieser verfolgt Buttercup sogar die Klippen des Wahnsinns hinauf und lässt sich auch von den sich ihn stellenden drei Ganoven oder dem gefährlichen Feuersumpf nicht aufhalten.
Ein Film um die wahre Liebe
Originaltitel | The Princess Bride |
Jahr | 1987 |
Land | USA |
Genre | Abenteuer, Komödie, Fantasy |
Regie | Rob Reiner |
Cast | Westley: Cary Elwes Buttercup: Robin Wright Inigo Montoya: Mandy Patinkin Fezzik: André the Giant Vizzini: Wallace Shawn Prinz Humperdinck: Chris Sarandon Graf Rugen: Christopher Guest Großvater: Peter Falk Miracle Max: Billy Crystal |
Laufzeit | 98 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 19. Juni 2020 |
Dieser Pirat ist natürlich Westley, der vom grausamen Piraten Roberts nicht getötet wurde, sondern ihn in nunmehr schon fünfter Generation beerbt hat. Doch die wahre Liebe zwischen Buttercup und Westley wird noch vor viele weitere Prüfungen gestellt, wie Intrigen, zu stürmende Burgen und einem nicht ganz kompletten Todesfall. Die Braut des Prinzen präsentiert sich dabei als Genremix aus Märchen, Piratenabenteuer und Komödie, gewinnt aber auch durch die bewusste Einbettung in eine Rahmenhandlung immer wieder ironisch satirische Züge. Tricktechnisch ist der Film ein Kind seiner Zeit, überzeugt trotz eines begrenzten Budgets und epischen Inhalts der Vorlage aber mit kreativen Lösungen. Mehr noch glänzt der Film über die feinhumorigen, zitierwürdigen Dialoge von Autor William Goldman und den harmonisierenden Cast.
Ein Film, in den sich auch seine Schauspieler verliebt haben
Aufgrund des knappen Budgets und trotz zwischenzeitlichen Interesses von Schauspielstars wie Robert Redford, wurde der Film mit damals noch größtenteils unbekannten Darstellern besetzt, die sich nach wie vor immer wieder gerne an die Dreharbeiten in England zurückerinnern. Das Protagonistenpaar besteht aus Cary Elwes (Robin Hood – Helden in Strumpfhosen) und Robin Wright (House of Cards). Die drei Ganoven werden von Wallace Shawn (Mein Essen mit André) als Vizzini, Mandy Patinkin (Homeland) als Rachsüchtiger Inigo Montoya und Wrestlinglegende André the Giant (mit bürgerlichen Namen André René Roussimoff) verkörpert, während Chris Sarandon (Nightmare Before Christmas) als Prinz Humperdinck und Christopher Guest (Die Jungs von Spinal Tap) als Graf Rugen die Antagonisten mimen. Sie reihen sich unter weitere inzwischen namenhafte Schauspieler ein, die im Film kurze Auftritte haben, wie Billy Crystal (City Slickers – Die Großstadt-Helden) als Wunderheiler Miracle Max.
Das fiktionale Lieblingsbuch von S. Morgenstern, gekürzt
Die Braut des Prinzen basiert auf dem 1973 erschienen Roman Die Brautprinzessin (im Englischen ebenfalls “The Princess Bride“) vom inzwischen verstorbenen Autor William Goldman (Marathon Man). Die Handlung ist dabei größtenteils deckungsgleich mit dem Film, wobei sich die Rahmenhandlung jedoch stark unterscheidet. Mit dem Kunstgriff einer Herausgeberfiktion gibt ein fiktionalisierter William Goldman vor, dass die Geschichte der Brautprinzessin eigentlich von einem Autor namens S. Morgenstern stammt, welche Goldman als Kind von seinem Vater vorgelesen worden war. Als er dann wiederum seinen eigenen Sohn dieses Buch besorgt, muss er jedoch feststellen, dass die berauschende märchenhafte Abenteuergeschichte seiner Kindheit, tatsächlich eine zähe Politsatire ist, aus der sein Vater ihm nur die guten Stellen vorgelesen hat. Um dasselbe Erlebnis dann auch seinem eigenen Sohn zu ermöglichen, macht sich Goldman daran, das Werk S. Morgensterns in die vorliegende Fassung zusammenzukürzen, versieht diese aber immer wieder mit Kommentaren über die weggekürzten Längen sowie mit autobiografischen Anekdoten aus Hollywood. Über den Verlauf folgender Auflagen, wächst diese Rahmenhandlung sogar noch um einen Rechtsstreit mit den Erben S. Morgensterns und dem ersten Kapitel einer Fortsetzung namens Buttercup‘s Baby an.
