Ghost Stories
Die Kunst des Horrorfilms ist ebenso stark umstritten wie die Geschmäcker, die sich auf dessen einzelne Subgenres verteilen. Während der Eine einfach nur in Form von ein bisschen Nervenkitzel unterhalten werden möchte, ist es das Anliegen des Anderen, sich zu gruseln. Das ist gar nicht so einfach, schließlich verändern sich die Sehgewohnheiten mit zunehmender Menge an gesehenen Titeln und häufig angewandte Muster lassen sich entsprechend schnell durchschauen. Die Regisseure und Autoren Andy Nyman (Sterben für Anfänger) und Jeremy Dyson teilen eine Vorliebe für das Unheimliche. Die beiden erschufen das Theaterstück Ghost Stories, in welches Nyman seine Erfahrungen als Zauberkünstler und Mentalist einfließen ließ. Das Ergebnis: Ein waschechter Grusler.
Professor Philipp Goodman ist rational geprägt und zweifelt Übernatürliches an. Dies hat er sich zu seinem Beruf gemacht, denn als TV-Star dekonstruiert er Illusionen und andere magische Phänomene. Eines Tages verschwindet Goodmans TV-Vorbild von der Bildfläche, wird für tot erklärt und taucht kurze Zeit wieder auf. Goodman kann dem alten Herren bei einem Wiedersehen nicht den Wunsch abschlagen, drei bestimmte Phänomene zu untersuchen. Doch je näher Goodman der Wahrheit hinter den Ereignissen kommt, umso stärker erschüttern sie sein bisheriges Credo bis ins Mark…
Horror-Anthologien und die Sache mit der Struktur
Originaltitel | Ghost Stories |
Jahr | 2017 |
Land | Großbritannien |
Genre | Horror |
Regisseur | Jeremy Dyson, Andy Nyman |
Cast | Professor Goodman: Andy Nyman Mike Priddle: Martin Freeman Simon Rifkind: Alex Lawther |
Laufzeit | 98 Minuten |
Die Struktur der Geschichte erscheint zunächst furchtbar linear: Man lernt den rationalen Goodman kennen und erlebt, wie er vor eine Aufgabe gestellt wird, welche sich in drei Einzelgeschichten zerlegen lassen kann. Bis hierhin erscheint alles noch formelhaft, doch der rote Faden soll sich erst im Verlauf der Handlung durch den einen oder anderen Twist ergeben, der die Sehgewohnheiten der Zuschauer prüfen möchte. Hierauf näher einzugehen, wäre in jeder Hinsicht fatal. Denn wie jeder Zaubertrick besitzt auch Ghost Stories einen doppelten Boden. Der ist zwar nicht innovativ, doch aufgrund des Handlungsverlaufs alles andere als absehbar. Bis es allerdings dazu kommt, taucht die Geschichte in drei unheimliche Fälle ein. Hier ist es wie immer Geschmackssache: Sagen einem die Fälle zu, wird man auch versöhnlich mit dem Film umgehen. Langweilen diese einen, wird Ghost Stories als Ganzes nicht überzeugen können.
Grusel ohne Erbarmen
Allemal spürbar wird die Liebe Nymans und Dysons zum Genre. Die Geschichten sind mit viel Fingerspitzengefühl erzählt und überzeugen fernab irgendwelcher Jump-Scares mit gelungen platzierten Überraschungsmomenten und gelegentlicher Hysterie. Die Daumenschraube wird hier so stark angezogen, dass dem regieführenden Duo attestiert werden kann, genau zu wissen, wo Erwartungs- und (psychische) Schmerzgrenzen des Zuschauers liegen. Jeder Treffer artet in einen kleinen Schock aus. Jenseits der Episoden geht es eher gemächlich zu, mit zunehmendem Abdriften in die Surrealität. Das stellt einen Gegensatz zu den eher subtilen Einzelgeschichten dar und funktioniert im Miteinander vorbildlich. Stilistisch darf sich Ghost Stories neben Titeln wie Dead of Night und Scare Campaign einreihen. Sehr britisch, gelegentlich augenzwinkernd, aber wenn es darauf ankommt, gnadenlos. Die verstörenden Momente sind allerdings selten auf Ekel oder Effektorgien ausgelegt, sondern erzeugen ein klassisches Gruselgefühl. Ein solches, das unter die Haut geht und ein bisschen kribbelt.
Ich bin hin und her gerissen: Auf der einen Seite habe ich mich seit langem nicht mehr so sehr gegruselt (nicht: geekelt oder geschockt worden) wie in den einzelnen Episoden der Geschichte. Dafür gebührt Ghost Stories ein großer Applaus. Nur als Ganzes fehlt es dann doch ein wenig an Finesse. Zwar sind Anfang und Ende zufriedenstellend, doch der Eindruck eines ganzheitlichen Films kommt leider nicht auf. Das macht die Sache ein wenig unrund und trübt den sonst so gelungenen Eindruck. Ohne Frage aber wird Ghost Stories sein Publikum erreichen und dessen Nerven foltern.
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Bei diesem Film hatte ich mir überlegt, ob ich ihn mir auch bei den White Nights ansehe – doch der Zeitmangel hat mich davon abgehalten. Deine Review macht mich neugierig genug, dass ich mir den Film für die Zukunft merke, wenn er hoffentlich auf DVD erscheint oder auf einem der Streamingdienste landet!
Ich würde den Film vor allem auch Leuten empfehlen, die z.B. The Prestige mögen oder auch generell Magie. Hier gibt es ein paar andere Facetten als nur Grusel zu sehen. Im April kommt er ja in die Kinos. Bin gespannt, wie das Publikum den Film aufnehmen wird.
Oh dann ist der Film auf jeden Fall was für mich. Ich liebe den Film The Prestige und die Kombi Magie und Horror klingt interessant. Martin Freeman gehört auch zu den Schauspielern die ich gerne sehe. Behalte den Film daher im Auge 🙂