Escape Room 2: No Way Out
Sonys 2019er Erfolgsfilm Escape Room spielte bei einem Budget von gerade einmal 9 Millionen US-Dollar herausragende 155 Millionen US-Dollar wieder ein. Ein sensationelles Ergebnis, mit dem der Weg für eine Fortsetzung frühzeitig geebnet wurde. Ursprüngliche sollte der zweite Teil, Escape Room 2: No Way Out, bereits 2020 starten, ehe die Pandemie das Sequel ins Folgejahr verschieben ließ. Während der kurzzeitigen Kino-Öffnungen im Herbst 2020 erwies sich dann der ähnlich gelagerte Indie-Film Follow Me als Erfolg. Ein guter Vorbote also, dass das Interesse an einem tödlichen Rätsel-Thriller trotz Pandemie und Schließungen zahlreicher Escape Room-Veranstaltungen ungebrochen ist. Noch wichtiger als die Rückkehr von Regisseur Adam Robitel ist aber, dass der Produktionsdesigner Ed Thomas wieder mit an Bord ist, der sich mit einem noch höheren Budget an aufwendigen Räumen austoben darf. Wie das Ergebnis ausfällt, ist seit dem 4. November 2021 zu begutachten, da erschien der Film nämlich auf Disc und VoD.
Zoey Davis (Taylor Russell, Waves) und Ben Miller (Logan Miller, Tripp’s Rockband) entkamen vor einem halben Jahr den Escape Rooms der sinistren Organisation Minos. Nach wie vor hegen sie den Plan, zurückzuschlagen, und leben fortan in Angst vor der Organisation, die jeden Moment zuschlagen könnte. Doch gerade dann, wenn man am wenigsten damit rechnet, gehen die Dinge schief. Ihre U-Bahn wird in einem Tunnel umgeleitet und sie befinden sich plötzlich inmitten eines Escape-Turnier, mit dem Minos die früheren Chapions triezt. Darunter befinden sich auch Rachel (Holland Roden, Follow Me), Theo (Carlito Olivero, Bad Samaritan), Nathan (Thomas Cocquerel, Alive) und Brianna (Indya Moore, Pose). Können sie sich in die Freiheit rätseln?
Vom Gebäudekomplex in den städtischen Untergrund
Originaltitel | Escape Room: Tournament of Champions |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Genre | Thriller, Horror, Action |
Regie | Adam Robitel |
Cast | Zoey Davis: Taylor Russell Ben Miller: Logan Miller Nathan: Thomas Cocquerel Rachel Ellis: Holland Roden Brianna Collier: Indya Moore Theo: Carlito Olivero Amanda Harper: Deborah Ann Woll Psychiaterin: Lucy Newman-Williams |
Laufzeit | 88 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 4. November 2021 |
Eine inhaltliche Fortführung wurde bereits im ersten Teil angeteasert, doch das vorschnelle Erscheinen eines Sequels wurde schließlich durch die Corona-Pandemie zu einem üblichen Fortsetzungsabstand von zwei Jahren. Und wie das so mit zweiten Teilen ist, gibt es Fans, die gnadenlos gehypt sind, und andere, die ihre Erwartungen möglichst gering halten, weil Fortsetzungen schnell dem Vorurteil unterliegen, maximal ein lauer Aufguss des ersten Teils zu sein. Diesen Vorwurf muss sich Escape Room 2: No Way Out auf keinen Fall gefallen lassen. Denn die Handlung erfährt einen stimmigen Anschluss und der Hauptgrund Nummer 1, die tödlichen Ausbruchräume, die schon für den ersten Teil mit viel Liebe entworfen wurden, profitieren erneut von einem kreativen Höchstmaß. Wie die Genre-Regeln es so wollen, muss es immer größer, höher, weiter sein: Ähnlich wie in The Purge, dessen erster Teil noch in einem Gebäude spielt, wird die Handlung für Teil 2 in die große Stadt verlegt. New York City mag eine Spur zu groß für ein paar Escape Rooms erscheinen, die Heranführung zerschlägt aber sämtliche Zweifel. Hierfür ist eine große Portion Suspension of Disbelief Voraussetzung.
