Kevin – Allein zu Haus

Wann immer Heiligabend näher rückt, läuft die Weihnachtskomödie Kevin – Allein zu Haus zum wiederholten Male auf den TV-Sendern. Das deutsche Fernsehen setzt vor allem auf Klassiker (wie etwa Der kleine Lord) und diese Wiederholungen werden mehrheitlich nicht etwa als nervig empfunden, sondern als schöne Tradition wahrgenommen. Was genau macht Kevin – Allein zu Haus zu einem derartigen Hit? Der Kult-Film von Regisseur Chris Columbus erschien immerhin bereits 1990 und hat damit bereits über drei Jahrzehnte auf dem Buckel, doch nachfolgende Titel mit ähnlicher Prämisse (außerhalb der direkten Fortsetzung) konnten an den Erfolg nicht anknüpfen. Wir haben uns die freche Komödie, die auch auf Disney+ verfügbar und auf Disc erhältlich ist, genauer angesehen.

Der achtjährige Kevin McCallister (Macauley Culkin, Richie Rich) hat es satt: Er ist das jüngste von fünf Kindern und wird von seinen älteren Geschwistern gehänselt. Als das Haus kurz vor Weihnachten dann auch noch brechend voll mit der zahlreichen Verwandtschaft ist, die auch noch alles andere als nett zu ihm sind, benimmt er sich besonders frech. Zur Strafe schickt ihn seine Mutter Kate (Catherina O’Hara, Schitt’s Creek) auf den Dachboden. Voller Wut wünscht er sich, er müsse seine Familie nie wieder sehen. Als seine Eltern dann am nächsten Tag verschlafen und alles ganz schnell gehen muss – über Weihnachten wollen sie nämlich nach Paris reisen und sie sind fast zu spät für den Abflug – vergessen sie jemanden. Kevin staunt nicht schlecht, als er aufwacht und das ganze Haus leer ist. Zunächst ist der Junge begeistert, schließlich kann er nun alles tun, was ihm sonst verboten wird. Doch bald fängt er an, seine Familie zu vermissen und er ahnt nicht, dass die beiden Einbrecher Harry (Joe Pesci, Mein Vetter Winnie) und Marv (Daniel Stern, Eine total verrückte Bescherung) das Anwesen zuvor ausspioniert haben und planen, es auszuräumen. Schließlich glauben sie, es sei ja niemand zu Hause …

Wenn ein Kind allein zu Haus ist

Originaltitel Home Alone
Jahr 1990
Land USA
Genre Komödie
Regie Chris Columbus
Cast Kevin McCallister: Macaulay Culkin
Harry: Joe Pesci
Marvin: Daniel Stern
Kate McCallister: Catherine O’Hara
Peter McCallister: John Heard
Old Man Marley: Roberts Blossom
Gus Polinski: John Candy
Buzz McCallister: Devin Ratray
Laufzeit 103 Minuten
FSK
Auf Disney+ verfügbar

Hauptfigur Kevin macht genau das, was wohl jedes Kind an seiner Stelle erst einmal tun würde: So viele Süßigkeiten essen wie man möchte, nicht altersgemäße Filme schauen, das ganze Haus zum Spielplatz umbauen und in den Sachen des gemeinen großen Bruders rumwühlen. Hierbei erweist sich von Vorteil, dass Kevin ausgesprochen sympathisch ist. Er mag zwar ein wenig frech sein, aber einerseits ist das verständlich, wenn zu Beginn des Filmes gezeigt wird, wie er von seiner Familie behandelt wird (und welches Kind ist in seinem Alter nicht irgendwann ein kleiner Satansbraten) und zum anderen hat er einen gewissen Charme. Außerdem entwickelt er sich während der Handlung signifikant weiter. Als gerade einmal achtjähriges Kind ist es nicht leicht, plötzlich Verantwortung übernehmen zu müssen, aber er schafft das mit Bravour. So geht er Lebensmittel kaufen und überwindet kindliche Ängste wie etwa den Gang in den Keller. Kevin erweist sich damit als überraschend selbstständig, während seine Mutter Kate alle Hebel in Bewegung setzt, als sie erkennt, dass sie ihren Sohn vergessen hat. Sie versucht, unbedingt bis Weihnachten wieder zu Hause bei ihrem Kind zu sein, was sich aber als recht schwierig herausstellt. Man fiebert zwangsläufig mit, dass Mutter und Sohn an Heiligabend wieder vereint sein können.

