Die Unfassbaren – Now You See Me
Was hat das Drehen eines Films mit einer Zaubershow gemeinsam? In beiden Fällen lassen sich die Zuschauer im Idealfall hinreißen und bejubeln die Magie, die sich ihnen offenbart. Mit seinem 2013er Film Die Unfassbaren – Now You See Me gelang Louis Leterrier gleich beides auf einmal. Obwohl Filme über Magier selten wirklich Erfolge einhandeln, legte er einen sensationellen Run an den Kinokassen hin. Die mitreißend erzählte und dynamisch inszenierte Geschichte kam bei seinem Publikum derart gut an, dass nur drei Jahre später ein zweiter Teil in die Lichtspielhäuser kam. Mit Leterrier bekleidete genau der Richtige das Amt des Regisseurs, denn sein Händchen für temporeiche Thriller stellte er bereits in The Transporter und Unleashed unter Beweis.
Eine geheimnisvolle Person ruft den Showmagier Daniel (Jesse Eisenberg, The Social Network) und die Entfesslungskünstlerin Henley (Isla Fisher, Der große Gatsby), den Mentalisten Merritt (Woody Harrelson, Zombieland) sowie den Trickbetrüger Jack (Dave Franco, 21 Jump Street) zusammen. Ein Jahr später tritt das Quartett als “Die vier Reiter” (eine Anspielung auf die biblischen Reiter der Apokalypse) in einer eigenen Magiershow in Las Vegas auf. Das große Finale ihrer Show: Mit ihren augenscheinlich magischen Fähigkeiten verüben sie von der Bühne aus einen Bankraub in Paris! Das Publikum ist aus dem Häuschen. Ganz im Gegensatz zu den Behörden. FBI-Mann Dylan Rhodes (Mark Ruffalo, The Avengers) und die französische Interpol-Agentin Alma Dray (Mélanie Laurent, Inglourious Basterds) starten umgehend Ermittlungen, doch es fehlt einfach an Beweisen. Unterstützung erhalten sie von Thaddeus Bradley (Morgan Freeman, Oblivion), der die Zaubertricks von Magiern zu dekonstruieren weiß …
Vergnügliche Show-Einlagen
Originaltitel | Now You See Me |
Jahr | 2013 |
Land | USA |
Genre | Krimi, Mystery-Thriller |
Regie | Louis Leterrier |
Cast | J. Daniel Atlas: Jesse Eisenberg Dylan Rhodes: Mark Ruffalo Henley Reeves: Isla Fisher Jack Wilder: Dave Franco Merritt McKinney: Woody Harrelson Alma Dray: Mélanie Laurent Thaddeus Bradley: Morgan Freeman |
Laufzeit | 115 Minuten |
FSK |
Die Unfassbaren legt einen flotten Einstieg hin, welcher seine Zuschauerschaft bereits darauf vorbereitet, dass es hier in Höchstgeschwindigkeit weitergehen wird. Nicht selten endet die rasante Erzählweise in Hektik. Das macht auch mit der bewegten Kamera von Kameramann Larry Fong Spaß und nebenbei werden tolle Bilder von New Orleans, New York und Las Vegas eingefangen. Die elegante und dynamische Präsentation des Geschehens lässt einen gerne über Plausibilitätsprobleme, konstruierte Ereignisse oder kleinere Logikschwächen hinwegsehen. Wer interessiert sich noch dafür, wenn die Tricks mitreißen können? Die Drehbuchautoren Ed Solomon (Men In Black), Boaz Yakin (Safe) und Edward Ricourt haben aber für alles einen Plan B oder zumindest ein Ass im Ärmel, sodass man sich darauf verlassen kann, dass die schmissige Inszenierung alles rettet.
Magie mit Tempo
Nach dem tollen Auftakt ist aber vorübergehend Schluss und die Geschichte fällt in einen FBI-Trott ab. Wir finden uns in den Ermittlungen der Agents Agents Rhodes und Dray wieder. Zwei Figuren, die sich als unerwartet greifbar entpuppen. Ihre Persönlichkeiten fallen dreidimensionaler und sogar schillernder als die der eigentlichen Magier aus – irritierenderweise. Dabei haben beide gar nicht sonderlich viel zu tun, außer die Verbindungen zwischen den einzelnen größeren Szenen herzustellen. Dabei entsteht soviel Leerlauf, dass Die Unfassbaren in ein Schleudertrauma gerät: Auf der einen Seite wird viel Gas gegeben, auf der anderen hätte man die rund zwei Stunden auch um eine halbe kürzen können und wäre noch immer mit einem runden Ergebnis hervorgegangen.
Selbstbewusste Inszenierung
Um die Aufmerksamkeit des Zuschauer buhlen neben den gigantischen Illusionen und tollen Special Effects (schon mal einen Menschen in einer Seifenblase schweben sehen?) auch wilde Vefolgungsjagden. Trotz aller Wendungen und (bewussten) inhaltlichen Sackgassen, in die das Drehbuch auch führen mag, bleibt die Identität des eigentlichen Strippenziehers bis zum Ende hin im Dunkeln. Hinter des Rätsels Lösung kommen wohl nur die wenigsten Zuschauer so schnell, womit der magische Effekt gleich doppelt so laut knallt. Vielleicht sogar die raffinierteste Entscheidung des Drehbuchs, das sonst vor allem mit den Show-Momenten seine Trümpfe ausspielt.
Schablonencharaktere mit Top-Besetzung
Etwas ärgerlich fällt da nur die Tatsache aus, dass das Drehbuch zwar weiß, wie der Zauber um die magischen Tricks wortwörtlich aufrecht erhalten werden kann, aber kaum Interesse an den Figuren entstehen lässt. Da hilft auch die episodenhafte Einführung der Vier wenig, wenn im Anschluss daran nicht mehr viel Zeit für die individuelle Persönlichkeit aufgebracht wird. Nach einer Stunde rächt sich das, wenn die Luft raus ist und man noch immer nicht wesentlich mehr über das magische Quartett in Erfahrung bringen konnte. Dafür erledigen die Darsteller einen guten Job und begeistern mit ihrem Können. Die gelungenen Dialoge beinhalten einige Finessen, etwa Seitenhiebe gegen das Banken- und Versicherungs-Business.
Fazit
Die Produktion hat mit Magie tatsächlich etwas Entscheidendes gemeinsam: Die Kunst besteht darin, den Zuschauer so gut abzulenken, dass er dorthin sieht, wo der eigentliche Trick nicht stattfindet. Der Cast, die Effekte und die einnehmende Erzählweise sind derart einladend, dass der Zuschauer viel zu sehr um den Finger gewickelt wird, als sich den Kopf über die Geschichte unter der Oberfläche zu zerbrechen. So richtig auf ein Genre herunterbrechen lassen will sich Die Unfassbaren nicht. Der Budenzauber gönnt sich ein wenig Mystery, etwas Action, viel Komödie und ist gleichzeitig noch ein lupenreiner Heist-Film. Ein moderner Vertreter des Zaubererfilms, bei dem nie ganz offensichtlich ist, wo Budenzauber und große Magie verschmelzen. Das große Ganze ist weitaus gefälliger als die oftmals zufallsbestimmten Details.
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