Der Ideenreichtum überzeugt erneut
An der Erfolgsformel, die eine Mischung aus Saw und Final Destination ist, hat sich wenig verändert: Eine Gruppe knobelt sich durch Rätselräume mit tödlichen Fallen, wird von Raum zu Raum dezimiert und am Ende bleibt, so zumindest wenn es nach Minos geht, einer von ihnen übrig. Ganz so schemenhaft bleibt es natürlich nicht, weil die Rahmenhandlung in einen Gesamtkontext gebettet wird und auch die Protagonisten Zoey und Ben (minimal) weiterentwickelt werden. Die beiden mögen zwar grundsätzlich sympathisch sein, besitzen aber auch nur unwesentlich mehr Profil als ihre Mitstreiter:innen. So oder so bleiben die Räume weiterhin die Stars. Dabei wurde hoher Wert auf Abwechslungsreichtum gelegt und die Räume erzählen dieses Mal sogar eine, man könnte es kaum besser beschreiben, raumübergreifende Geschichte. Bereits die Wahl für eine U-Bahn als Startraum ist besonders gelungen, denn diese bildet einen furiosen Auftakt, der das Tempo vorgibt. Die Fallen, Rätsel und falschen Fährten erweisen sich wieder einmal als packend und laden zum Miträtseln ein, wobei es weiterhin so ist, dass die Rätsel nicht exorbitant schwierig ausfallen. Das Publikum wird hierbei jedenfalls nicht überfordert und die Rätselrunde ist mit genügend Grips ausgestattet. Schließlich handelt es sich hierbei um Champions (wie Rachel unglaubwürdig schnell kombiniert, um einmal den Original-Titel zu zitieren). Nicht unerwähnt bleiben sollte an der Stelle auch die Geräuschkulisse, mit der die einzelnen Räume ausgestattet sind. An jeder Stelle rattert, knirscht, brodelt und blitzt es, wodurch durch die Räumlichkeit dank der sauberen Abmischung besonders plastisch wird.
Das Tempo lässt kein Nachdenken zu
Echte Dramatik will sich allerdings nicht ganz einstellen: Auch wenn es Andeutungen zu den zwischenmenschlichen Bindungen gibt, bleibt die Gruppendynamik insgesamt eher lau. Das ist vor allem dem Tempo geschuldet (Längen stellen sich auf gar keinen Fall ein!). Auf der anderen Seite: Ähnlich gelagerte Titel wie Cube, Final Destination oder Saw glänzen auch nicht unbedingt mit besonders tiefgehendem Unterbau. Angesichts einer Zielgruppe ab 16 Jahren kann man darüber so oder so wegschauen, wenngleich es schade bleibt, dass Möglichkeiten einfach ungenutzt liegen bleiben. Akzeptieren muss man ebenfalls, dass natürlich (!) jedes Rätsel in letzter Sekunde gelöst wird und es auch jedes Mal in den nächsten Raum geht. Denn es ist leicht auszumalen, dass der Film ein schnelles Ende finden würde, wenn die gesamte Gruppe versagt. Erfreulich bleibt aber, dass gar keine Zeit bleibt, um sich darüber Gedanken zu machen.
Fazit
Escape Room 2: No Way Out führt den Überraschungshit von 2019 konsequent fort. Das Produktionsniveau konnte sogar noch einmal merklich angehoben werden, während an den Figuren und der Gruppendynamik noch Potenzial bleibt, um daran zu schrauben. So oder so bleibt für die Reihe zu hoffen, dass es einen dritten Teil geben wird. Denn die enorme Abwechslung und die temporeiche Action lassen die Spielzeit von 88 Minuten wie im Flug vorbeiziehen. Das Ende liefert genügend Ansätze, um direkt weiterzumachen und sogar noch eine Nummer größer zu werden. Alles in allem kann man von einem soliden Sequel sprechen, das die Stärken seines Vorgängers ausbaut.
© Sony Pictures
Veröffentlichung: 4. November 2021