Flashback
Acht Jahre liegen zwischen Christopher MacBrides Thriller The Conspiracy und seinem zweiten Langfilm Flashback. Wieder einmal zeigt sich, dass insbesondere die Finanzierung kleinerer Filme außerhalb des Studio-Systems immer wieder eine Herausforderung darstellt. Dass der Film schließlich doch noch umgesetzt werden konnte, liegt an Maze Runner-Star Dylan O‘Brien, der von dem Drehbuch hörte, für die Hauptrolle zusagte und schon waren die nötigen Kapitalgeber da. Ein Segen also für Christopher MacBride, dessen Portfolio nun letztlich doch um eine zweite Produktion anwächst. Das deutsche Publikum konnte auf den Fantasy Filmfest Nights 2021 einen ersten Blick auf die herausfordernde Erzählung werfen. Der deutsche Blu-ray- & DVD-Start liegt auf dem 27. August 2021.
Fred (Dylan O’Brien) ist glücklich mit Karen (Hannah Gross, Clifton Hill) verheiratet. Doch das Schicksal seiner im Sterben liegenden Mutter belastet ihn. Zusätzlicher Druck liegt auf ihm, da eine wichtige Präsentation auf der Arbeit ihre Schatten vorauswirft, seine Performance aber zu wünschen übrig lässt. Eine Begegnung mit einem Obdachlosen löst in Fred etwas aus, das ihn an vergangene Tage erinnern lässt. Plötzlich hat er wieder die wichtigsten Menschen seiner Jugend vor Augen, so wie Sebastian (Emory Cohen, Lord of Chaos) und Andre (Kier Gilchrist, Atypical). Und dann war da auch die schöne Cindy (Maika Monroe, The Guest), die damals spurlos verschwand ..
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Zusammenhänge wollen erschlossen werden
Originaltitel | Flashback |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Genre | Mystery, Drama |
Regie | Christopher MacBride |
Cast |
Fredrick “Fred” Fitzell: Dylan O’Brien
Cindy Williams: Maika Monroe Karen: Hannah Gross Evelyn: Amanda Brugel Sebastian: Emory Cohen Andre: Keir Gilchrist |
Laufzeit | 97 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 27. August 2021 |
Tonal lässt sich Flashback am ehesten mit Filmen wie Donnie Darko und The Butterfly Effect vergleichen. Alle drei Filme präsentieren sich als eher schwer zugänglich und lassen das Publikum für längere Zeit im Unklaren, was eigentlich genau Sache ist. Flashback lässt sich damit ungefähr bis zur Hälfte der Handlung Zeit, um erst dann nach und nach ein paar Fragen zu beantworten. Etwa was in Fred vorgeht oder was es mit Cindys Verschwinden und der Droge aus der Jugend, “Mercury”, auf sich hat. Bis sich kausale Zusammenhänge erschließen, springt die Handlung munter zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, allerdings ohne größere äußerliche Veränderungen bei den Darstellern: Mit dem knappen Budget lässt sich schließlich auch begründen, dass Fred und Co. mit 16 genauso aussehen wie mit 30. Die Zeitebenen verschwimmen zunehmend, was sich in rauschhaften Schnitten und psychedelischen Bildwelten widerspiegelt. Ja, Flashback lässt sich hier und da am ehesten mit einem Drogentrip vergleichen, was angesichts der Existenz von “Mercury” nicht von ungefähr kommt. Inszenatorisch ist das stark anzusehen, aber auch weit von dem entfernt, was etwa ein Gaspar Noé (Climax) draufhat und ein Höllenritt à la Bliss ist Flashback ebenfalls nicht. Das Ergebnis lässt sich am ehesten so beschreiben, als würde man die Wirkung des Rausches zwar sehen, aber nicht fühlen.
Verschachtelte Erzählweise mit Luft nach oben
An den Darstellerleistungen gibt es hingegen nichts zu kritisieren: Dylan O’Brien und Maika Monroe gehören zu den vielversprechendsten Genre-Jungdarstellern Hollywoods. Sie liefern ab, können aber auch nicht gegen den Flickenteppich, den das Drehbuch ihnen vorsetzt, ankommen. Auch wenn auf Erklärungen hingearbeitet wird, bleiben am Ende zu viele Fragen offen. Der Raum für Interpretationen ist groß. Das ist an sich nichts Verkehrtes, denn manche Filme sollen einfach zum Nachdenken anregen und die Fantasie ankurbeln. Flashback aber hinterlässt einen unbefriedigenden Eindruck, als habe man aus der Notwendigkeit eine Bequemlichkeit gemacht. Die parallele Erzählstruktur und die existenziellen Fragen des menschlichen Seins werfen schließlich ohnehin genug Fragen auf, da wäre es zugänglicher gewesen, Zuschauer*innen zumindest hier und dort mit ein paar mehr Antworten entgegenzukommen. Somit stellt sich einmal mehr die Frage, wieviel Vielschichtigkeit man seinem Publikum eigentlich zumuten darf ohne zu große künstlerische Abstriche zu machen. Diskussionspotenzial ergibt sich so oder so.
Fazit
Flashback besitzt viele interessante Ansätze, Theorien und Gedanken. MacBride verpasst nur die Gelegenheit, dieses komplexe Konstrukt auch in einen spannenden Film zu überführen, der im Gedächtnis bleibt. Das ist insofern schade, als dass das Drehbuch durchaus das Potenzial eines Genre-Klassikers besitzt. Der Genre-Mix wirkt in seiner finalen Form erschlagend und emotional drückend. Damit ist er nur für einen Bruchteil der Zuschauer*innen schließlich interessant. Nämlich solche, die Spaß daran haben, den zeitlichen Knoten zu lösen und das gleichzeitig mit einer entschleunigten Erzählweise verbinden können. Alle anderen bleiben entweder überfordert oder gelangweilt zurück, da hilft auch das anspruchsvolle Drehbuch nicht weiter.
© Capelight Pictures
Veröffentlichung: 27. August 2021
Klingt zwar nicht nach dem besten Film, bin aber trotzdem neugierig. Die Filmvergleiche haben gezogen (Ich mag Donnie Darko!) Werde ich mir mal merken und hoffe einfach, dass er mal bei einem Streamding-Dienst landet.