Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Es war einmal der November 2013, als wieder ein bekanntes Märchen (hier Hans Christian Andersens Die Schneekönigin) die Inspiration für einen abendfüllenden Disney-Animationsfilm bildete und in die Kinos kam. Umgetauft in Die Eiskönigin und ausgestattet mit ansprechender Musik, gut zu vermarktenden Maskottchen und im deutschen Sprachraum mit dem witzversprühenden Untertitel Völlig Unverfroren versehen, schien der Film mit dem bedeutend handlicheren Originaltitel Frozen zunächst nur ein Film unter vielen, doch der Erfolg war enorm. Neben enormen Einspielergebnissen und zwei Oscar-Auszeichnungen sind Anna und Elsa heute wohl aus keinem Kinderzimmer und sowohl als Spielzeug, wie auch als Familienfilm nicht mehr aus der Weihnachtszeit wegzudenken.

   

Elsa und ihre kleine Schwester Anna sind Prinzessinnen des Königreichs Arendelle. Während Anna relativ normal ist (abgesehen von diversen schrulligen Eigenheiten), wurde Elsa mit einer magischen Begabung geboren, die es ihr ermöglicht Schnee und Eis zu kontrollieren. In jungen Jahren kommt es beim spielhaften Schneemann-Bau jedoch zu einem Unfall, bei dem Elsa mit ihrer Magie Anna schwer verletzt. Zwar kann Anna vom Häuptling eine Steintroll-Clans geheilt und der ganze Vorfall aus ihrem Gedächtnis getilgt werden (inklusive der Tatsache, dass Elsa überhaupt Magie wirken kann), doch wachsen die sich bis dahin so nahestehenden Schwestern nun voneinander isoliert auf, bis Elsa ihre Kräfte kontrollieren oder eher unterdrücken kann. Als die Eltern der beiden dann bei einem Unfall ums Leben kommen, hat Elsas Isolation mit dem Erreichen ihres einundzwanzigsten Lebensjahrs erzwungenermaßen ein Ende, da sie zur Königin gekrönt werden soll. Elsa will die Angelegenheit möglichst schnell und ohne Vorfall hinter sich bringen. Anna ist dagegen hellauf begeistert, da das Schloss das erste Mal seit Ewigkeiten wieder für die Öffentlichkeit geöffnet wird und adelige Gäste aus aller Herren Länder empfangen werden. Unter ihnen Prinz Hans von den Südlichen Inseln in den sich Anna Hals über Kopf verliebt. Da Liebe eine offene Tür ist, beschließen beide noch am selben Tag die Heirat, doch die Verlobung stößt bei Elsa auf heftigen Widerstand. Ein hitziger Streit entsteht zwischen den Schwestern, bei dem Elsa die Kontrolle über ihre Kräfte verliert und anschließend vor der teils erschrockenen, teils feindseligen Feiergesellschaft in die Berge flieht. Durch den Vorfall von jeglichen Zwängen und Beschränkungen befreit, unter denen sie seit ihrer Kindheit leben musste, lässt Elsa in ihrem neuen Exil jetzt ihren Kräften freien Lauf und verursacht damit in ganz Arendelle einen ewigen Winter. Anna macht sich kurz darauf persönlich in die Berge auf, um sich mit Elsa auszusprechen und den Winter zu beenden. Mit mehr guten Vorsätzen als praktischer Erfahrung bleibt Annas Vorhaben jedoch schnell im Schnee stecken. Zum Glück trifft sie auf Kristoff, einen jungen Eishändler, der sich sehr gut in den Bergen auskennt und ein starkes finanzielles Interesse daran hat, dass der unnatürliche Winter möglichst schnell ein Ende findet.

Die Musik, die Musik!

Originaltitel Frozen
Jahr 2013
Land USA
Genre Abenteuer, Komödie, Fantasy
Regisseur Jennifer Lee, Chris Buck
Cast Anna: Kristen Bell
Elsa: Idina Menzel
Kristoff: Jonathan Groff
Olaf: Josh Gad
Hans: Santino Fontana
Duke of Weselton: Alan Tudyk
Pabbie: Ciarán Hinds
Oaken: Chris Williams
Laufzeit 102 Minuten
FSK

Der oben beschriebene Anfang des Films ist wahrscheinlich gleichzeitig seine stärkste Phase, was die musikalische Seite angeht. Die recht dichte Abfolge aus „Do you want to build a snowman?“,“ For the first time in forever“, „Love is an open door“ und natürlich „Let it go“ verwandelt den ersten Akt des Films fast schon in ein Musical (tatsächlich machen die Musiknummern insgesamt gerade einmal 23 Minuten des Films aus), noch dazu in ein sehr gutes. Geschrieben wurden die Stücke vom Komponisten-Ehepaar Robert Lopez and Kristen Anderson-Lopez, die insgesamt 25 Stücke für den Film produzierten, von denen es acht in den Film geschafft haben. Der hohe Arbeitsaufwand hat sich gelohnt. Zwar denkt man bei „Let it go“ hauptsächlich an Idina Menzels wirkungsstarke Darbietung des Songs, doch bekam das Ehepaar (Anderson-)Lopez dafür 2014 den Oscar für den besten Filmsong und setzten sich dabei unter anderem gegen internationale Muskgrößen wie Pharrell Williams und Bono durch.

Es gibt auch Sachen zwischen der Musik!

