Future World
James Franco (The Disaster Artist) zählt zu den unermüdlichsten Schaffenden Hollywoods. Nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur für Film und Fernsehen ist er gefragt. Auch in Future World steht er vor und als Co-Regisseur ebenso hinter der Kamera. Der Inspirationsquell des Films ist nicht zu übersehen: Die körnige Sandwüste, gleißende Sonne, dominierende Motorradgangs und eine von einer Klimakatastrophe gezeichnete Gesellschaft. Hier herrscht postapokalyptische Stimmung! Obwohl sich der Cast mit großen Namen wie Milla Jovovich, Lucy Liu, dem Rapper Snoop Dogg und natürlich James Franco selbst absolut sehen lassen kann, ist es umso verblüffender, welche Fehlzündung Future World an den Start legt. In Deutschland feierte die Produktion ihre Premiere auf dem Fantasy Filmfest, die Heimkino-Auswertung auf DVD, Blu-ray und im 2-Disc-Steelbook erfolgt dank Tiberius Film am 22. November 2018.
Nach einer Klimakatastrophe ist die Erde ein unwirtlicher Ort geworden. Epidemien breiten sich aus und ausgerechnet die Königin (Lucy Liu, Lucky Number Slevin) liegt im Sterben. Ihr Sohn Prince (Jeffrey Wahlberg, A Feeling from Within) macht sich auf die Suche nach einem Heilmittel und macht sich auf, einen sagenumwobenen Ort namens “Paradise Beach” zu finden. Dort soll die passende Medizin vorhanden sein. Angekommen, wird er auf die Androidin Ash (Suki Waterhouse, Stolz und Vorurteil und Zombies) aufmerksam, die in die Fänge einer Gang unter dem sadistischen Warlord (James Franco) geraten ist. Dieser möchte sie sowohl als Sexsklavin als auch als Kampfmaschine einsetzen. Prince und Ash gelingt die Flucht, doch nun ist ihnen die Drogenbaronin (Milla Jovovich, Resident Evil) auf der Spur…
Handlung? Nein. Dafür leicht bekleidete Frauen.
Inhaltlich positioniert Future World sich bereits nach kurzer Zeit in der Trash-Action-Ecke. Bewusst nicht ganz ernst zu nehmen, dann stellenweise aber unnötig philosophisch angehaucht. Dass sich so viele wahnsinnige Figuren durch die Handlung bewegen, verzeiht man schnell – immerhin mag das noch passen (und ist in Mad Max schließlich nicht anders). Problematischer wird es da schon mit der Handlung, die zentrale Aspekte nicht berücksichtigt und einfach unbeantwortet lässt. Weshalb sind Sprit und Strom keine raren Güter, andere Kleinigkeiten dafür schon?. So wird auch erstaunlich wenig zum Verhältnis zwischen Mensch und Android erklärt. In der deutschen Fassung ist Suki übrigens schlicht und gelangweilt ein “Roboter”. Der Film zeigt wenig Mühen, sein Setting überhaupt verständlich zu machen und so muss man als Zuschauer einfach sämtliche Begebenheiten hinnehmen. Neben all dem geben sich immer wieder leicht bekleidete Damen in aufreizenden Outfits die Ehre zwischen Mottorrädern und Wüstensand. Völlig absehbar, welches Publikum hier vordergründing bedient wird.
Wenn alles nichts hilft, dann der Lens Flare-Effekt
Die Dreharbeiten für Future World fanden in Kalifornien sowie an der Grenze zu Mexiko statt. Am Drehort in der Colorado-Wüste gab es zudem leerstehende Fabriken und Hotels, die sich für den Dreh geradezu anboten. Die Schauplätze bringen die nötige Ödnis und Rauheit mit, die das dystopische Setting vermitteln möchte. Das Endergebnis lässt sich jedoch nicht mit Mad Max vergleichen: Das Ödland sieht nicht nur öde aus, sondern ist es auch. Wo Mad Max: Fury Road noch mit Farbsättigung spielt, gibt sich Future World deutlich kontrastärmer. Außer Motorradjagden über Sanddünen gibt der Film in seiner Bildsprache über weite Strecken nicht viel her. Im Gegenteil: der nur allzu häufig genutzte Lens Flare-Effekt, der sich immer ins Bild mogelt, wirkt überholt und lässt den Look noch billiger erscheinen. Die Versuche, Mad Max das Wasser zu reichen oder zumindest annähernd in dessen Richtung zu stoßen, wirken vergeblich. Nicht anders verhält sich das mit dem Soundtrack von Toydrum, der kaum Abwechslung bietet. Und dann ist da noch die ungelenke Kameraarbeit von Peter Zeitlinge (Königin der Wüste), welche nicht das Maximum aus dem Schauplatz kitzelt.
Große Namen für minimale Handlung
Im Cast fallen insbesondere Milla Jovovich und James Franco negativ auf. Beide spielen völlig überzeichnete Charaktere, die ihre Gesichtsmuskeln kaum unter Kontrolle haben. Speziell bei Jovovich wirkt das stellenweise unfreiwillig komisch (wenn man ihr Resident Evil-Image miteinbezieht, erst recht). Anders sieht das bei Mark Wahlbergs Neffen Jeffrey Wahlberg und Suki Waterhouse aus, die ihre Charaktere positiv bemüht spielen und dadurch wenigstens etwas runder wirken lassen. Eine solche Emotionalität sucht man bei anderen Charakteren vergeblich. Egal, ob Lucy Liu, Snoop Dogg, Method Man oder Rumer Willis. Sie alle sind ebenso austauschbar wie schnell vergessen. Ohnehin drängt sich die Frage immer stärker auf, wie ein solches Drehbuch einen derart namhaften Cast gewinnen konnte. Ob hier Freundschaftsdienste erfüllt wurden? Dabei sind die Rollen drehbuchbedingt bereits ohne Anspruch.
Das Endergebnis ist erschreckend. Future World nimmt zwei glaubhafte Hauptfiguren und setzt diese in eine Geschichte, in der einfach gar nichts funktioniert. Eine unspektakuläre Actionszene folgt der nächsten und das Drumherum, nämlich der dystopische Schauplatz, rückt immer stärker in den Hintergrund. In den 90ern wäre Future World klassische Videothekenware gewesen. Ein C-Film, der es schwer haben wird, sein Publikum zu finden. Dafür versagt der Film in erster Linie auf Action-Basis (inklusive der Kampfszenen). Davon einmal abgesehen schmerzt vor allem, wie wenig aus dem Schauplatz herausgeholt werden konnte.
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