Gladiator

Von den Wüsten Afrikas bis in den verregneten Norden Englands – soweit erstreckte sich das Römische Reich. Über 2000 Jahre voller Eroberungen, Kriege, aber auch der Entwicklung einer Hochkultur, deren Errungenschaften uns noch heute begleiten (Wer liebt seine Fußbodenheizung nicht im Winter?). Selbst Blade Runner-Regisseur Ridley Scott wanderte auf den Spuren dieses Imperiums und schickte Zuschauende im Jahre 2000 in die gewaltigste Arena der Antike: das Kolosseum in Rom. Inklusive eines rachegetriebenen Manns, der nicht weniger als einen Caesaren töten will. Ganze fünf Oscars kassierte Gladiator bei den Academy Awards und brachte einigen Schauspielenden den Durchbruch. Nach all der Zeit halten wir uns ebenfalls an die Regeln der Spiele (wobei unser Brot nur digital ist) und verraten ausführlich, ob der Titel auch heute noch einen Daumen nach oben verdient. Immerhin bei Geek Germany halten wir uns nicht an „Etiam tacere est respondere!“

   

Während den Schlachten in Germanien merkt Kaiser Mark Aurel (Richard Harris, Harry Potter und die Kammer des Schreckens), dass seine Zeit abläuft. Doch anstatt seinen eigenen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix, Joker) als nächsten Caesar zu ernennen, erwählt er seinen besten Feldherren Maximus (Russell Crowe, Unhinged – Außer Kontrolle). Allerdings kommt es nicht dazu, denn in der Nacht ermordet Commodus seinen Vater und gibt den Auftrag, Maximus sowie dessen Familie zu ermorden. Der erfahrene Soldat kann jedoch sein Exekutivkommando ausschalten. Schwer verletzt schafft es Maximus sogar nach Hause, nur um dort seine Frau und seinen Sohn tot aufzufinden. Commodus hingegen veranstaltet als neuer Herrscher 150 Tage lang Spiele im Kolosseum, um damit das Volk hinter sich zu bringen und den Senat abzuschaffen. Mittlerweile als Gladiator unterwegs, verschlägt es auch Maximus nach Rom und damit immer dichter an sein Ziel, Commodus zu töten.

Mittendrin als Soldat des Reiches

Originaltitel Gladiator
Jahr 2000
Land Großbritannien, USA
Genre Historie, Action, Drama
Regie Ridley Scott
Cast Maximus: Russell Crowe
Commodus: Joaquin Phoenix
Lucilla: Connie Nielsen
Proximo: Oliver Reed
Mark Aurel: Richard Harris
Gracchus: Derek Jacobi
Juba: Djimon Hounsou
Lucius: Spencer Treat Clark
Laufzeit Kinofassung 155 Minuten, 
Extended Edition 171 Minuten
FSK
Im Handel erhältlich

Nach fast 40 Jahren holte Scott den Monumentalfilm mit einem antiken Thema zurück auf die Leinwand. Damit tritt sein Streifen in die Fußstapfen von Ben HurCleopatra und Quo vadis? und Gladiator schaffte es sogar, eine richtige Renaissance einzuleiten, denn es folgten Filme wie etwa Troja. Da stellt sich zu Recht die Frage, was die Massen so begeisterte und die Kritiker feiern ließ. Eine Antwort darauf findet sich schon durch die Eröffnungsschlacht. Keine CGI-Kulissen, sondern ein richtiger Wald mit einer Menge Statisten in den passenden dreckigen Uniformen, den verkratzten Gesichtern und einem heroischen Soundtrack. Schon mit Maximus’ Rede sind auch wir Feuer und Flamme, stürzen uns sogleich ins Getümmel, das Kameramann John Mathieson (47 Ronin) auch perfekt einfing. Blut, Schlamm und das Grauen des Krieges erwarten uns. So wie es im realen Leben auch wäre.  Genau das versuchte Scott auf die Leinwand zu holen, was ihm auch gelingt.

Seht das alte, nicht ganz historisch genaue Rom

Für den weiteren Verlauf ließ der Regisseur einiges anfertigen, wie unter anderem eine kleine Arena, in der Maximus im Verlauf der Handlung kämpfen muss. Doch auch das Kolosseum erweckte das Team hinter Scott spektakulär zum Leben. Da staunen nicht nur die Charaktere, als sie plötzlich in der Arena stehen und die Wucht des Publikums spüren. Diese Liebe zum Detail weckt einfach den Respekt vor diesem Perfektionisten. Natürlich konnte das alte Rom aber nicht ohne die Kraft des Computers auf der Leinwand erscheinen. So holte die damals moderne Technik die Antike zurück, doch nicht ganz so, wie es damals wirklich war. Historische Genauigkeit sollten Zuschauende freilich nie bei einem Hollywood-Werk erwarten. Selbst Scott sagte schon vorweg, dass dies auch nicht sein Ziel war, daher drückt der geneigte Betrachtende einfach ein Auge zu und genießt den wunderbaren Anblick eines nie vergessenen Reiches.