Neben der Musik lassen sich noch viele weitere Aspekte loben. Da Frozen auch den Oscar für den besten Animationsfilm gewann, sollte man meinen, dass es nur logisch ist, dass in der Breite alle Aspekte des Filmes auf einem hohen Niveau sind. Da Pixar- bzw. Disney-Filme in der Kategorie jedoch eine eher hohe Gewinnquote haben und Frozen von Merida – Legende der Highlands (2012) und Baymax – Riesiges Robowabohu (2014) eingerahmt wird (die zwar beide gut bewertet wurden, aber nicht annähernd so eine starke Nachwirkung entfaltet haben) sollte man vielleicht doch noch die besonderen Stärken von Frozen hervorheben. Da ist natürlich die gewohnt gute Animation und besonders die eindrucksvollen Eis- und Schnee-Effekte, aber wenn man das Drehbuch von Shane Morris, Chris Buck und besonders Jennifer Lee hervorhebt (Buck und Lee haben gleichzeitig auch die Regie geführt) und auch an die gut geschriebenen Dialoge denkt, kommt man der Sache schon bedeutend näher.

Ein besonderes Schwesternpaar

Die größte Stärke von Die Eiskönigin, neben der Musik, sind wahrscheinlich ihre Figuren. Besonders von diesen bleibt nach dem Film viel hängen. Die Sticheleien zwischen Anna und Kristoff, die speziesübergreifende Bromance zwischen Kristoff und Sven, der akute Wechsel der Sympathie gegenüber Hans, ja sogar Nebenfiguren wie der Verkäufer Oaken mit seiner Winterabteilung oder der Duke of Weaseltown (Weselton!) bleiben einem im Gedächtnis. Im Zentrum stehen aber ganz klar Elsa und Anna. Beide durch die Tragik ihrer Kindheit in ihrer persönlichen Entwicklung gehemmt, beide mit einem starken Drang sich von diesen Zwängen zu befreien und sich unabhängig selbst zu verwirklichen. Aber trotz Gemeinsamkeiten und familiärer Zuneigung, sind beide so in ihren Umständen verstrickt, dass es in der Beziehung zu Reibungen kommt. Neben einer ganzen Reihe weltlicher Probleme, wie zum Beispiel einem politischen Coup, sind es eben die zu überwindenden persönlichen Hürden und das Wiederzueinanderfinden der Schwestern, die zu einem emotional extrem wirkungsvollen Finale führen. Nach wie vor mein Highlight: Dass die wahre Liebe, die Anna rettet, dann eben nicht die eines (schon innerhalb des Filmes wechselnden) Traumprinzen ist, sondern die der Schwester.

Wie? Frozen soll kein Weihnachtsfilm sein? Also bitte! … okay, ja, zugegeben, vielleicht ist Weihnachten in dem Film nicht das Hauptthema. Vielleicht kommt Weihnachten sogar gar nicht darin vor. Aber wenn wir (wir!) ehrlich sind, hat Frozen im Grunde alle Zutaten: Schnee, Eis, einen sprechenden Schneemann, singende Menschen und ein Rentier, das einen Schlitten zieht (der auch kurz fliegt… oder, na ja, fällt). Braucht es da wirklich eine überhöhte Symbolfigur und grenzenlosen Kommerz? Ist doch schön, wenn man in Frozen von Disney (Trademark) davon verschont bleibt, oder?
… ja. Scherz beiseite: Ich liebe Frozen, auch wenn mir das manchmal etwas schwerfällt, da mir die grenzenlose kommerzielle Dauerausschlachtung der Marke enorm auf die Nerven geht. Die erste Hälfte des Films unterhält durch Musik und Witz sehr mitreißend und auch wenn der Humor eigentlich nie zu kurz kommt, weiß die zweite Hälfte des Films eben auch mit tollen emotionalen Momenten zu punkten, die mir trotz diversen Durchgängen immer noch sehr zielsicher Tränen in die Augen treiben. Wenn man an Frozen denkt, denkt man vielleicht an eine Lawine an Spielzeug und Merchandise, das derart obskur und grotesk ist, dass es schon einen eigenen Artikel wert wäre. Wenn man diese Schreckensbilder des Kommerzes einfach mal kurz abschütteln mag und lediglich die 102 Minuten Film betrachtet, sind die sehr, sehr gut; sehr, sehr unterhaltsam und genau das Richtige für Weihnachten.

Zweite Meinung:

Als der Film 2013 in die Kinos kam, war Die Eiskönigin – Völlig unverfroren ein richtiger Icebreaker, der neue Maßstäbe setzen konnte. Vor allem Disney-Kritiker mussten eingestehen, dass das Ausbleiben einer Lovestory und der Fokus auf das Familienbündnis mit zwei Schwestern im Mittelpunkt ein spannender Schachzug sind. Selbst ich als jemand, der Rapunzel – Neu verföhnt zwar etwas abgewinnen konnte, doch sonst kein Disney-Freund war, musste meine Meinung hier korrigieren. Die Eiskönigin ist ein raffiniert erzähltes Abenteuer, dem ich vor allem dank der Kombo Kristoff-Anna-Sven eine Menge abgewinnen kann. Dass Disney in Sachen Look nicht enttäuscht, war bereits im Vorfeld klar: Die Winterlandschaft, das verschneite Arendelle und der sterile Eispalast zeigen, dass selbst ein auf den ersten Blick monotones Setting sich von vielen Facetten zeigen kann. Der einzige Minuspunkt: Der 2013er Sidekick Olaf ist so nervig, dass man ihn am liebsten mit einem Föhn jagen möchte.

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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Iruka
Iruka
10. April 2018 17:32

Ich war damals mit den Mädels im Kino und mir hat der Film sehr gut gefallen. Die drei ersten Lieder waren vielleicht ein kleines bisschen zu nah beieinander, aber das nur am Rande. Ansonsten Daumen hoch für die wunderschöne Animation und die Detailarbeit, in Elsas Schloss wäre ich gleich eingezogen. 🙂 Neben der ganzen Musik sind mir die verschiedenen Charaktere sehr sympathisch, beesonders Olaf.