Light of my Life
Der dystopische SciFi-Thriller Children of Men aus dem Jahr 2006 zeigte ein Szenario, in dem keine Kinder mehr geboren werden und der Untergang der menschlichen Spezies unaufhaltsam scheint. In abgewandelter Form präsentiert uns Casey Affleck sein Drama Light of my Life. Der Schauspieler (Interstellar) fungiert in einer Doppelrolle als Regisseur und Hauptdarsteller in einer Geschichte, welche mal eben sämtliche Frauen und Mädchen verschwinden lässt. Dieses Ereignis liegt inhaltlich zehn Jahre zurück, sodass man sich nur ausmalen kann, wie aussichtslos das Szenario des Endzeit-Dramas erscheint. Doch ein Mädchen ist geblieben, was bedeutet, das dessen Existenz umso besser verschleiert werden sollte …
Rag (Anna Pniowsky, He’s Out There) ist ein etwa zehnjähriges Mädchen, das mit seinem Vater durch die Landschaft zieht. Viel ist von der Welt nicht geblieben, seitdem eine nicht näher bekannte Krankheit vor einem Jahrzehnt alle Frauen auslöschte. Rag kommt in ein Alter, in dem allmählich die Pubertät einsetzt und ein Mädchen zur Frau wird. Umso schwieriger fällt es ihrem Vater, die Identität seiner Tochter geheim zu halten. Denn er weiß, wie barbarisch die Welt sein kann und tut sein Nötigstes, um Rags Erscheinungsbild so männlich wie möglich zu halten. Da der Winter aufzieht, ist es an der Zeit, möglichst schnell eine Bleibe zu finden, denn der aktuelle Aufenthaltsort erscheint nicht sicher …
Globale Pandemie
Originaltitel | Light of my Life |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Drama, |
Regisseur | Casey Affleck |
Cast | Vater: Casey Affleck Mutter: Elisabeth Moss Rag: Anna Pniowsky Tom: Tom Bower Calvin: Hrothgar Mathews Lemmy: Timothy Webber |
Laufzeit | 119 Minuten |
Seit dem 24. Januar 2020 in Deutschland verfügbar |
Als inhaltlicher Taktgeber dienten Momente, die Affleck mit seinen eigenen Söhnen erlebte und zu Papier brachte. Ursprünglich hatte er die Geschichte zu Light of my Life als Grundlage für einen Animationsfilm vorgesehen. Doch es kam anders und so entstand schließlich ein Realfilm, der sich inhaltlich neben Titeln wie All is Lost oder The Road einreiht. Light of my Life verfehlt nicht die Präsentation seiner inhaltlichen Wucht: Der Schwere der Post-Pandemie kann man sich nicht entziehen und so sorgt der Verlauf der Geschichte für so manchen Wirkungstreffer beim Zuschauer. Der namenlose Held bewegt sich in einem emotionalen Minenfeld: Abgesehen davon, dass jeder Überlebende, der ihnen auf der Reise begegnet, potenzielle Gefahr bedeutet, muss er ein Kind erziehen und stellt sich eigenen Gefühlen wie Ängsten, Sorgen, Unsicherheiten und der Trauer um seine verstorbene Frau. Eine dankbare Rolle für Casey Affleck, für die er aus dem Endlosen schöpfen kann. Die Rolle des zerbrochenen Mannes hat er drauf und auch Jungdarstellerin Anna Pniowsky liefert ein anspruchsvolles Schauspieldebüt ab.
Unscheinbares Genre-Drama
Narrativ sorgt Light of my Life für einige Stolpersteine. Dialoglastigkeit ist hier das Stichwort, denn Vater und Tochter haben nur einander und sich darüber hinaus eine Menge zu erzählen. Die langen Gespräche unterbrechen immer wieder den Erzählfluss, der ohnehin bereits ins Leere läuft, da die Ausgangssituation, nämlich das Finden einer sicheren Unterkunft, schon relativ unspektakulär ausfällt. Obendrein sind die Dialoge häufig ziemlich belanglos und driften in Redundanzen für den Zuschauer ab. Das mag irgendwo den Anspruch verfolgen, realistisch zu sein (wo werden schon ausschließlich wichtige Gespräche geführt?), ist erzähltechnisch aber nur flach. Inhaltlich folgen dann klischeehaft typische Gespräche einer Heranwachsenden und dem Elternteil: Woher kommen Babies? Fragen, auf die auch Casey Affleck wenig Lust hat. Im letzten Drittel sorgt ein tonaler Shift dann für einen plötzlichen Kurswechsel, der sich nicht organisch anfühlt und den Eindruck entstehen lässt, als müsse noch zum Schluss ein Kontrastprogramm her.
Fazit
Viel herauszuholen ist aus Light of my Life nicht. Die Faszination liegt in der Prämisse und bleibt auch dort, während das Überleben von Vater und Tochter narrativ wenig Erfreuliches zu bieten hat. Anhänger stiller Geschichten in düsterer Umgebung mit Anspruch auf möglichst viel Realismus, werden sich wohlfühlen. Die Geschichte erfüllt die Erwartung, viel vom Alltag zweier Überlebender mitzubekommen inklusive der Gefahren, für die es gewappnet zu sein gilt. Wer nicht gewillt ist, sich auf die unaufgeregte Erzählweise einzulassen, wird aufgrund inhaltlicher Längen schnell wieder aussteigen.
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