Das Lieblingsbuch des Autors
Für Goldman, der besonders als Drehbuchautor in den 70ern große Erfolge in Hollywood feierte (er gewann zwei Oscars für die Drehbücher von Zwei Banditen und Die Unbestechlichen) waren The Princess Bride und dessen Verfilmung immer eine Herzensangelegenheit. Nachdem eine angestrebte Filmumsetzung teilweise schon weiter fortgeschritten war und immer wieder an unglücklichen Zufällen scheiterte, ging Goldman sogar so weit, die ans Filmstudio abgetretenen Rechte aus eigener Tasche zurückzukaufen, um sein eigenes Lieblingswerks nach seinen Vorstellungen verfilmen zu lassen. Mit dem damaligen Regieneuling Rob Reiner (Harry und Sally) passte es dann und Goldman steuerte selbstverständlich das Drehbuch bei. Durch schlechte Vermarktung an den Kinokassen nur ein mäßiger Erfolg entfaltete Die Braut des Prinzen dann erst als Heimkinoversion seine volle Wirkung als Kultfilm und Klassiker.
Eine Edition für Liebhaber
Begriffe wie „Ultimate“ und „Collector“ scheinen auf dem Heimkinomarkt manchmal ziemlich locker im Holster zu sitzen und sind dann teilweise nur mit einer eher lieblosen Neuverpackung sowie einer Extradisc verbunden. Die Neuauflage von Turbine Medien wird diesen Begriffen hingegen mehr als gerecht. Zieht man das Mediabook aus dem Pappschuber, fällt einem zuerst der braune Kunstledereinband der aufklappbaren Hülle auf, bei dem es jedoch nicht bleibt. Das beim Kauf angepriesene 48-seitige Booklet mit Hintergrundinfos (verfasst von Tobias Hohmann) ist nicht nur beigelegt, sondern am Rücken der Hülle integriert und genauso wie die vier Discs im vergilbten Papierlook eines alten Buches gehalten. Das Aufschlagen, der Hülle hat so tatsächlich etwas vom Aufschlagen eines Märchenbuches – ein Design, das sich auch noch im Auswahlmenü des Films niederschlägt. Enthalten ist dabei der Hauptfilm mit restaurierter Audiospur auf Doppel-DVD, Blu-ray und Ultra HD Blu-ray mit jeweils dem Film in deutscher und englischer Sprache sowie Stunden an Bonusmaterial wie Making-ofs, Audiokommentaren, Featuretten und Interviews, die von den 80ern bis zum 25-jährigen Jubiläum des Films reichen. Selbst die DVD-Fassung überzeugt schon mit einwandfreiem Ton und scharfen Bildern, mehr noch in den Blu-ray-Fassungen, die optisch mit erkennbar höheren Detailreichtum bestechen. Ultimatives Sammlerstück trifft es also ziemlich gut.
Fazit
Ich habe in meinem Leben bisher selten einen Kinderwunsch verspürt. Als ich das Mediabook ausgepackt habe, wollte ich aber doch plötzlich Kinder und Enkel, nur um für sie dieses „Märchenbuch“ aufschlagen zu können und mit ihnen eine meiner Lieblingsgeschichten anzusehen. Die Liebe zum Detail, der Einfallsreichtum, die Idee den Look nach einem alten Buch mit Ledereinband zu gestalten, es beeindruckt und man bekommt als Liebhaber dieses Films hier ein wirklich lohnenswertes Sammlerstück, das thematisch in allen Aspekten wundervoll zum Film passt. Was diesen selbst angeht genieße ich heute wie als Kind dessen Abenteuerelemente (Dieser Fechtkampf zwischen Westley und Inigo!) und kann inzwischen zudem noch dessen ironischen Humor besser wertschätzen. Die Braut des Prinzen ist ein Film, der einen wirklich durch das ganze Leben begleiten kann, der einen unterhält, der einen begeistert, zum Lachen bringt und einen aufmuntert, wenn man Aufmunterung am nötigsten hat.
© Turbine Medien
Seit dem 19. Juni 2020 im Handel erhältlich: