2001: Odyssee im Weltraum

2001: Odyssee im Weltraum – allein die Nennung des Titels lässt die Herzen vieler Filmfans noch heute höher schlagen. Wohl kein anderer Film, nicht einmal George Lucas‘ legendäres Weltraumepos Krieg der Sterne, hat das Sci-Fi-Genre so nachhaltig und auf so vielen Ebenen geprägt wie das anspruchsvolle Meisterwerk von Stanley Kubrick (Full Metal Jacket). Sowohl visuell als auch thematisch und nicht zuletzt bei der musikalischen Untermalung setzt der Film neue Maßstäbe, die in der Folgezeit die Weiterentwicklung des Science Fiction-Films maßgeblich beeinflussten. Allem voran im Bereich der künstlichen Intelligenz, wo Kubrick mit dem intelligenten Supercomputer HAL 9.000 das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine in ein gänzlich neues Licht rückt.

    

Die Handlung des Films lässt sich in vier Akte untergliedern, in denen bedeutende Wendepunkte in der Entwicklung der Menschheit, welche durch das wiederholte Auftauchen eines mysteriösen schwarzen Monolithen, der auf eine extraterrestrische Intelligenz zurückzuführen ist, angestoßen werden.
Im ersten Akt führt der Monolith dazu, dass eine Gruppe Vormenschen die Wandlung von friedfertigen Sammlern zu Jägern vollziehen. Sie werden dazu angeregt, Werkzeuge zu entwickeln und mit ihnen auf die Jagd zu gehen. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist jedoch, dass diese Werkzeuge nun auch als Waffen in Konflikten mit anderen Gruppen eingesetzt werden. Der Fortschritt entpuppt sich somit als Segen und Fluch zugleich.
Der zweite Akt spielt im – zum Zeitpunkt der Entstehung des Films in der Zukunft liegenden – Jahr 1999. Hier entdecken internationale Wissenschaftler einen äußerlich identischen schwarzen Monolithen in einem Mondkrater. Dieser sendet Signale zum Jupiter, was die Frage aufwirft, ob es dort intelligentes Leben gibt, welches den Monolithen auf dem Mond platziert hat.
Im dritten Akt tritt ein Forscherteam im Jahr 2001 die Reise zum Jupiter an, um zu erkunden, an wen die Signale gesendet wurden. Der wahre Zweck dieser Reise ist jedoch ausschließlich dem neu entwickelten Supercomputer HAL 9.000 bekannt, welcher über eine künstliche Intelligenz verfügt und als unfehlbar gilt. Jedoch scheint HAL ein über seine einprogrammierten Funktionen hinausgehendes Bewusstsein zu entwickeln und wird sukzessiv zur Bedrohung für die Besatzung des Raumschiffs.
Im letzten Akt erreicht der Astronaut David Bowman schließlich den Jupiter, wo er auf einen weiteren Monolithen trifft. Dort angekommen, wird er jedoch in eine unbekannte Dimensionsebene gezogen und landet in einem mysteriösen Raumgebilde, aus dem es keinen Ausweg gibt und in dem er mit verschiedenen Phasen seiner physischen Existenz konfrontiert wird. Abermals taucht auch hier der Monolith auf.

Zwischen Klassik und Stille

Originaltitel 2001: A Space Odyssey
Jahr 1968
Land Großbritannien/USA
Genre Science-Fiction
Regisseur Stanley Kubrick
Cast Dr. David Bowman: Keir Dullea
Dr. Frank Poole: Gary Lockwood
Dr. Heywood R. Floyd: William Sylvester
HAL 9000 (Stimme): Doulas Rain (Englisch)/Peter Schiff (Deutsch)
Dr. Ralph Halvorsen: Robert Beatty
Dr. Andrei Smyslov: Leonard Rossiter
Elena: Margaret Tyzack
Laufzeit 143 Minuten
FSK

