Guardians
Superheldenfilme boomen und warum sollte nur Hollywood daran verdienen? In Russland machten sich ein paar mutige Leute daran, ein gänzlich neues Team direkt für die Leinwand zu erfinden. Wenn die Amis einem blau-weiß-roten Typen namens Captain America zujubeln, was könnte da ein entsprechend episches russisches Pendant sein? Wie wäre es mit einem Bär, der ein Maschinengewehr schwingt? Die Guardians bringen alles mit, was das Zuschauerherz in diesem Genre höher schlagen lässt – tragische Hintergründe, ungewöhnliche Fähigkeiten, einen weltherrschaftssüchtigen Bösewicht, heroische Aufopferung und eine famose Doomsday-Maschine. Das alles mit einem Budget von unter sechs Millionen US-Dollar. Staunen und lachen am laufenden Band!
Während des Kalten Krieges rüstete sich die UdSSR mit allen Mitteln auf. Inklusive Experimente an Menschen und deren DNS. Ein Programm namens Patriot war damit beschäftigt, Supersoldaten zu züchten und es gelang auf spektakuläre Weise. Menschen aus allen Teilen der Sowjetunion wurden mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, die sie zum Wohle des Volkes einsetzen sollten. Der Wissenschaftler Kuratov (Stanislav Shirin) versuchte sich aber gleichzeitig noch an einem eher technischen Projekt, das jedoch misslang. Nach einer heftigen Auseinandersetzung hielt man Kuratov für tot und die gentechnisch veränderten Menschen verschwanden von der Bildfläche. Jahrzehnte später taucht Kuratov aber wieder auf und will der Welt beweisen, was für ein einzigartiges Genie er ist. Um sich am Leben zu halten, hat er sich zum Cyborg aufgerüstet und besitzt die Kraft Maschinen zu beherrschen. Das beweist er eindrucksvoll indem er bei einem Waffentest moderne Kriegsroboter gegen ihre Befehlshaber richtet. Jetzt bräuchte es schon echte Superhelden, um den wahnsinnigen Wissenschaftler zu stoppen. Major Elena Larina (Valeriya Shkirando) wird damit beauftragt genau diese Leute zu finden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Alles altbekannt
Originaltitel | Zashchitniki |
Jahr | 2017 |
Land | Russland |
Genre | Science-Fiction, Action |
Regisseur | Sarik Andreasyan |
Cast | Arsus: Anton Pampushnyy Khan: Sanjar Madi Ler: Sebastien Sisak Kseniya: Alina Lanina Elena Larina: Valeriya Shkirando Nikolay Dolgov: Vyacheslav Razbegaev August Kuratov: Stanislav Shirin |
Laufzeit | 85 Minuten |
FSK |
Guardians ist auf dem Papier ein Standardwerk. Es gibt einen Superschurken, der nach Macht strebt und es gibt ein Team von Helden, die sich durch einige Hindernisse schlagen müssen. Das Erste ist die Zusammenfindung, das Zweite eine demütigende Niederlage mit Selbstfindungsmomenten und das Dritte der große Showdown. Keine Schnörkel, keine ungeahnten Twists, kein Ausbrechen aus Schema F. Und das ist gar nicht mal so verkehrt, da sofort klar ist, dass der Film genau darauf angelegt ist, sich wie die Hollywood-Blockbuster der Sparte anzufühlen. Also erstmal gut kopieren, um Erfahrungen zu sammeln. Immerhin wird sich um ein gewisses Lokalkolorit gekümmert. Die Größe der ehemaligen Sowjetunion findet Erwähnung, so führt die Reise von Sibirien bis Armenien. Wobei es nicht politisch zugeht. In Moskau gibt es einen Zirkusbesuch und dann ist da eben der Bär, das ausdrucksstarke Symboltier. Es lässt sich erahnen, dass eine Verschmelzung bekannter Superheldenklischees mit der russischen Seele großes Potenzial für Unterhaltung hat. Leider mangelt es bei der Ausführung an Finesse, da einfach eine Szene an die andere gereiht ist und die Story eher abgehakt als entwickelt wird.
Ansätze von interessanten Charakteren
Wer gern B-Filmchen mit ein wenig trashigem Charme schaut oder einfach Low-Budget mag, das sich als Blockbuster kostümiert, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Guardians nimmt sich zum Glück nicht zu ernst, obwohl ein Hauch Tragik vermittelt wird, wenn die Figuren vorgestellt werden. Es sind vier Guardians, die Larina aufspüren kann und jeder von ihnen kriegt eine Szene spendiert, in denen sie persönliche Schicksale offen legen. Wiederum verpasst der Film die Gelegenheit, das auf eine organische Art und Weise zu tun, aber die Ansätze sind immerhin da. Und der Rest des Spaßes kommt durch die Superkräfte. Steine beherrschen, übermenschliche Geschwindigkeit, unter Wasser atmen, Unsichtbarkeit und natürlich ist da der Mann, der sich in einen Bären verwandelt. In zwei Abstufungen sogar. Als Bärmann, der noch auf zwei Beinen geht oder als vollkommen knuddeliger Killer ohne menschliche Züge. Zumindest ist diese Zusammenstellung an sich nicht einfach bei Avengers gemopst, auch wenn der Rest sich so anfühlt. Sogar inklusive der letzten Abschiedsszene, die direkt nach einem Sequel schreit.
Vorsicht bei der Synchro
Guardians ist in Deutschland auf DVD und Blu-ray erhältlich. Es gibt allerdings zwei Ausführungen. Als Capelight Pictures den Film zuerst veröffentlichte, hat die Synchronisation manchen doch sehr irritiert. Auf puren Blödsinn gestrickt, erhöht sie das Trashlevel des Films enorm. Da werden westliche Superhelden angesprochen und über alles hergezogen, was grade so passiert. Das hat sicherlich auch einen gewissen Reiz, ist aber auch schnell selbst gemacht mit ein paar Bier und ein paar Freunden, die gerne rumblödeln. Also gab Capelight nach und produzierte noch eine “Heroes Edition”, die eine Übersetzung enthält, die der Story folgt und die Handlung sogar wiedergibt. Egal wie dürftig die ausfällt, eine Chance hat sie doch verdient.
Da ich immer mal wieder gern ein bisschen Trash schaue, war ich ganz verzückt, Guardians zu entdecken. Mal ein bisschen B-Film nicht aus dem Hause The Asylum. Die Ideen finde ich hier auch ganz herrlich. Aus den Charakteren ließe sich eine Menge machen. Schade ist nur, dass sehr schnell über die Vergangenheit hinweg gegangen wird, denn immerhin haben die Guardians einige Kämpfe hinter sich, wie die Dialoge andeuten. Bei einer Spielzeit von nicht mal anderthalb Stunden mangelt es einfach an allen Ecken und Enden an Zeit. Und der allerletzte Streich im finalen Kampf ist zu plump.