Kiss of the Dragon

Bei Agentenfilmen denkt man wohl zuerst an elegante Actionspektakel wie James Bond oder verzwickte Thriller wie Dame, König, As, Spion. Doch auch im Martial Arts-Genre finden sich diverse Filme mit Agentenhintergrund. Ein besonderer Tipp ist dabei die französisch-honkonger Koproduktion Kiss of the Dragon aus dem Jahr 2001. Unter der Regie Chris Nahons (Blood: The Last Vampire) mimt Jet Li (Hero) hier den chinesischen Geheimdienst-Offizier Liu Jian, der es in den Straßen von Paris mit dem korrupten Inspektor Richard aufnimmt.

    

Entgegen seiner Aussage am Flughafen nur zum Vergnügen in die französische Hauptstadt eingereist zu sein, ist der hochdekorierte Offizier der chinesischen Polizei Liu Jian tatsächlich wegen eines international agierenden Heroinschmugglers dort. Mit der Information, dass der gesuchte Verbrecher in Paris seinen französischen Kontakt für den Drogenverkehr trifft, soll Liu Jian in Zusammenarbeit mit Inspektor Richard und seinen Männern die Festnahme in die Wege leiten. Das befremdliche Verhalten der französischen Kollegen lässt sich vielleicht noch mit deren Widerwillen erklären, dass ihnen ein Beobachter bei ihrer Arbeit aufgezwungen wurde, doch mit dem Eintreffen des Gangsters verläuft der eigentlich geradlinige Auftrag dann endgültig nicht mehr nach Plan. Anstatt den Drogenschmuggler festzunehmen, lässt Richard diesen erst einmal seinen Vergnügungen nachgehen und ihn mit zwei Prostituierten auf ein Hotelzimmer verschwinden, wo eine der beiden Frauen kurzerhand mit einem Messer auf den Verbrecher einsticht. Liu versucht noch einzuschreiten, doch als Richard nicht nur den Drogenschmuggler, sondern auch eine der Prostituierten mit der Waffe des chinesischen Spezialagenten tötet, wird diesem klar, dass die ganze Sache inszeniert ist. Richard selbst ist der Kontaktmann für den Drogenhändler, und versucht nun, alle Spuren zu beseitigen um die Sache Liu anzuhängen. Mit Kampfkunst und Erfindungsgeist gelingt diesem jedoch die Flucht zurück zu seinem Schläferkontakt in Paris: Tai, ein Händler für Krabbenchips im Pariser Rotlichtviertel. Während Liu dort versteckt ausharrt, macht er Bekanntschaft mit der Prostituierten Jessica ohne zu wissen, dass diese die zweite Frau im Hotelzimmer war und die Schießerei versteckt im Bad überlebt hat. Was Liu ebenso wenig weiß, ist, dass Jessica von Richard mit Drogen und ihrer Tochter als Druckmittel unter Kontrolle gehalten wird.

Mit Akupunkturnadeln für die Gerechtigkeit

Originaltitel Kiss Of The Dragon
Jahr 2001
Land Frankreich
Genre Action, Martial Arts, Krimi
Regisseur Chris Nahon
Cast Liu Jian: Jet Li
Jessica Kamen: Bridget Fonda
Inspector Richard: Tchéky Karyo
Tai: Burt Kwouk
Lupo: Max Ryan
Mister Big: Ric Young
Max: John Forgeham
Chen: Kentaro
Zwilling 1: Cyril Raffaelli
Zwilling 2: Didier Azoulay
Laufzeit 98 Minuten
FSK