Eines der vielen herausragenden Elemente des Films ist seine akustische Ausgestaltung. Auf der einen Seite dominiert in den Szenen im Weltraum eine bleierne Stille, durchbrochen lediglich von den Atemgeräuschen der Astronauten in ihren Raumanzügen. So entsteht ein sehr realistisches Bild vom geräuschlosen Weltraum, das gerade auf der unglückseligen Reise zum Jupiter zusätzlich die Spannung steigert und für Unbehagen sorgt. Hinzu kommt, dass Kubrick in weiten Teilen des Films auf Dialoge verzichtet, wodurch der Zuschauer mit den Bildern allein gelassen wird und sie in aller Ruhe auf sich wirken lassen kann. Dem gegenüber stehen die Szenen, die von ausdrucksstarken klassischen Musikstücken untermalt werden und auf diese Weise an emotionaler Intensität gewinnen. Hervorzuheben sind hierbei vor allem zwei Szenen bzw. die dazu verwendeten Musikstücke, welche bis heute den meisten Filminteressierten, auch wenn sie 2001: Odyssee im Weltraum nie gesehen haben sollten, sofort ein Begriff sein dürften, da sie häufig in anderen Werken zitiert werden. Zum einen Richard Strauss‘ Stück “Also sprach Zarathustra”, welches sowohl den Vorspann als auch den ersten Akt untermalt und so den Hintergrund für die richtungsweisende Entwicklung der Vormenschengruppe liefert. In der Musik schwingt einerseits die epische Note mit, die die Bedeutung dieser Szenerie für die künftige Entwicklung der Menschheit hervorhebt. Andererseits vermitteln die lauten und durchdringenden Klänge auch ein Gefühl für die Aggression, die mit dieser Entwicklung einhergeht. Das zweite wohl ebenso populäre Stück “An der schönen blauen Donau” stammt vom Walzerkönig Johann Strauss. Es untermalt die minutenlangen Bildeinstellungen der Raumstationen und Raumschiffe zu Beginn des zweiten Aktes und vermittelt durch seine Leichtigkeit auch ein klangliches Gefühl der Schwerelosigkeit. Nicht zuletzt bildet es dadurch einen harten Kontrast zu dem Stück von Strauss‘ Namensvetter Richard.

Quantensprung der Filmtechnik

Auch in puncto Filmtechnik war 2001: Odyssee im Weltraum für die nachfolgenden Generationen Filmschaffender stilbildend. So beeindruckt nicht nur die geniale Kameraführung ein ums andere Mal. Darüber hinaus machte der Film auch die Frontalprojektion, mit der im Studio gedrehte Szenen mit Hintergründen hinterlegt werden können, so dass der Eindruck von tatsächlichen Außenaufnahmen entsteht, salonfähig. Eine Technik, die erst durch die CGI-Möglichkeiten endgültig abgelöst wurde. Kubrick ließ zudem teils 20 Meter lange Modelle seiner Raumschiffe fertigen, die dann mit einer langsam vorbeifahrenden Kamera so gefilmt wurden, dass bis heute der verblüffend realistische Eindruck entsteht, als hätte Kubrick tatsächlich Raumschiffe im Weltraum abgelichtet. Die Raumschiffe wurden darüber hinaus mit Unterstützung von Raumfahrtexperten entworfen, so dass sie sogar nach heutigem Stand der Technik erstaunlich lebensnah wirken.
Um den Eindruck der Schwerelosigkeit auch in den Aufnahmen mit Personen innerhalb und außerhalb des Raumschiffs zu erzeugen, wurden Zirkusequipment und Glasplatten verwendet. Mit dem Ergebnis, dass die Szenen erstaunlich nah an das herankommen, was mit den heutigen technischen Mitteln via Computer möglich ist. Schade ist nur, dass Stanley Kubrick die meisten der Requisiten des Films vernichten ließ, um zu verhindern, dass sie in anderen Filmen wiederverwertet werden. So ist der Nachwelt von den Dreharbeiten leider nicht mehr allzu viel geblieben.

Wie Technik den Menschen bedroht

Technik, die dazu da ist, den Menschen zu unterstützen und das Leben sicherer zu machen, sich aber im Endeffekt gegen ihn wendet. Ein Motiv, das sich nach wie vor großer Beliebtheit in Filmen, Büchern oder Spielen erfreut. Die Initialzündung hierzu auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz lieferte Stanley Kubrick mit HAL 9.000. Gemeinsam mit dem Filmklassiker Colossus bildet HAL bis heute die Grundlage für Titel, die sich mit diesem Themenkreis befassen. Die Reise zum Jupiter bildet dank HAL den spannendsten Teil des Films. Zum einen wird hierin die menschliche Hybris mittels Technik alles im Griff haben zu können offenbart. Auf der anderen Seite entspinnt sich ein dramatischer Überlebenskampf zwischen der Besatzung des Raumschiffs und HAL, an dessen Ende es David Bowman nur mit knapper Not gelingt, den Computer abzuschalten, bevor dieser auch ihn töten kann.

