Harpoon
Man sollte sich dreimal überlegen, mit wem man sich auf eine Jacht begibt. Denn die Rückzugsmöglichkeiten auf offener See sind begrenzt und im blödesten Falle geht man sich so sehr auf die Nerven, dass man sich eben jenseits schaulustiger Passanten am liebsten gegenseitig umbringen möchte. In Harpoon setzt Drehbuchautor und Regisseur Rob Grant auf die ungleiche Konstellation zwischen einer Frau und zwei Männern. Und Überraschung: Hier sind Eifersucht und sexuelle Spannung im Spiel. Da drei eine wunderbar ungerade Zahl ist, bietet es sich in der schwarzen Komödie förmlich an, immer wieder die Seite zu wechseln.
Eigentlich war alles nur ein doofes Missverständnis. Richard (Christopher Gray) hatte seine Emotionen mal wieder nicht im Griff und musste seinen eigentlich besten Freund Jonah (Munro Chambers, Riot Girls) verprügeln. Der Vorwurf: Jonah würde ihm seine Freundin Sasha (Emily Tyra, Flesh and Bone) ausspannen. Die aus der Bahn gebrachte Freundschaft soll nun durch einen gemeinsamen Ausflug auf einer Familienjacht wieder hergestellt werden. Doch obwohl die Sonne lacht, ist die Stimmung aller Anwesenden schlecht. Letztlich folgt eine große Aussprache, bei der durch Handgreiflichkeiten ausgerechnet der Schlüssel zum Starten des Motors abhanden kommt …
Lodernde Emotionen auf engstem Raum
Originaltitel | Harpoon |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Komödie, Horror |
Regisseur | Rob Grant |
Cast | Jonah: Munro Chambers Sasha: Emily Tyra Richard: Christopher Gray Erzähler: Brett Gelman |
Laufzeit | 83 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 25. September 2020 |
Natürlich kann man Konflikte auch woanders austragen. Doch auf offenem Meer kann wenigstens keiner abhauen, und einen Schiedsrichter oder Freunde kann man auch nicht dazu rufen. Hat (zumindest für den Zuschauer) den Vorteil, dass hier Anarchie herrscht. Gesetze gibt es nicht und Unberechenbarkeit gewinnt an Macht. Zwei Alphamännchen und ein intrigantes Weibchen, da riecht man den Braten doch schon von Weitem. Empathie geht hier gänzlich verloren und das Zuschauen macht ebenso Spaß (und tut weh), wie es unangenehm ist.
Voyeurismus der anderen Art
Unangenehm, genau. Denn als Zuschauer ist man in der günstigen Position, das emotional geballte Spektakel nur von außen zu beobachten, und will nicht in der Haut eines Beteiligten stecken. Denn hier kommen unangenehme Wahrheiten ans Licht, bittere Abrechnungen stehen auf dem Plan und grausige Gemeinheiten lassen einen auf einmal wieder den größten Feind schätzen lernen. Jeder Eskalation darf entgegengefiebert werden und als Zuschauer ist man sowieso vermutlich parteilos. Denn alle drei entpuppen sich als Arschlöcher allererster Güte. Für weitere Distanz bekommen wir einen Erzähler, der uns auf zynische Weise erklärt, was hier Sache ist. Das schafft noch mehr Abstand und lässt uns eine bequeme Position einnehmen, in der vor allem gelacht werden darf.
Bei diesem Kammerspiel soll gelacht werden
Schadenfreude ist angesagt, denn bei allen Feindseligkeiten bleibt Harpoon immer noch eine schwarze Komödie. Sicherlich hätte man auch ein anderes Genre, wie etwa Drama oder Thriller, einschlagen können. Dann hätte man aber auch auf die süffisanten Spitzen des Erzählers verzichten müssen, dessen Freude an der Kommentierung schnell überspringt. Das hilft auch über die eher dünn gesäte Handlung hinweg, denn Hintergründe mittels Rückblenden gibt es nicht und auch so bleibt es beim Hin und Her der drei. Einen Störfaktor stellt diese Eindimensionalität allerdings nicht dar und im Rahmen dessen trumpfen die drei Schauspieler auch mit einer formidablen Performance auf.
Fazit
In knapp 80 Minuten geht in Harpoon alles Schlag auf Schlag. Worauf die Story hinarbeitet, ist wenig überraschend. Eher die Weise, in der sie es tut. Obwohl menschliche Abgründe angesteuert werden, bleibt die Stimmung schwarz-humorig. Der Zuschauer soll zum Lachen gebracht werden und sich der fiesen Situation erfreuen – der nonchalante Erzähler macht es möglich. Das Vertrauen in das zwielichtige Trio ist ohnehin porös, also go for it!
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