Harry und Marv: zwei irgendwie liebenswürdige Trottel

Die ikonischsten Szenen von Kevin – Allein zu Haus sind ohne Frage die, in denen den Einbrechern Harry und Marv so richtig eingeheizt wird. Kevin erkennt nämlich, dass es sich bei den beiden um Verbrecher handelt, die das Haus ausräumen wollen. Doch nicht mit ihm: Er baut zahlreiche Fallen, um das Haus zu schützen. Das ausgeklügelte System dahinter ist ziemlich intelligent und sicherlich nichts, was ein Kind genau genommen auf die Beine stellen könnte. Das, was die beiden Einbrecher abbekommen, ist dabei bitterböse und schmerzhaft, sodass sie – wäre der Film in dieser Hinsicht realistisch – wohl am Ende tot unter der Erde gelandet wären. Es macht aber gerade verflucht Spaß, Harry und Marv dabei zuzusehen, wie sie von einer in die nächste Falle tappen und von einem Kind derart drangsaliert werden. Dabei sind die beiden gar nicht einmal vollkommen unsympathisch, durch ihre leicht trottelige Art wirken sie sogar irgendwie liebenswert. Aber neben den vielen witzigen Momenten und schadenfreudigen Lachern während Harrys und Marvs Tortur, besitzt der Film auch sehr viel Herz. Das zeigt sich anhand der kleinen Nebengeschichte um einen gruselig wirkenden Nachbarn der McCallisters, der aber tatsächlich nur ein missverstandener älterer Mann ist. Kevin freundet sich mit ihm und ermutigt ihn zu einem wichtigen Schritt. Das Thema Familie zieht sich ebenso durch den Film und führt zu rührend-schönen Szenen. Die Balance aus Humor, etwas Drama und weihnachtlicher Atmosphäre ist hier einfach absolut gelungen.

Einer von zahlreichen Filmen, aber der Klassiker unter ihnen

Kevin – Allein zu Haus ist der erste Teil einer ganzen Film-Reihe, aber erfolgreich und beliebt sind lediglich dieser und die ebenfalls gelungene Fortsetzung Kevin – Allein in New York aus dem Jahr 1992. Die weiteren Teile entstanden ohne Macaulay Culkin und teilweise auch ohne die McCallister-Familie, was wohl auch einer der vielen Gründe ist, warum diese fast schon unbekannt sind (die katastrophalen User-Ratings zeugen jedoch davon, dass bei den Filmen wohl noch ganz andere Aspekte schiefgelaufen sind). Im November 2021 erschien mit Nicht schon wieder allein zu Haus ein Remake des ersten Teils auf dem Streaming-Dienst Disney+, der gleichzeitig aber auch eine Art Fortsetzung darstellt, in der zum Beispiel Kevins Bruder Buzz (Devin Ratray, Dennis) einen Auftritt hat. Das Remake reicht dabei aber wie zu erwarten keinesfalls an den Charme des Originals heran, ist aber losgelöst davon recht solide. Hauptdarsteller Macaulay Culkin ist einer der Gründe, warum Teil 1 als derartiger Klassiker gehandelt wird. Der damals noch sehr junge Schauspieler verleiht Kevin eine sympathische und freche Art, spielt ihn aber gleichzeitig als absolut liebenswürdigen Knirps. Ein bitterer Beigeschmack hierbei ist sicherlich der Hintergrund von Culkins weiterer Lebensgeschichte, die zeigt, was so früher Erfolg mit einer Kinderseele anrichten kann. Dennoch ist Kevin – Allein zu Haus ein absoluter Klassiker, was auch an dem Soundtrack von Star-Komponist John Williams (Star Wars) liegt. Neben dem ikonischen Titelsong “Somewhere in My Memory” besteht dieser passenderweise vorrangig aus Weihnachtsliedern.

Fazit

Kevin – Allein zu Haus ist eine charmante Weihnachtskomödie, die mit einer liebenswerten Hauptfigur und besonders böse-witzigen Szenen aufwarten kann. Kevin ist einfach ein intelligenter Frechdachs, dem man gerne bei seinem Abenteuer zuschaut. Der Film ist absoluter Kult und das zurecht, denn die fiesen Fallen gegen die trotteligen Einbrecher sorgen einfach für bitterbösen Spaß. Lediglich das Verhalten der McCallisters zu Beginn wirkt gerade aus Perspektive eines Erwachsenen irgendwie sehr gemein, vor allem da suggeriert wird, nur Kevin hätte an seiner darauffolgenden Strafe Schuld. Das ändert aber natürlich nichts an dem durchgängigen Spaß-Faktor des Titels. Persönlich ist Kevin mein liebster Weihnachtsfilm, den ich immer wieder schauen kann, weil die Mischung aus erheiternden Szenen und typisch schönem Weihnachtsfilm einfach absolut gelungen ist.

© 20th Century Fox

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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