In der emotions- und empathielosen Stimme des Computers kommt beängstigend gut zum Ausdruck, dass der Computer zwar auf der einen Seite all das ist, was seine Konstrukteure und Programmierer von ihm wollten: streng rational, rein von Logik geleitet und gnadenlos effizient. Jedoch fehlen ihm jegliche Eigenschaften, welche für das zwischenmenschliche Leben von Bedeutung sind: insbesondere Mitgefühl, Menschlichkeit und Anteilnahme. Traurigerweise scheinen solche Wesenszüge bei HAL erst dann durch, als seine Vernichtung unmittelbar bevorsteht.  Kubrick schafft somit ein frühes Mahnmal gegen das blinde menschliche Vertrauen in die Technik.

2001: Odyssee im Weltraum gilt völlig zu recht als Filmperle, die man unbedingt gesehen haben sollte. Sowohl filmtechnisch als auch inhaltlich wirkt der Film in zahlreichen Science Fiction-Werken bis heute fort und es ist immer wieder spannend, Elemente und Anspielungen auf den Film in modernen Filmen zu entdecken. Auch hat sich der Kubrick-Klassiker bis heute hervorragend gehalten, so dass man ihn sich auch dann anschauen kann, wenn man ansonsten von der veralteten Produktionsqualität älterer Filme eher abgeschreckt wird. Es gibt tatsächlich kaum Szenen, in denen der Film beispielsweise hinter dem wesentlich jüngeren Krieg der Sterne zurückbleibt. Auf der anderen Seite ist 2001: Odyssee im Weltraum jedoch auch nicht ganz einfach. So verlangt der Film erzählerisch – ohne klare Hauptfiguren und durch die Vierteilung in Akte – dem Zuschauer einiges ab. Am Schwierigsten ist dabei wohl das Ende, welches zwar die Frage nach dem Ursprung und dem Ende des Universums und somit des menschlichen Lebens aufwirft, jedoch bewusst auf eine Antwort verzichtet. So wird man als Zuschauer mit einer Deutung des Films weitgehend allein gelassen. Daher ist es meines Erachtens nach auch nicht weiter verwunderlich, dass der Film deshalb bei seiner Uraufführung unter den Kritikern auf eher verhaltene Gegenliebe stieß. Das jüngere Kinopublikum war jedoch hellauf begeistert, so dass er ungeachtet dessen zum kommerziell erfolgreichsten Film des Jahres 1968 wurde. Ich für meinen Teil kann die Vorbehalte an dieser Stelle teilweise nachempfinden. Mir ist es auch lieber, wenn ein Film selbst eine Deutung vornimmt, über die ich mir dann Gedanken machen kann. Aber ungeachtet dessen bleibt 2001: Odyssee im Weltraum ein unvergessliches Filmerlebnis. Der Film wird mir auch nicht zuletzt wegen des beängstigend rational agierenden Supercomputers HAL 9.000 stets in Erinnerung bleiben.

Atticus

Atticus ist Jura-Student. Er verbringt seine Freizeit am liebsten zusammen mit Freunden oder draußen in der Natur. Darüber hinaus ist Atticus ein großer Filmfan, jedoch nicht allzu wählerisch, so dass es kaum ein Genre gibt, dem er nicht zugeneigt wäre. Auch macht es ihm nichts aus, wenn ein Film ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Außerdem liest Atticus gerne Romane. Wenn möglich Krimis, Thriller, Horror- oder Abenteuerliteratur. Aber zwischendurch darf es auch gerne einmal etwas ausgefalleneres sein.

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Aki
Aki
Redakteur
31. Januar 2018 10:21

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Film jemals komplett gesehen habe. Ich weiß nur, dass ich den Soundtrack echt gut fand aber das Ende mir zu abgedreht war. Ich hatte echt keine Ahnung mehr, was los war. Sah immerhin alles recht schick aus und dann diese Musik dazu aber in meinem Kopf kam nur ein “HÄH”
Ziemlich interessant, welche Techniken da zum Einsatz gekommen sind. Gerade das mit dem 20 Meter Modellen ist beeindruckend. Ist es immer weider toll, zu erfahren wie Film ohne CGI entstanden sind.