Kein Bund für’s Leben

Wer zu tief in die Grabbelkiste der deutschen Kulturgüter greift, der stößt auf die Militär-Komödie Kein Bund für’s Leben von Granz Henman aus dem Jahre 2007. Zwischen Klötengriff und Unterhosen-Fetischisten begleiten wir hier die Gurkentruppe der Stube 54 auf ihrem schlammigen Weg durch die Grundausbildung. Die ultimative Bundeswehr-Komödie? Eher nicht.

Basti (Franz Dinda, Der Medicus) hat sein Abitur frisch in der Tasche und steht nun vor der Aufgabe, dem anstehenden Grundwehrdienst zu entkommen. Falsche Urinprobe, Undschuldsaugen und das Schreiben einer Wehrdienstverweigerung fruchten nicht, also stehen eines Tages die Feldjäger vor Bastis Tür und verschleppen ihn in die Kaserne. Dort wird er Teil der Loser-Stube 54 und robbt fortan unter dem Gebrüll von Oberfeldwebel Keller (Jan Henrik Stahlberg, Muxmäuschenstill) durch den Schlamm. Als die Waffenbrüder der benachbarten US-Kompanie zum traditionellen Kräftemessen vorbeischneien, wird ausgerechnet Stube 54 dazu auserkoren, die Deutschen zu vertreten. Die Chefetage schwitzt, denn es geht um nichts Geringeres als die Ehre der Bundeswehr – und den Lieblingspanzer von Major Hauptmann (Ronald Nitschke, …und der Himmel steht still).

Die Sechs-Mann-Band & das Chick

Originaltitel Kein Bund für’s Leben
Jahr 2007
Land Deutschland
Genre Komödie
Regisseur Granz Henman
Cast Basti Lämmle: Franz Dinda
Thorsten Schleifer: Florian Lukas
Jana Roth: Oona Devi Liebich
Ufo: Axel Stein
Oberfeldwebel Keller: Jan Henrik Stahlberg
Major Ludwig Hauptmann: Ronald Nitschke
Laufzeit 86 Minuten
FSK

Kein Bund für’s Leben beginnt recht vielversprechend: Wehrpflichtige lassen sich während der Musterung von den berühmt-berüchtigten Image-Filmen der Bundeswehr berieseln und verschachern auf den Klos Urinproben, während im Intro kultiger 70er-Jazzrock von Chicago ertönt – der Stil scheint cool zu werden. Schnell driftet das Humorkonzept aber in die seichten Gewässer von American Pie ab, und damit besagtes Konzept aufgehen kann, setzt sich der Cast der Stube 54 aus bewährten Klischee-Typen zusammen: der homophobe Schläger Nefzat, der feinsinnige Künstler Justus, der Verrückte Ufo (Axel Stein, Harte Jungs), der Nerd Zonk, der Geschäftsmann Schleifer und der großäugige Held Basti. Frauen gibt es nur in Form von Sanitäterinnen (was aber auch der Zeit geschuldet ist). Die meisten von ihnen stellen Freiwild dar, deren Unterhosen eingesammelt und weiterverkauft werden. Eine von ihnen aber ist das „Herz“ der Bande, leicht zu erkennen an ihren Locken, denn wie jeder weiß: Locken sind der visuelle Garant dafür, dass die Frau „anders“ ist – kess und klug, und trotzdem ergeben.

„Keine Sorge, gute Frau, wir sind von der Bundeswehr.“ – Ufo

Wer als Altgedienter den Film einschmeißt um über seine Zeit beim Bund zu lachen, der kriegt nicht allzu viel geboten. Es gibt den Schildersalat mit Abkürzungen, die permanent haftende Schuhcreme, den arschkriechenden Vorzimmer-Obergefreiten und den Versuch, den Orientierungsmarsch mit einem Pendel zu packen – das war’s eigentlich auch schon. Der Rest ist Bundeswehr-unspezifischer Humor, den man so auch in jeder anderen schlechten Komödie finden kann und der sich vor allem aus dem Zusammenspiel der überspitzten Charaktere und aus der Anwesenheit von Frauen ergibt (und Latrinen). Es geht auch nicht allzu sehr darum, den Bund und seine Abstrusitäten nostalgisch darzustellen, sondern vielmehr um den herannahenden Showdown gegen die Amerikaner.

Germans vs. Americans

Denn im Grunde seines Herzens will Kein Bund für’s Leben so etwas wie ein sportbasierter Underdog-Film sein, in dem eine Gurkentruppe vorm Herrn gegen eine überqualifizierte Übermacht antritt. Der “Sport” ist in diesem Falle eine Mischung aus Lasertag und Capture the Flag – eine Disziplin, bei der Stube 54 mit konventionellem Können absolut aufgeschmissen wäre. Doch wie es sich für Underdogs gehört, können sie das Ruder mithilfe ausgefallener Hilfsmittel wie z.B. Schafhirte Rainer und Erdnussbutter-Broten herum reißen. Am Ende sind die Amis vernichtend geschlagen, der strenge Major Hauptmann ist stolz wie Oskar und Basti kommt mit seiner Locken-Frau zusammen – nur noch getoppt durch eine kitschige Musical-Einlage, die alles besiegelt.

Fazit

Ein Haufen Vollhonks, der in der Kaserne hockt, mit dem Panzer in den Drive-in tuckert und Latrinen hochjagt – mehr müsste im Klappentext von Kein Bund für’s Leben eigentlich nicht stehen. Der Film ist eine ziemlich mäßige Klamauk-Komödie, die irgendwie nur zufällig in einer deutschen Kaserne angesiedelt ist, denn die meisten Gags „funktionieren“ auch ganz ohne Camouflage. Eigentlich find’ ich den Film schlecht, aber für gesellige Bierabende ist er sicher nicht verkehrt. Wer aber eine gescheite Militär-Parodie sehen will, dem sei NVA (2005) empfohlen.

© Constantin Film

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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