Labyrinthia
Manche Menschen basteln sich aus Europaletten Gartenmöbel. Charlie Steeds hat als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent ganz andere Ideen. Er baut aus dem Holz einen klaustrophobischen Gang, der die Fantasie anregt, wie das in der Kindheit ein paar Decken und Kissen konnten. In so einer Behausung kann alles passieren, wie etwa die Apokalypse, der nur ein paar letzte Menschen grimmig trotzen. Unterirdische Gänge, die Kannibalen und Falltüren beherbergen. Das ist Labyrinthia. Kostengünstige Endzeitaction.
Die Menschheit ist dem Untergang geweiht. Ein letzter Rettungsversuch muss her. Der Soldat Jack Deadman (Edward Carlton) steigt mit einem Team hinab in ein Tunnelsystem, in dem es noch Wasservorräte gibt. Doch dieser Ort namens Labyrinthia birgt viele Gefahren und die Mission scheitert kläglich. Zehn Jahre muss Jack in der Dunkelheit hausen, findet keinen Ausgang und kämpft erbittert ums Überleben. Er wird dabei zu dem Mythos, den man The Jackal (Costa Chard) nennt. Als der Junge Tegu (Dylan Curtis) ins Versteck des Schakals stolpert, beginnt ein letztes hoffnungsvolles Aufbäumen gegen den tyrannischen Herrscher Rameses (Barrington de la Roche).
Wenig Geld und wenig Ideen
Originaltitel | Deadman Apocalypse |
Jahr | 2016 |
Land | Großbritannien |
Genre | Action, Horror, Science Fiction |
Regisseur | Charlie Steeds |
Cast | The Jackal: Costa Chard Tegu: Dylan Curtis Alba Killbride: Kate Marie Davies Brogdale: Miguel de Barros Jack Deadman : Edward Carlton Emperor Rameses: Barrington de la Roche |
Laufzeit | 78 Minuten |
FSK |
Das Wort Low-Budget-Produktion wäre für Labyrinthia eine Schmeichelei. Etwa 1500 britische Pfund soll Charlie Steeds zur Verfügung gehabt haben und das sieht man auch. Ein enger Holztunnel sowie ein enger holzverkleideter Verschlag dienen größtenteils als Kulisse, um die klaustrophobische Unterwelt zu zeigen. Deshalb wäre es ziemlich unsportlich, lange darauf herumzureiten, dass Make-Up, Effekte und Kostüm nach kurzfristigen Karnevalseinfällen aussehen. Ein Hobbyfilmer kann aus wenig viel zaubern. Das Problem ist aber, dass es leider auch an Ideen mangelt. Apokalypse, Weltende, Wassermangel, Waffen, gut gegen böse und irgendwas mit Familie und Rache. Das war es auch schon. Und dabei wird kein noch so kleiner Fettnapf ausgelassen. Grimmig dreinschauen, lange Monologe, schwurbelige Liebesbezeugungen und alles wird sehr ernst vorgetragen. Labyrinthia könnte mit ein wenig Augenzwinkern für Unterhaltung sorgen. Den Bösewicht ein wenig überzeichnen, sich darin suhlen, dass hier in der untersten Schublade gewühlt wird und Trash-Fans kämen auf ihre Kosten.
Ziemlich viel Tell, keine gute Show
Das größte Problem zeigt sich beim Worldbuilding selbst. Eigentlich reicht es vollkommen zu sagen, dass die Erde nur noch eine Wüste ist. Wir kennen das aus genug Endzeitfilmen, um uns ein Bild zu machen. Es ist auch nicht von Nöten, dass in so einem Actionstreifen alles realistisch zugeht. Aber was auf dem Papier und den Erzählungen der Figuren interessant klingt, verpufft in der audiovisuellen Darstellung. So wird beispielsweise von einer schrecklichen Katastrophe erzählt, bei der viele Männer umkamen, die sich dann zu einem neuen Monster formten. Das entpuppt sich aber einfach als Typ mit Gasmaske überm Gesicht, der kaum mehr kann als bedrohlich grunzen und mit einer Waffe zu winken. Und immer wieder muss man sich als Zuschauer fragen, wie der Ort Labyrinthia überhaupt funktioniert. Die meisten Leute, die man zu sehen kriegt, haben einen gesunden Teint, gute Zähne, kaum zerschlissene Kleidung und Wasser wird nahezu großzügig verschwendet für eine kleine Machtdemonstration. Und all die tollen futuristischen Schusswaffen müsste nur mal jemand gegen eine ordentliche Axt eintauschen, dann wären sich verschiebende Wände auch kein Problem. Es fällt schwer in diese Welt einzutauchen, selbst mit dem besten Wohlwollen als erwartungsloser Zuschauer.
Langweilige Stereotype
Wenn das Budget keine Effekte, keine beeindruckenden Sets oder absurden Splatter zulässt, so kann das Drehbuch doch interessante Charaktere liefern. Doch Jack Deadman ist der altbekannte Held, der in Schuldgefühlen badet, weil seine Mission gescheitert ist und der sich durch seine Dialogzeilen beißt. Das ist leider schwer nachvollziehbar, da nie ganz klar ist, warum diese eine Mission jetzt als der rettende Moment gesehen wurde. Der Aufbau der Geschichte hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse und nicht eine einzige Figur hat einen denkwürdigen Moment, der erahnen lässt, dass Regisseur und Autor Steeds etwas bestimmtes zu sagen hat. Das Abspulen altbackener Klischees kann man sich in besserer Qualität ansehen.
Fazit
Ich bin ein großer Freund davon, positive Aspekte hervorzuheben. Und zu Labyrinthia fallen mir da sogar zwei ein. Zum einen zeigt diese Billigproduktion, dass man dem eigenen Traum vom Filmemachen einfach folgen soll. Ein paar einfache Effekte kriegen moderne Computer hin und Apokalypsen-Chic zaubert die Kleiderkiste schnell zusammen. Nur nicht aufgeben, einfach mal machen. Zum anderen könnte eine Rollenspielgruppe hier ein tolles Szenario für eine abgefahrene Kampagne bekommen. Frei von den Budgetzwängen kann das unterirdische Labyrinth in der Vorstellung eine Menge spannender Momente kreieren. Bei aller Liebe für Filme aus der Grabbelkiste, ich habe hier nicht gelacht (nicht mal unfreiwillig), ich finde das Worldbuilding uninspiriert bis lieblos und das Cover weckt falsche Erwartungen, dass jemand in Labyrinthia cool aussehen könnte. Das einzige, was mich noch länger beschäftigen wird, ist die Frage, ob die Tunnelrenner – unterirdisch genutzte Go-Karts, die grade so in die engen Schächte passen – einen Rückwärtsgang haben, per Hand umgedreht werden oder so lange im Kreis fahren müssen, bis man halt ankommt, wo man hin will.
© Tiberius Film