Wie viele Genres haben auch Martial Arts-Filme meist relativ feste Muster und Elemente. So zentral beispielsweise der Detektiv für den Krimi ist, so zentral ist hier der anständige Kämpfer, der sich mit seinen Fäusten gegen eine Übermacht moralisch verkommener Bösewichte wehrt. Je fester derartige Muster sind, umso wichtiger wwird es, diese Muster zu variieren, ohne jedoch ihre definierenden Bestandteile auszutauschen. Äußert sich das wiederum bei Krimis in einer Vielfalt von unterschiedlichen Detektiven und deren Hintergründen (vom hochfunktionellen Soziopathen bis zum Schachmeister), sind es bei den Martial Arts-Filmen meist Kämpfer, Kampfstil und Schauplatz, die für leicht zu unterscheidende Merkmale sorgen. Liu Jians Hintergrund als pflichtbewusster und grundanständiger Geheimdienstler sorgt für agententypische Dinge wie Schläferkontakte, Geheimfächer und tote Briefkästen mit Waffenarsenalen. Das innovativste Gimmick von ihm ist dabei aber, im Kampf Akupunkturnadeln einzusetzen, um damit entweder Leute auszuschalten oder auch helfend Schmerzen zu lindern. Paris als Schauplatz ist zudem ein dem Filmfreund sehr vertrauter Schauplatz, der hier in seinem winterlichen Grau mit seinen hässlicheren Ecken und einem Hip-Hop-Soundtrack einen guten Stimmungshintergrund für die Prügel- und Verfolgungssequenzen bildet.

Wie Pretty Woman mit Kung Fu und Automatikwaffen

Die Geschichte um Jet Lis Geheimdienstoffizier, dem ein Mord angehängt wird, der mit einem korrupten Polizeiapparat aufräumt und Bridget Fondas Figur nebenbei auch noch mit deren Tochter aus dem Waisenhaus wiedervereint, ist wahrscheinlich nicht sonderlich originell. Wenn dann auch noch ohne größere Konsequenzen Leute sterben wie die Fliegen und Granaten sowie überdimensionierte Automatikwaffen zum Einsatz kommen, ist das nicht sonderlich glaubwürdig, aber es ist ein echter Actionfilm. Sei es in Hotels oder Polizeistationen, es wird sich schnell und imposant geprügelt und als Waffe nimmt man, was halt grade zu Hand und Fuß ist, wie Bügeleisen und ballistische Billardkugeln, und das macht Freude. Der prüde Ernst von Liu sorgt dabei im Kontrast zu Jessica auch durchaus für einige komische Verschnaufpausen.

Mehr als nur eine Jet Li-Show

Während Jet Li macht, was er am besten kann – mit dem Charme eines Auftragskillers kunstvoll zu kämpfen – ist es auch dem Casting von Bridget Fonda (Jackie Brown) und Tchéky Karyo (The Core: Der innere Kern) zu verdanken, dass der Film einige Facetten mehr zu bieten hat. Erstere sorgt mit ihrer tragischen Vergangenheit für das nötige Mitleid, während Karyo einen durch und durch hassenswerten, korrupten und manipulativen Polizisten spielt. So erfreulich auch die nächstbeste Massenkeilerei ist, sorgen gerade diese beiden Figuren – geschundenes Opfer und unberechenbarer Bösewicht – sowie ihre Darstellung dafür, dass dem Zuschauer wirklich etwas am Erfolg des Geheimpolizisten aus China liegt.

Fazit

Obwohl man sich inzwischen an der Selbstverständlichkeit stören muss, mit der die einzige Frau mit mehr als drei Minuten Screentime in dem Film andauernd ein tränenaufgelöstes, rettungsbedürftiges Opfer ist, ist Kiss of the Dragon allemal noch ein guter und unterhaltsamer Actionfilm und ein Genuss im Martial Arts-Genre. Neben Jet Li in seiner internationalen Blütezeit kann man sich auch an den etwas in Vergessenheit geratenen Schauspielern Tchéky Karyo (inzwischen nur noch in rein französischen Produktionen zu sehen) und Bridget Fonda (einer der letzten Filme, bevor sie sich vom Filmgeschäft zurückgezogen hat) erfreuen.

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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