Das Erbe eines alten Mannes

Doch was wäre ein solches Epos ohne die passende Handlung? David Franzoni (King Arthur), John Logan (Alien: Covenant) und William Nicholson (Everest) schufen in Gladiator eine Geschichte über die Gegensätze von Liebe und Hass. So wählt Aurel Maximus, weil er in ihm den moralisch besseren Menschen und einen Sohn sieht. Genau das, was Commodus sich immer wünscht und was ihn in seinem wahnhaften Streben zu einer instabilen Person heranwachsen ließ. Perfekt verkörpert von Joaquin Phoenix, dessen Wankelmütigkeit wie eine Fahne im Sturm schwankt und sich mit jeder seiner Faser im Körper widerspiegelt. Als Kontrast hält Russell Crowe mit einem beherrschteren Auftreten gegen. Allerdings verändert sich das Verhalten von Maximus nach dessen herben Verlust, was mehr als verständlich ist. Trotzdem bleibt er der strahlende Held, obwohl sein Plan nach Rache ihn blind für das große Ganze macht. Commodus’ wahnsinniges Verhalten sorgt nämlich für spannende Unruhen auf politischer Ebene.

„Geschichte und Charaktere sind die wichtigsten Elemente eines jeden Films. Ich wollte ganz nah an die Figuren heran; ich wollte echte Menschen mit echten Problemen sehen.“ Ridley Scott

Politische Ränkespiele

Inmitten der zwischenmenschlichen Probleme geht der Riss zwischen Senat und Kaiser immer tiefer durch die Geschichte. Geklärte Fronten gibt es allerdings nicht, denn jeder versucht seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, was natürlich für einige packende, überraschende und emotional aufwühlende Momente sorgt. Allen voran Commodus Schwester Lucilla (Connie Nielsen, Wonder Woman 1984) ist Spielball ihres Bruders, jedoch alles andere als die weinerliche Frau, sondern eine Dame mit starkem Charakter. Eine Frau, die den Männern im Raum gerne die Show stiehlt. Damit hält sie wunderbar gegen den sonst überwiegend männlich besetzten Cast. Gerade die Szenen zwischen ihr und dem mit einer langen Geschichte verbundenen Maximus erinnert an einen leidenschaftlichen Tanz zwischen Feuer und Eis. Gleichwohl besetzte Scott in Gladiator auch viele andere Figuren mit herausragenden Schauspielenden. In stiller Andacht gedenken wir kurz dem Proximo-Darsteller Oliver Reed (Die Rückkehr der Musketiere), der während der Dreharbeiten unglücklicherweise verstarb.

Ihre Stimme erweckt das Römische Reich

Neben den beeindruckenden Landschaften locken nicht nur die interessanten Kostüme, sondern vor allem auch der bombastische Soundtrack aus der Feder von Altmeister Hans Zimmer (Dune) und Sängerin Lisa Gerrard. Letztere sorgt für regelrechte Gänsehaut mit ihrer sanften Stimme beim passenden musikalischen Abschlussstück „Now We Are Free“. Kraftvolle Titel wie „The Battle“, das emotionale „The Wheat“ oder das verspieltere „The Might of Rome“ – Zimmer übertraf sich hierbei selbst. Es ist eine Klangwelt, welche in eine andere Zeit zieht und nicht wieder loslässt. Da laufen plötzlich die Tränen übers Gesicht! Der Ritt in die Schlacht mit den wilden Trommeln, die Hand, die bei gefühlvollen Streichern über den Weizen streicht oder die ersten Szenen des Films mit leichten Flötenklängen; Abwechslung schreibt Zimmer ganz groß. Purer Genuss für die Ohren.

Fazit

Gladiator erzählt die mitreißende Geschichte eines Mannes, der alles verliert, nach Rache sinnt und ein Imperium wachrüttelt. Doch es ist auch die Geschichte eines zweifelnden alten Mannes, eines instabilen Sohnes und einer Frau, die alles gibt, um ihr Kind zu beschützen. Diese Geschichte zeigt so viele tragische Schicksale, die der Regisseur harmonisch in einen großen politischen Konflikt einbettet. Daher vergehen die 171 Minuten des Extended Cut wie im Flug. Scott schafft es einfach mit spannungsgeladenen Kämpfen, einem immer wieder den Atem anhalten zu lassen, genauso wie Neugier bei Laune zu halten und Tränendrüsen zum Arbeiten zu bringen. Ein großes Lob an die Schauspielenden, die ihre Figuren mit so viel Leben füllen. Dafür möchten wir mehr als nur einen Daumen nach oben geben! Genauso wie all jenen, die für die visuellen und musikalischen Eindrücke zuständig waren. Die Eröffnungsschlacht lässt einfach Herzen historischer Gefechte höher schlagen und Ohren aufhorchen, wenn Lisa Gerrards melodische Stimme erklingt. Gladiator ist einfach ein filmisches Erlebnis.

© Universal Pictures


Im Handel erhältlich:

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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