Jakob’s Wife – Meine Frau, der Vampir
Es gibt viele Wege, Ehekrisen zu bewältigen. Man kann den herkömmlichen Weg zum Therapeuten aber auch direkt umgehen, indem man Kreativität walten lässt. Travis Stevens’ (Girl on the Third Floor) ausgefallene Idee: Die Ehefrau eines Pastors wird von einem Vampir gebissen. Plötzlich müssen der sexy Vamp und der gläubige Gatte gemeinsame Sache machen, um den Schein des Ehelebens nach außen aufrecht halten zu können. Herausgekommen ist dabei ein launiger B-Movie, der mit Horror-Ikone Barbara Crampton (Re-Animator) zudem populär besetzt wurde. Seine deutsche Premiere feierte Jakob’s Wife auf den Fantasy Filmfest Nights 2021, die Veröffentlichung auf Blu-ray, DVD und VOD erfolgte am 22. April 2022.
Anne (Barbara Crampton) ist mit dem Kleinstadt-Pastor Jakob (Larry Fessenden, You’re Next) verheiratet. Nach 30 Jahren ist die Ehe alles andere als so prickelnd wie sie es einst war. Anne hat längst akzeptiert, dass der Traum von einem aufgeregten und abenteuerlichen Leben ausgeträumt ist und verbringt ihren Alltag alleine mit Gartenarbeit und Fitness. Die Ankündigung, dass ihre alte Jugendliebe Tom (Robert Rusler, Babylon 5) in die Stadt kommt, reißt sie aus ihrem Alltagstrott. Doch das geplante Wiedersehen verläuft völlig anders und Anne wird schließlich das Opfer eines Vampirs. Der Biss in den Hals hat Folgen: Ihr Durst nach Blut und Macht wächst zunehmend, gleichzeitig auch die Gefahr, dass ihr neues Doppelleben auffliegen könnte …
Wenn die Paartherapie nicht mehr hilft …
Originaltitel | Jakob’s Wife |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Genre | Horrorkomödie |
Regie | Travis Stevens |
Cast | Anne Fedder: Barbara Crampton Jakob Fedder: Larry Fessenden Vampir: Bonnie Aarons Amelia Humphries: Nyisha Bell Carol Fedder: Sarah Lind Bob Fedder: Mark Kelly Tom Low: Robert Rusler |
Laufzeit | 98 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 22. April 2022 |
Manchmal braucht es einfach einen Vampirfürst, der eine kriselnde Ehe rettet und zwei in Gewohnheiten verfallene Eheleute wieder zusammenführt. In Jakob’s Wife werden die vampirischen Angelegenheiten beinahe zur Nebensache, wenn Barbara Crampton und Larry Fessenden miteinander agieren. Beide Darstellenden bringen eine hohe Spielfreude mit, die in einer Chemie gipfelt, die man so schnell kein zweites Mal findet. Der Kontrast zwischen Pastor und Vamp-Ehefrau ist urkomisch und liefert zahlreiche Steilvorlagen, um Seitenhiebe gegen den Glauben, Ehe-Klischees und Vorstadt-Idyll vom Stapel zu lassen. Crampton war zum Zeitpunkt des Drehs bereits 63 Jahre alt und besitzt keinerlei Skrupel, sich von ihrer sexiesten Seite zu zeigen. Sie besaß nie das große darstellerische Talent wie manch andere Horror-Queen, dafür aber viel Selbstbewusstsein und ein hohes Maß an Selbstironie. Insofern füllt sie ihre überzeichnete Rolle mit viel Leben und Esprit aus. Man kennt sie aus jenen schrulligen B-Movies, in denen ihre Aura schnell den Mittelpunkt einnimmt, insofern passt auch die Rolle der Anne perfekt zu ihr. Travis Stevens dachte laut eigenen Angaben bereits beim Schreiben an Crampton als Idealbesetzung. Auch Fessenden liefert als flexibler Counterpart ab.
Vampirismus als Katalysator der Ehekrise
Der Plot per se bietet wenig Mut oder Innovation. Eine ähnliche Handlung wurde bereits in Santa Clarita Diet erzählt (nur mit Zombies anstatt Vampiren) und auf ein großes Finale arbeitet das Drehbuch auch nicht hin. Dass der Film sich nicht ernst nimmt und sich klar als Komödie positioniert, kommt ihm ungemein zu Gute. Ohnehin gäbe es rund um die Vernichtung der Blutsauger nicht viel zu erzählen, weshalb es nur konsequent ist, dass die zwischenmenschlichen Konflikte mehr Raum einnehmen. Vampirismus als Katalysator der Ehekrise – warum auch nicht. Mit dem Sinnbild einer Lebensgemeinschaft, in der sich beide Partner bereits soweit aufgesaugt haben, dass nicht mehr viel bleibt, außer sich an den Marotten des anderen zu stören, lassen sich viele Parallelen ziehen. Die kleinen Splatter-Einlagen bilden da den perfekten Kontrast zum stets perfekten Vorstadt-Idyll. Die Inszenierung orientiert sich klar am Kino der frühen Achtziger. Erfreulicherweise funktioniert das, ohne jene Filmklassiker zitieren oder kopieren zu müssen. Jakob’s Wife macht sein eigenes Ding, aber Look & Feel präsentieren sich nostalgisch.
Fazit
Jakob’s Wife nimmt sich selbst nicht ernst und das ist auch gut so. Die Inszenierung ist einfach viel zu charmant, um den Film als billigen Fun-Trash abzustempeln. Die Spielfreudigkeit von Crampton und Fessenden trägt den größten Teil zum Unterhaltungsfaktor bei. Besonders Crampton schaut man in ihrer Rolle als frustrierte Ehefrau mit neuem Lebenswillen und Blutdurst sehr gerne zu. Mit einer anderen Besetzung würde der Film deutlich schlechter abschneiden, da Handlung und Ideenreichtum sonst eher im Mittelfeld einzusortieren sind. In genau dieser Ausprägung macht die Produktion auch soviel Spaß, denn Stevens weiß seinen Humor sehr wohl zu dosieren.
© Lighthouse Home Entertainment
Veröffentlichung: 22. April 2022